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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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niemandem. Er musste mit Noors Familie Kontakt aufnehmen.
    Mayer wandte sich wortlos wieder seiner Arbeit zu, und Marc verließ den Raum. Er rieb sich die Schläfen und ging wie in Trance in die Küche. Er zog die Tür hinter sich zu, sank auf einen der Stühle am Esstisch und ließ den Kopf in die Hände fallen.
    Terrorverdächtig.
    Bilder rasten durch seinen Kopf. Schlagzeilen über Menschen, die in Gefängnissen verschwanden und nie wieder auftauchten. Wie Murat Kurnaz. Wie viele Jahre hatte der Bremer in Guantanamo verbracht, bis sich die deutsche Regierung für ihn eingesetzt hatte? Er musste etwas tun. Sofort. Er griff zu dem schnurlosen Telefon, das auf der Fensterbank stand. Wählte die Nummer von Valeries Kanzlei und verlangte ihren Seniorpartner zu sprechen. Als er diesem mit knappen Worten berichtete, was geschehen war, begegnete ihm tiefes Schweigen vom anderen Ende der Leitung.
    »Tut mir leid«, sagte der Senior schließlich. »Ich kann Ihnen in diesem Fall nicht helfen.« Ohne ein weiteres Wort beendete er das Gespräch. Was ging hier vor? Valerie arbeitete seit zehn Jahren mit diesem Mann zusammen, wie konnte er sie einfach so fallen lassen? Marc betrachtete den Apparat in seiner Hand misstrauisch. Vielleicht wollte er am Telefon nicht mit ihm darüber sprechen. Wurde es abgehört? Vermutlich. Nachdenklich stellte er das Gerät wieder in seine Ladeschale zurück und trat in den Flur, wo ihm Mayer bereits entgegenkam, gefolgt von den beiden Beamten in Zivil und den Uniformierten, von denen der eine einen mit Ordnern und Papieren gefüllten Umzugskarton trug und der andere Valeries Computer.
    »Ich denke, wir haben alles«, bemerkte Mayer. »Die Auswertung erfolgt im Polizeipräsidium.«
    »Ich verlange eine Quittung über die von Ihnen konfiszierten Gegenstände!« Marc war plötzlich wütend. Ob auf Valerie oder auf Mayer und seine Handlanger wusste er in diesem Moment nicht genau.
    »Selbstverständlich.« Mayer reichte ihm einen Zettel mit einer akribischen Auflistung der beschlagnahmten Gegenstände. Unterschrieben und abgestempelt.
    Sobald er sicher sein konnte, dass die Beamten fort waren, zog Marc sich seine Jacke über und stürmte aus dem Haus. Am Winterhuder Marktplatz war ein türkischer Gemüsehändler, bei dem er regelmäßig einkaufte. Der Geruch von eingelegten Oliven und Kräutern strömte ihm entgegen, als er die Ladentür aufstieß. Ahmed Khattab begrüßte ihn lächelnd. »Das Übliche?«, fragte er und griff nach einem Bündel Bananen. »Frisch vom Großmarkt.«
    »Nein, ich …« Marc kam sich plötzlich lächerlich vor. »Dürfte ich kurz Ihr Telefon benutzen? Es ist wirklich dringend.«
     
    Khattab sah ihn überrascht an, zog dann aber sein Handy aus der Brusttasche und öffnete die Tür zu einem kleinen Hinterzimmer, wo ein schmuckloser, mit Papieren völlig überladener Schreibtisch stand.
    Marc setzte sich und zog den Zettel mit Noor al-Almawis Telefonnummer heraus, die er sich zu Hause hastig notiert hatte. Es war die Nummer ihrer Praxis in St. Georg, in der sie als Kinderärztin hauptsächlich Kinder aus muslimischen Familien betreute. Er erreichte jedoch nur einen Anrufbeantworter, der ihm mitteilte, dass die Praxis bis auf Weiteres geschlossen sei. Er legte auf, während die Stimme der Sprechstundenhilfe noch Adressen und Telefonnummern der Vertretungsärzte ansagte, und wählte die zweite Nummer auf seinem Zettel. Er musste es oft klingeln lassen, bis sich schließlich eine ältere Frauenstimme meldete.
    »Noor ist nicht hier«, antwortete sie einsilbig. Ihr Akzent war so stark, dass Marc Mühe hatte, sie zu verstehen.
    »Ich muss dringend mit ihr sprechen. Wie kann ich sie erreichen?«
    »Noor ist nicht hier«, wiederholte die Frau und legte auf.
    Marc wählte die Nummer noch einmal. Diesmal ging niemand mehr ans Telefon. Als er aus dem Hinterzimmer zurück in den Laden kam, sah Ahmed Khattab ihn besorgt an. »Ist etwas passiert?«
    »Nein, alles in Ordnung.« Marc zwang sich zu einem Lächeln und kaufte dem Gemüsehändler als Dankeschön noch ein paar Mandarinen ab. Draußen auf der Straße warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war erst halb elf. Im Büro der Reederei wurde er erst gegen dreizehn Uhr erwartet. Noors Familie besaß eine der alten Villen in der Hochallee in Hamburg-Harvestehude – es war nicht einmal ein Umweg auf der Fahrt in die Stadt.
     
    Marc parkte seinen Wagen auf der anderen Straßenseite und betrachtete das weiße Haus im

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