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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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betrachtete er ebenso wie Mayer mehrfach die Filmsequenz, in der Valerie Weymann wütend die Fotografie auf den Boden warf. »Sie ist verdammt authentisch«, murmelte er kopfschüttelnd. Dann sah er auf zu Mayer. »Sollten wir tatsächlich einen Fehler gemacht haben mit ihrer Verhaftung?«, fragte er und zog sein Handy aus der Brusttasche seines Jacketts. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich die Bilddaten an unser Labor nach Langley schicken, damit sie dort noch einmal überprüft werden.«
    Mayer widersprach nicht. Die Amerikaner waren nach wie vor besser ausgerüstet. »Die ganze Beweislage ist so dürftig, dass es schwer ist, die Situation angemessen zu beurteilen«, sagte er, als Burroughs sein Gespräch in seinem schnellen, von einem Südstaatenakzent geprägten Amerikanisch beendet hatte, und dachte dabei an Valerie Weymanns Aussage.
    »Zweifeln Sie an unseren bisherigen Ermittlungsergebnissen?«, fragte Burroughs und ließ sein Handy wieder in seiner Brusttasche verschwinden. »Unterschätzen Sie al-Almawi nicht. Sie ist eine Hardlinerin. Eine Feministin. Für den Iran hat sie längst ein Einreiseverbot, und sowohl in Jordanien als auch im Irak war sie wegen ihrer Aktivitäten bereits kurzfristig inhaftiert. Sie haben doch Akteneinsicht gehabt.«
    »Sie ist und bleibt eine Frau in einer Gesellschaft, in der Frauen als Menschen zweiter Klasse angesehen werden«, widersprach Mayer. »Diese Frauen kämpfen nicht an der Seite ihrer Männer.«
    »Al-Almawi ist im Westen aufgewachsen und gehört einer Generation an, die zwischen den Kulturen und über solchen Konventionen steht«, sagte Burroughs. »Sie ist intelligent und ehrgeizig. Und sie hat eine
message
. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass diese Muslime die radikalsten sind.« Burroughs schaltete das Abspielgerät aus, das noch immer im Hintergrund lief. »Zudem hat sich Hamburg schon in der Vergangenheit als erfolgreiche Brutstätte für Terroristen erwiesen.« Bei seinen letzten Worten wurde seine Stimme unangenehm scharf. Drei der vier Piloten, die die Todesmaschinen am 11. September 2001 geflogen hatten, hatten in Hamburg gelebt. Sie waren Studenten der Technischen Universität in Harburg gewesen, jenem Stadtteil, der zum Teil fest in muslimischer Hand war.
    Mayer wusste, dass es reine Zeitverschwendung war, mit Burroughs zu streiten, wenn er so von sich und seiner Meinung eingenommen war. »Wir sollten die Ergebnisse aus Langley abwarten, bevor wir uns weiter in das Thema vertiefen«, sagte er ruhig und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wann rechnen Sie damit?«
    »Heute Nacht«, erwiderte Burroughs. »Die Kollegen sind schnell.« Er lächelte plötzlich. »Sie glauben mir nicht in Bezug auf al-Almawi.«
    »Nein.«
    »Sie hat heute Morgen gestanden.«
    »Heute Morgen?« Mayer war nicht wirklich überrascht. Er verspürte Unbehagen, und wenn er Noor al-Almawis Aufenthaltsort richtig vermutete, war es bemerkenswert, dass sie erst jetzt, zwei Wochen später, eingebrochen war. Es ärgerte ihn, dass Burroughs ihm die Information vorenthalten hatte. Ihr Geständnis verschärfte die Situation. »Warum haben Sie es nicht heute Morgen in der Runde mitgeteilt?«, fragte er den Amerikaner.
    »Ich wollte das Geständnis erst in Ruhe überprüfen, bevor ich es weiterleite.«
    Mayer spürte die Spannung, die sich in ihm aufbaute.
    »Wir müssen darauf bestehen, dass Noor al-Almawi nach Deutschland zurückgebracht wird«, hatte ihm sein Vorgesetzter erst am Vorabend mitgeteilt. »Wir können nicht stillschweigend dulden, dass die CIA Menschen in Deutschland kidnappt.« Ein Räuspern war diesen Worten durch die Leitung gefolgt. »Und schon gar nicht in diesem Fall.«
    Eine Order von ganz oben. So klang es zumindest. Und Mayer als der Verantwortliche vor Ort musste sehen, wie er die Kastanien aus dem Feuer holte, ohne damit die Politik, die ganz oben gemacht wurde, zu belasten.
    »Dafür sind wir nun mal da«, hatte ihm ein älterer Kollege bei einem gemeinsamen Auslandseinsatz einmal gesagt. »Informationen beschaffen und den Dreck wegräumen, den die anderen machen.«
    Kurz darauf war dieser Kollege von einer Autobombe getötet worden. Die Öffentlichkeit hatte nie erfahren, dass es sich um einen BND -Agenten gehandelt hatte, der bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war. Nicht einmal seine Familie durfte informiert werden. Sie lebte heute noch in dem Glauben, dass er sich irgendwo in Südamerika abgesetzt hatte. Es war diese Geschichte, die Mayer letztlich

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