MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
sie ihre Pferde noch ein wenig näher an das ihre. Mit grimmigen Gesichtern, die Hände an den Griffen ihrer Schwerter, gestatteten sie ihrem Verlobten misstrauisch, heranzureiten.
Nein, sie hatte keine Möglichkeit zur Flucht.
Aber sie hatte ihren Stolz. In der Hoffnung, dass er das aufgeregte Pochen ihres Herzens nicht bemerkte, setzte Linnet sich noch etwas gerader hin im Sattel und zwang sich, den feindseligen Blick'zu erwidern, den er ihr von unter seinem Helm zuwarf.
Er sollte ruhig merken, dass auch sie die Situation sehr unerfreulich fand. Und wahrscheinlich war es auch das Klügste, ihm gleich zu zeigen, dass sie sich nicht vor ihm ducken würde.
Duncan hob eine Augenbraue angesichts dieser unerwarteten Zurschaustellung von Mut seitens seiner Braut. Eine nahezu unkontrollierbare Wut hatte ihn erfasst, als er ihren abgetragenen Umhang und ihre abgenutzten Schuhe gesehen hatte. Selbst der feine arisaid, den sie über ihren Schultern trug, hatte Löcher! Alle Highlander wussten, dass ihr Vater ein Trunkenbold und Faulpelz war, aber er hätte nie gedacht, dass dieser Flegel seine Tochter beschämen würde, indem er sie in diesem Aufzug, schäbiger gekleidet als die ärmste Dörflerin, zu ihrem neuen Lehnsherrn und zukünftigen Ehemann schickte.
Duncan beugte sich im Sattel vor und blickte sie noch einmal prüfend an, froh über den Schatten seines Helms, der sein Gesicht fast vollständig vor ihr verbarg. Sicher dachte sie, sie missfiele ihm, statt zu erraten, dass es die unglaubliche Respektlosigkeit ihres Erzeugers war, die seinen Arger weckte.
Aye, ihr stolz erhobenes Kinn und ihr trotziger Blick gefielen ihm. Dieses Mädchen war kein Lamm. Die meisten Frauen von vornehmer Geburt würden in Selbstmitleid und Scham den Kopf hängen lassen, wenn sie in solchen Lumpen gesehen würden. Aber sie hatte seine Musterung mit Stolz und bewundernswerter Contenance über sich ergehen lassen.
Langsam glättete sich Duncans Stirn, und zu seinem eigenen Erstaunen verzogen sich seine Mundwinkel zu einem seiner raren Lächeln. Er unterdrückte es jedoch sofort wieder und kniff die Lippen zusammen, bevor das Lächeln sich ausbreiten konnte. Schließlich hatte er nicht um dieses Mädchen angehalten, um Gefallen an ihm zu finden.
Er wollte nichts anderes von ihr, als dass sie seinen Zweifeln, ob Robbie sein eigener Sohn war oder ein Bastard, ein Ende bereitete, dass sie sich um den Jungen kümmerte und dafür sorgte, dass sein Anblick ihm erspart blieb, falls sein Verdacht sich als richtig erweisen sollte. Weitaus wichtiger als ihr Charakter war die Frage, ob sie dem Jungen eine gute Stiefmutter sein könnte. Aber es freute Duncan jedenfalls, zu sehen, dass sie Rückgrat hatte.
Das würde sie auch brauchen, um seine Frau zu sein.
Die feindseligen Blicke ihrer Begleiter ignorierend, trieb er sein Pferd voran. Erst wenige Zentimeter vor ihrem struppigen Pony zügelte er das Tier.
Linnet straffte die Schultern, als er vor ihr stehen blieb, entschlossen, sich nichts von der ehrfürchtigen Bewunderung anmerken zu lassen, die sein prachtvolles Schlachtross ihr einflößte. Noch nie zuvor hatte sie ein solches Tier gesehen. Das Pferd war fast doppelt so groß wie ihr struppiges kleines Highland-Pony.
Sie hoffte, dass sie ihre Ehrfurcht vor dem Mann genauso gut verbarg.
»Könnt Ihr weiterreiten?« Des Schwarzen Ritters Stimme klang tief und männlich unter seinem Helm.
»Solltet Ihr ihr nicht die Hand küssen und sie fragen, ob sie müde ist von der langen Reise, bevor Ihr Euch erkundigt, ob sie weiterreiten kann?«, wandte Jamie, Linnets Lieblingsbruder, sich verärgert an MacKenzie. Die Bemerkungen ihrer anderen Brüder spiegelten Jamies Gefühle wider, aber Linnets Mut verließ sie, als ihr Verlobter sie alle, anstatt Jamies Frage zu beantworten, mit einem feindseligen Blick bedachte.
Respektierte er sie nicht genug, um sie wenigstens anständig zu begrüßen? War sie in seiner Achtung bereits so gesunken, dass er sämtliche Regeln der Ritterlichkeit vergessen hatte?
Empört über seinen Mangel an Höflichkeit, straffte sie trotzig ihre Schultern und schob ihr Kinn vor.
»Ich bin Linnet von Dundonnell«, sagte sie kühl und hob ihr Kinn noch etwas mehr. »Und wer seid Ihr, Mylord?«
»Es ist nicht der richtige Moment für Nettigkeiten. Ich möchte so schnell wie möglich von hier verschwinden, falls Ihr nicht zu müde seid.«
Sie war todmüde, aber sie wäre lieber gestorben, als Schwäche zu zeigen.
Linnet sah
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