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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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schwer atmend an den Türrahmen.
    »Und würde er heute noch leben, wäre ich die Lieblingskonkubine unseres guten Königs Robert«, versetzte Nella knapp mit einem scharfen Blick auf sie. »Die Wahrheit ist, dass Ihr weißer geworden seid als frisch gefallener Schnee, also erzählt mir nicht, es hätte Euch nichts bewegt.«
    Bewegt.
    Das war es - etwas hatte sie bewegt, und das zutiefst. Die Erkenntnis durchflutete sie wie ein Sturzbach goldener Wellen und befreite sie von den letzten dünnen Fäden des mächtigen Griffs des Fremden. Sie umfasste Nellas starke Hände mit ihren eigenen, die heftig zitterten. »Ich habe etwas gefühlt«, hauchte sie, beeindruckt von der Tiefe der Qual des Mannes und wie betäubt von der Intensität seines Verlangens.
    »Und was habt Ihr gespürt?«, beharrte Nella und drückte ermutigend Madelines Hand.
    Madeline zögerte, nicht bereit, die Qual des Fremden mit jemandem zu teilen, aber auch nicht in der Lage, ihre Verwunderung über alles andere zu verbergen.
    »Nun?«, fragte Nella wieder.
    »Ich habe Liebe gespürt.«
    »Liebe?«
    »Aye, Liebe«, wiederholte Madeline mit jäher Überzeugung. Das bloße Wort ließ ihre Nervenenden prickeln. »Herzzerreißende, ergreifende Liebe, die die Erde unter deinen Füßen zum Beben bringt.«
    Die Art von Liebe, von der sie in so vielen Nächten geträumt hatte.
    Die Erinnerungen an diese Träume hatte sie jedoch in dem Moment, als sie in Nellas Pilgermantel geschlüpft war, begraben.
    Mörderinnen verdienten es nicht, leidenschaftliche Liebe zu erfahren, und Nonnen war es nicht gestattet.
    In einer weit entfernten Ecke des Lands stand Iain MacLean mitten im großen Burgsaal von Baldoon und wappnete sich gegen die unerquickliche Gewissheit, dass jeder Engel, der seine Flügel zu Recht trug, nun stirnrunzelnd und in wütender Entrüstung auf ihn hinunterblicken musste.
    Bruchstücke seiner tief empfundenen Bedürfnisse, all seine Sehnsüchte und bestgehüteten Geheimnisse lasteten so schwer auf seinen breiten Schultern, wie die wabernden Rauchschwaden der zerstörten Kapelle ihn immer noch wie ein bedrückender Mantel bitterer Vorwürfe einhüllten.
    Mit dem unangenehmen Geschmack von in der Kehle aufsteigender Galle, bemühte er sich, die brennende Frustration zu ignorieren, die an seinen Eingeweiden fraß. Eine Ader pochte noch immer wild an seiner linken Schläfe, und sein Herzschlag dröhnte so laut in seinen Ohren, dass er das laute Chaos, das ihn umgab, fast nicht hören konnte.
    Nicht, dass all die Stimmfetzen ihm irgendetwas verraten würden, was er noch nicht wusste.
    Die beschämenden Folgen seiner Gedankenlosigkeit waren unauslöschlich in seinem Bewusstsein eingraviert. Und vermutlich tanzten sie auch schon auf den flinken Zungen sämtlicher Klatschmäuler der Inseln.
    Iain biss die Zähne zusammen und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht.
    Ein Anfall blinder Wut, ein versehentlich umgestoßener Kerzenleuchter, und die Hölle war ausgebrochen, und ihre höhnisch johlenden Bewohner krallten ihre scharfen Klauen um seine gequälte Seele, um ihm einen Vorgeschmack auf die ihn erwartende Verdammnis zu geben.
    Wieder blinzelte er gegen den beißenden Rauch in seinen Augen, atmete tief und versuchte, nicht zu husten. Wenn die Heiligen nur eine Spur von Erbarmen hätten, würden sie auch ihn von dem rasenden Inferno in Baldoons Kapelle vernichten lassen.
    Bedauerlicherweise aber, und zu seinem starken Ärger, hatte sein Bruder, Donall der Kühne, das verehrte Oberhaupt des großartigen Clans MacLean, ganz offensichtlich andere Pläne.
    Donall MacLean, der genauso groß wie Iain war und sowohl den gleichen beeindruckenden Körperbau als auch das gleiche gute Aussehen besaß, richtete einen abschätzenden Blick auf die noch immer rauchende Kapelle... und die grimmig dreinschauenden Krieger, die sich immer näher um ihn und seinen Bruder scharten. Getreue Freunde, die Iains aufbrausendes Temperament kannten und wussten, wie schnell die Funken zwischen diesen beiden Brüdern, die einander so täuschend ähnlich sahen, dass fast alle, die ihnen zum ersten Mal begegneten, sie für Zwillinge hielten, fliegen konnten.
    Stets bereit, den Wünschen ihres Lehnsherrn unverzüglich nachzukommen, benötigten die treuen Krieger keine weitere Ermutigung als ein fast unmerkliches Nicken Donalls des Kühnen, um einen engen, halbkreisförmigen Kordon um Iain zu bilden.
    Eine undurchdringliche Barriere zwischen Iain und den Flammen, die an den Mauern der

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