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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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Familie einzubeziehen; vielleicht war es dies, was sie in Schwung hielt.
    »Die meisten Passagiere
61 waren krank«, schrieb Père Maurile. »Einige von ihnen hatten das Fieber, und die anderen zollten Neptun ihren schmerzlichen Tribut und spien das, was sie gegessen hatten, aus, um die Fische zu füttern.« Ohne Zweifel gehörten auch eine oder zwei von den d'Aubignés zu den Seekranken, die tagelang apathisch dalagen, wie Rabelais' Antiheld Panurg, »sprachlos
62 , niedergeschlagen und verwirrt«.
    Françoise hat die Reise tatsächlich nur knapp überlebt. Sie wurde zum Opfer einer der zahlreichen fiebrigen Erkrankungen, die ihre Zeitgenossen an Land und auf See heimsuchten. Ihr Zustand verschlimmerte sich, sie schien im Sterben zu liegen, und schließlich hatte es den Anschein, als sei sie tot. Man wickelte ihren steifen kleinen Körper in ein Laken und legte ihn auf eine Planke, um ihn über die Reling in die Tiefe zu kippen. Man murmelte einige Gebete, und Jeanne trat herzu, offenbar, um ihrer Tochter einen letzten Kuß auf die Stirn zu drücken. Doch der Kuß wurde nie gegeben, denn Jeanne entdeckte plötzlich ein Lebenszeichen, vielleicht einen Rest Wärme, ein Heben der Augenlider oder einen schwachen Puls – es genügte jedenfalls für einen Aufschrei und einige Rufe, die einen Notfall an Bord meldeten. Françoise wurde von der Planke genommen, das Laken abgeworfen und ihr Körper hektisch mit wärmendem Alkohol eingerieben, und sie erholte sich. »Nicht umsonst
63 kehrt man von so weit her zurück«, sollte ein schmeichelnder Bischof bemerken, als er die Geschichte Jahrzehnte später hörte.
    * *
    Anfang November 1644 ging die Isabelle bei Fort Royal
64 auf der Insel Martinique vor Anker, wo eine Handvoll französischer Soldaten eine tapfere kleine Festung bewachte. Einige Tage später segelte sie weiter zu der Siedlung Pointe Allègre auf Guadeloupe, hundert Meilen nördlich von dort; hier war neun Jahre zuvor eine kleine Kolonie französischer Baumwoll- und Tabakpflanzer gegründet worden
65 .
    Angesichts der Stellung Constants als künftiger Gouverneur einer der Inseln wurde die Familie am Hafen von Charles Houël, dem Gouverneur Guadeloupes, empfangen, der sie zu seiner offiziellen Residenz brachte, sehr wahrscheinlich ein angenehmer Ort, denn die Insel hatte bereits eine Reihe von geräumigen Pflanzerhäusern aufzuweisen. Constant wird der Aufenthalt bei Houël gefallen haben, der selbst etwas von einem Abenteurer hatte – später sollte er sich selbst zum Direktor der sagenhaft lukrativen Zuckerindustrie von Guadeloupe ernennen und die ganze Insel aufkaufen
66 . Doch Constant fehlte jetzt die Muße, um mit ihm über Zukunftsträume zu plaudern. Er ließ seine Familie zurück und brach zusammen mit Merry Rolle, Bonnefon und Jacquières sowie ihren engagés zu der winzigen Nachbarinsel Marie-Galante auf. Von Columbus persönlich 1493 nach seinem Schiff, der Maria Galanda , benannt, war es eher ein Inselchen als eine richtige Insel, denn der Durchmesser betrug gerade einmal fünfzehn Kilometer. Bisher noch von keiner der großen Mächte kolonisiert, war Marie-Galante dem Vernehmen nach nur von »Irois« bewohnt, Karibenindianern, deren Bewaffnung nur aus einigen Bögen und Pfeilen bestand. Ihrer würde man sich leicht mit Hilfe einiger tüchtiger Männer aus der Garnison auf Martinique entledigen können; es war sogar denkbar, daß die Eingeborenen sich wie die auf anderen Inseln als kooperativ erweisen würden. Jeanne und die Kinder warteten in der Residenz des Gouverneurs auf Guadeloupe.
    Die Regenzeit ging zu Ende, es war schwül. Alle fühlten sich elend, ausgenommen Charles. Zehn Jahre alt, extraver
tiert, abenteuerlustig und vor allem ein Junge, hatte er sich rasch mit der exotischen Umgebung vertraut gemacht. Mit einer Freiheit, die seiner Schwester verwehrt war, zog er tagtäglich aus, um sich mit neuen Freunden zu vergnügen, seien es andere Jungen aus Pflanzerfamilien, »schwarze Kariben« von gemischter Abstammung oder auch Sklavensöhne. Indianer zählten wahrscheinlich nicht zu seinen Freunden; ihre Zahl war durch neue Krankheiten und offene Gewaltanwendung stark zurückgegangen. Erst 25 Jahre zuvor waren französische Seeleute, die auf der Insel eintrafen, von »nackten Wilden
67 , rot bemalt und mit Pfeil und Bogen bewaffnet«, begrüßt worden, doch als die d'Aubignés kamen, sah man in Pointe Allègre oder einer der anderen Küstensiedlungen kaum noch Indianer. Zwischen Afrikanern

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