Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
Mar’osianer Sord’finns ritten, deren spitzer Kopfdorn Gegner aufspießen konnte, trieben die Verteidiger Delfine in die Schlacht. Das Blut von Fischen und Hydriten wogte im Wasser und schmeckte metallisch auf der Zunge.
Der Angreifer zog die Waffe an sich, um sie erneut vorzustoßen. Die Spitzen zuckten auf Gilam’eshs Hals zu. Er wich zurück – zu langsam. Der alte Körper hatte nicht die Kraft, dem Mar’os-Krieger zu entkommen. Gilam’eshs Körper zitterte, doch seine Gedanken waren ruhig. Er hatte Angst vor dem Schmerz, aber der Tod an sich schreckte ihn nicht. Es gab genug Freunde um ihn herum, die seinen Geist im Notfall aufnehmen würden. Er war ein Quan’rill. Wenn er starb, konnte er seinen Leib verlassen und weiterwandern. Mental machte er sich auf das Ende seines Körpers gefasst.
„Verschwinde!“, klackte eine zornige Stimme neben Gilam’esh. Chal’fir schloss zu ihm auf und verlor dabei keine Zeit. Aus einem armbrustähnlichen Gerät schossen zwei Pfeile und bohrten sich in den Mar’osianer. Einer blieb im knochigen Schutzpanzer stecken, doch der zweite drang ihm in den Hals. Der Angreifer trudelte zurück und verlor sich innerhalb weniger Sekunden zwischen den wogenden Leibern der Kämpfenden.
„Was machst du!“, herrschte Chal’fir Gilam’esh an, während sie ihn zurückzog. „Du sollst nicht mitkämpfen! Du bist zu alt!“
Gilam’esh fühlte sich zu schwach, um sofort zu antworten. Seine Kiemen arbeiteten hektisch. „Ich … ich wollte dabei sein …“
„Alter Narr!“ Chal’fir brachte ihn aus dem Kampfgebiet. „Nur weil du geistwandern kannst, musst du nicht dein Leben riskieren! Was denkst du dir eigentlich?“
Gilam’esh dachte daran zurück, wie er Chal’fir das erste Mal gesehen hatte, als sie in Ei’don’lot in sein Mentorium eingeschwommen war, höchstens halb so groß wie jetzt. Aber vorlaut war sie auch damals schon gewesen.
Er sah sich um. Sar’tus und Qual’pur kamen in Sicht, da konnte Ei’don nicht weit sein.
Es ist diese Schlacht , dachte Gilam’esh bei sich, ohne auf Chal’firs Frage zu antworten. Diese Schlacht wird darüber entscheiden, ob sie Ei’don zum Herrscher der Meere krönen oder nicht. Ich schwimme mitten in lebendiger Geschichte. Bin ein Teil davon.
Gilam’esh hatte nicht vergessen, dass es nicht seine Zeit war, in der er sich befand, und auch nicht seine Welt. Durch die Zeitblase im Flächenräumer waren er und Quart’ol weit in die Vergangenheit geraten. Außerdem befanden sie sich in einer Parallelwelt, in der die Entwicklungen nicht zwangsläufig so verlaufen mussten wie in der ihm vertrauten Realität. Trotzdem war es ein erhabenes Gefühl. Ei’don war eine Lichtgestalt in seinem Volk. Sein Wirken würde nach Jahrtausenden noch in der Erinnerung sein.
„Er kommt!“, klackte hinter ihm eine aufgeregte Stimme. Weitere Stimmen fielen ein. „Ei’don! Ei’don!“ Die Rufe wurden rhythmischer und lauter. Wie ein Chor schnalzten die Verteidiger den Namen. Man konnte sehen, wie der Ausruf die Anstrengungen der Ei’don-Anhänger sprunghaft anwachsen ließ. Sie kämpften mit neuer Kraft.
In Chal’firs Augen trat ein ehrfürchtiger Glanz. Sie richtete den Körper auf, drehte sich im Wasser nach Ei’don um. Auch Sar’tus und Qual’pur fuhren herum. Sie waren ein ungleiches Paar. Während Sar’tus vor Muskeln und Kraft strotzte, seine Augen hell und wach wirkten, war Qual’pur beinahe doppelt so dick, wirkte wie ein Träumer und schien nie wirklich bei der Sache zu sein.
Gilam’esh wusste, dass dieser Eindruck trog. Qual’pur gehörte zu den vorsichtigen Hydriten innerhalb Ei’dons Anhängerschar, aber er besaß einen scharfen Verstand und wartete oft mit außergewöhnlichen Ideen auf. Darüber hinaus besaß er mehr Mut, als man ihm zutraute. Ohne diesen Mut wäre er nicht auf dem Schlachtfeld.
Chal’fir schlug sich auf die Rüstung. „Ei’don!“, brüllte auch sie.
Gilam’eshs Scheitelkamm zitterte in den Wellen. Er fand die Ähnlichkeit zwischen den Ei’don-Anhängern und den Mar’os-Kriegern in diesem Augenblick erschreckend. Sicher, die Ei’dons trugen andere Rüstungen, die feiner gearbeitet waren und zu leuchten schienen, wenn Lichtstrahlen sie trafen. Doch in ihrem Fanatismus waren beide Seiten gleich stark.
Ei’don und Mar’os. Weiß und Schwarz. Nur dass Mar’os nicht selbst über dem Schelf schwamm. Er hatte einen Vertreter, der von seinen Jüngern verehrt wurde.
„Kar’oste!“, klackte
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