Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
und schnalzte es von der anderen Seite. Die Kämpfenden trennten sich. Es bildeten sich zwei Heere zurück. Tote und Verletzte trieben in der Gezeitenströmung. Hydriten mit geflochtenen Pflanzenbinden am Arm kümmerten sich um Blutende. Sie halfen den Ei’don-Hydriten, zu denen sie gehörten. Die Mar’osianer überließen ihre Krieger dem Meer. Wer es nicht aus eigener Kraft zurück in die sicheren Reihen schaffte, hatte keine Heilung verdient.
Auf beiden Seiten bildeten sich Tunnel im Wasser. Die beiden Anführer schwammen hervor und zielstrebig aufeinander zu, bis sie mit drei Längen Abstand voreinander verhielten.
Gespenstische Stille legte sich über das Schelf. Selbst die Schreie der Verwundeten erschienen leiser als zuvor. Gilam’esh erhaschte einen Blick auf den Boden unter ihnen. In vier Metern Tiefe blitzten Speerspitzen, Dreizacke und Rüstungsteile auf. Dort versank die Ausrüstung, die die Toten nicht mehr brauchten. Sand wirbelte auf und machte die Sicht trüb.
Ei’don blickte Kar’oste furchtlos entgegen. Seine Gestalt wirkte schmächtig, wie die eines Junghydriten. Dabei hatte er das Alter zur Erwachsenenwerdung bereits überschritten. Die Haltung seines Körpers drückte Entschlossenheit und Ruhe aus. Gilam’esh atmete unwillkürlich langsamer. Das war eine Wirkung, die Ei’dons Auftauchen auf viele hatte. Frieden zog in sein Herz ein. Am liebsten hätte er seine Waffe losgelassen. Und damit war er nicht der Einzige. Auf beiden Seiten ließen Hydriten ihre Speere und Dreizacke los.
Kar’oste stieß ein herrisches Klacken aus. „Behaltet eure Waffen!“ Er schwamm vor und fixierte Ei’don grimmig. „Deine Tricks sind bekannt, Wunderheiler. Aber dieses Mal wirst du damit nicht durchkommen!“ Der Mar’os-Krieger war sowohl in seiner Unbeherrschtheit als auch in seinem Auftreten das genaue Gegenteil von Ei’don. Er trug eine plumpe Rüstung aus roten Hummerschalen und hielt in der Linken einen Dreizack, der ihn um eine Kopflänge überragte. Zahlreiche Narben zeichneten sein Gesicht. Der Scheitelkamm wies in der Mitte einen Riss auf. Dennoch war Kar’oste kein typischer Mar’osianer.
Gilam’esh schauderte, als er daran dachte, dass Kar’oste den großen Nar’dir nach dessen Tod abgelöst und damit eine neue Welle des Schreckens über die Meere gebracht hatte. Denn Kar’oste kämpfte erstmals mit einem Mittel, dass er nie und nimmer selbst entwickelt hatte: Bionetik. Gilam’esh konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die in Höhlen lebenden Mar’os-Jünger dazu fähig waren. Jemand musste ihnen geholfen haben. Und er ahnte auch, wer das war.
Ei’dons Scheitelkamm stand aufrecht. Er breitete die Arme aus. „Kar’oste, lass uns diesen Wahnsinn beenden. Viele sind gestorben. Dein Mar’os durfte genug Blut trinken. Nimm nun deine Krieger und geh!“
„Nein.“ Kar’oste zeigte mit dem Dreizack auf seinen Widersacher. „Ich kenne dich, Ei’don. Als Kind hast du mir einmal in Ei’don’lot befohlen, mich zurückzuziehen. Du sprachst vier Worte und ich musste gehen. Ich habe es nicht vergessen. Man sagt dir und deinem innersten Kreis großartige Fähigkeiten nach. Doch auch jeder andere Hydrit kann sie erlangen. Es ist der Wille, der das Fleisch bezwingt!“
Ei’don senkte den Kopf. „Weise Worte, Kar’oste. Aber warum nutzt du deinen Willen zum Krieg?“
„Ich bin nicht gekommen, um zu reden, Ei’don!“ Kar’oste wandte sich um. „Befreit die Kraken!“
Qual’pur stieß einen klackenden Schrei aus. Er war nicht der Einzige. Die Anhänger Ei’dons gerieten in helle Aufregung. Verwirbelungen entstanden im Wasser.
„Bei allen Meeren“, brachte Chal’fir heraus, die Armbrust mit den kurzen Pfeilen anhebend. „Was ist das?“
Gilam’esh schluckte. Die Mar’os-Jünger wichen zur Seite. Sie flohen regelrecht. Einzig Kar’oste trieb aufrecht im Wasser, völlig regungslos. Sein Gesicht zeigte grimmigen Triumph.
Hinter Kar’oste schossen vier Wesen heran. Jedes war groß wie eine Transportqualle. Sie besaßen lange Tentakel, wie Kraken. Aber es waren keine Kraken, sondern Kampfmaschinen.
„Bionetik!“, stieß Sar’tus aus. „Die kann Ei’don nicht mental beeinflussen!“
Die Reihen der Ei’don-Anhänger gerieten ins Wanken. Keiner wusste, wie er auf diesen Angriff reagieren sollte. Schon wollten einige an vorderster Front fliehen. Ei’don selbst sah den Kraken mit starrem Blick entgegen. Er gab keine Anweisungen.
Gilam’esh streckte seine
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