Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
erschreckt. „Ist gut, mein Kleiner, dein Pa ist bei dir, alles ist gut.“ Er küsste und streichelte ihn und lauschte zugleich nach draußen, doch er hörte nichts – Leonard Pellham brüllte einfach zu laut.
Myrial stürzte ins Zimmer. „Ein Flugzeug!“ Sie lief zu ihrem Gatten und dem plärrenden Kind. „Was hat das zu bedeuten?“ Sie nahm ihm den fünfzehn Monate alten Jungen ab.
„Ein Raumschiff, kein Flugzeug.“ Rulfan ging zur Tür. „Sieht aus, als käme Maddrax uns besuchen.“
Myrial hatte sich aufs Bett gesetzt, ihr Kleid aufgeknöpft und gab Leo die Brust.
Als Rulfan gerade die Tür erreichte, wurde sie von außen aufgerissen. Eine der Turmwachen stand vor ihm. „Ein Feuervogel ist vor dem Burgtor gelandet, Herr“, meldete der Mann. Er atmete keuchend und Schweiß stand ihm auf der Stirn. Vermutlich hatte er einen Spurt von der Spitze des Hauptturms hier herunter hingelegt. „Sir Leonard nennt es ‚Shuttle‘, das soll ich Euch sagen.“
„Danke. Ich habe die Landung durch das Fenster beobachtet. Vermutlich ist es mein Freund Matthew Drax. Geh ruhig wieder auf deinen Posten.“
Plötzlich tönte von draußen eine unbekannte Stimme. Wenn sie von dem Shuttle kam, dann über sehr leistungsfähige Lautsprecher. Sie klang merkwürdig hoch und sprach Englisch mit ziemlich hartem Akzent.
„Ich komme ohne böse Absichten und wünsche den Herrn der Burg zu sprechen: Rulfan von Coellen!“, dröhnte die Stimme. „Ich habe eine Botschaft von Commander Matthew Drax für ihn. Wir treffen uns vor dem Tor der Burg.“
„Wer ist das?“, flüsterte Myrial.
Rulfan zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich gehe und schaue nach.“
„Sei vorsichtig, Rulfan, ich flehe dich an!“ Weil Myrial jetzt lauter sprach, erschrak der Säugling an ihrer Brust – er spuckte die Brustwarze aus und plärrte schon wieder.
„Du hast es doch gehört, Myrial“, entgegnete Rulfan. „Er ist im Auftrag von Matt hier. Dass er meinen alten Kampfnamen kennt, beweist es.“
„Trotzdem …“ Myrial setzte den Kleinen wieder und senkte die Stimme. „Da stimmt etwas nicht. Hörst du denn nicht, wie fremdartig und kalt diese Stimme klingt? Du darfst ihr nicht glauben!“
„Beruhige dich, mein Herz.“ Rulfan eilte zu ihr, streichelte sie und küsste sie auf die Stirn. „Ich verspreche dir, vorsichtig zu sein, okee? Bevor ich vor das Tor trete, gehe ich erst einmal hinunter in den Hort des Wissens und schau mir den Boten von dort aus über die Bildschirme an. Versprochen.“
„Gut.“ Sie nickte erleichtert, küsste seine liebkosende Hand und sah zu ihm hinauf. „Und dann gib mir bitte Bescheid, was du tun willst, ja?“
„Versprochen.“ Rulfan eilte aus dem Zimmer, sprang die Treppe hinunter, hastete ins Erdgeschoss. Dort gab es ein Schleusentor zum Hort des Wissens, der dreistöckig außen an die Burgmauer angebaut war, weil der Innenraum nicht genügend groß gewesen war, all die Gerätschaften, Werkstätten und Labore zu fassen. Die Schleuse stand offen. Dahinter, gleich unter dem ersten Monitor, hatte sich eine Traube aus Marsianern, Retrologen und Technos gebildet.
Patric Pancis winkte Rulfan zu sich und deutete auf den Bildschirm mit der Aufnahme der Torkamera. „Schau dir den Kerl an, Rulfan! Er sieht irgendwie krank aus.“
Der Albino blickte zum Monitor hinauf und sah eine bernsteinfarbene Gestalt am Rand des Burggrabens stehen – eine Gestalt in einem Exoskelett und länglichem, tentakelbewehrten Schädel, in dem man keine Augen sah.
„Matt Drax hat interessante Freunde“, sagte Pancis kopfschüttelnd. „Wo mag er den aufgegabelt haben?“
Die Marsianer Gonzales und Tsuyoshi tauchten neben ihnen auf. „Wir würden das Wesen gern näher kennenlernen“, sagte Damon Marshall Tsuyoshi. „Das Exoskelett interessiert uns.“
Rulfan gab sich zurückhaltend. „Die Frage ist, ob man ihm trauen kann.“ Myrials Sorge, die er zuerst für unbegründet gehalten hatte, hatte ihn angesteckt.
„Was soll schon passieren?“, sagte Gonzales, der Kommandant der Marsianer. „Er steht mutterseelenallein da draußen und ich sehe keine Waffen an ihm.“
Rulfan zögerte. „Er hat eine ganze Menge Metall an seinem Körper, das als Bewaffnung durchgehen könnte“, konterte er. Er konnte nicht wirklich sagen warum, aber das Wesen auf dem Monitor gefiel ihm nicht.
„Lass mich gehen“, schlug Patric Pancis vor. „Das ist doch eine großartige Gelegenheit, den Mimikrypter auszuprobieren. So eine
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