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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ans Fenster und sah hinaus in das von Nebelschwaden umschleierte Moor. »Ich weiß, ich weiß, ich sollte da auf den Tisch hauen! Aber hat's einen Sinn, Ewald? Ich bin froh, daß man mich dieses Experiment überhaupt machen läßt. Vielleicht wird man in hundert Jahren diesen Strafvollzug überall eingeführt haben, vielleicht auch nicht … ich für meinen Teil sehe, daß man junge Menschen leiten kann, wenn man ihre jungen, noch unvollkommenen Seelen erkennt. Sie können Ton in unseren Händen sein, aus dem man gute Menschen formt.«
    »Und an alles das glaubst du felsenfest?«
    »Ja.«
    »Prost Mahlzeit!« Dr. Röhrig setzte sich auf das Ledersofa. Es stand an der Rückwand des großen Raumes. »Es ist eigentlich eine rührende Erkenntnis, daß unsere harte Zeit noch solche Idealgestalten wie einen Dr. Schmidt hervorbringen kann.«
    Dr. Schmidt trat schnell vom Fenster zurück. »Sie sind da.«
    Dr. Röhrig sprang auf und trat ebenfalls ans Fenster. Über die Schulter seines Freundes sah er hinaus auf den großen Innenhof. Aus dem Stall I rollten in diesem Augenblick vier volle Mistkarren in Richtung auf den Misthaufen. Acht Mädchen in blauen Kleidern, derben Schuhen, langen, blauen Schürzen und verblichenen, ehemals blauen Kopftüchern marschierten über das Kopfsteinpflaster des Hofes. Vier schoben die Karren, vier trugen Mistgabeln auf der Schulter. Der grüne Wagen hatte vor der Aufnahme gehalten. Oberaufseherin Julie Spange und Hedwig Kronberg vom Block I kamen aus dem Haus und stellten sich neben der noch geschlossenen Wagentür auf. Der Fahrer stieg aus und grüßte. Er trug eine grüne Uniform, war jung und hoch gewachsen.
    »Da ist er wieder!« sagte Käthe Wollop zufrieden. »Dem laß ich nachher die Augen aus'n Kopp fallen.« Sie stakte ihre Mistgabel in die Karre, schob das Kopftuch zurück und nestelte am Oberteil ihres Kleides.
    »Käthe, laß den Blödsinn.« Hilde Marchinski stellte die Karre ab. »Was haste von vier Tagen Strafzelle?«
    Auch der zweite Beamte, amtlich die Begleitperson, stieg aus. Er klappte den Sitz um und wirkte energisch, wie es einem Gefängniswachtmeister zusteht. »Nun komm schon!« sagte er zur Verstärkung seines Willens.
    Aus dem grünen Wagen stieg ein schlankes, schüchternes Mädchen. Es hatte die langen blonden Haare hochgesteckt und nicht bedeckt. Unter einem Trenchcoatmantel trug sie einen grünrot gemusterten Schottenrock und einen weißen Pullover mit Rollkragen. Ihr folgte eine Beamtin, ein ältliches Mädchen mit einem Spitzmausgesicht.
    »Bewacht wie ein Schwerverbrecher«, sagte Dr. Schmidt sarkastisch. »Und hier darf sie frei herumlaufen …«
    »Sie trägt keine Gefängniskleidung?« fragte Dr. Röhrig erstaunt.
    »Das Urteil ist nach einer Berufung erst gestern rechtskräftig geworden. Außerdem kommen die Mädchen mit ihren eigenen Sachen zu uns, die sie dann auf der Kammer abgeben und gegen die Arbeitskleidung eintauschen. Nur die schon alten Semester, die aus den Gefängnissen zur Bewährung hierherkommen, tragen Anstaltskleidung.«
    Die Beamtin war mit Monika Busse im Haus verschwunden. Die acht Mädchen standen am Misthaufen und sahen hinüber zu dem grünen Wagen und den beiden Wachtmeistern, die sich eine Zigarette anzündeten.
    »Was findet ihr?« sagte Hilde Marchinski. »Die Neue sieht doof aus, was? Brav wie 'n Stiefmütterchen.«
    »Guck dir den Jungen an.« Käthe Wollop stieß Vivian v. Rothen in die Seite. »Der muß sich an seiner Zigarette festhalten. Paßt mal auf, wie der 'ne Hitzewelle kriegt.«
    Sie löste sich aus der Zusammenballung der acht blauen Körper und trat zwei Schritte vor. Dann schob sie ein Bein vor, hob mit einem Ruck den langen Rock bis zum Nabel und machte eine ordinäre, eindeutige Handbewegung. Der junge Wachtmeister drehte sich schroff um und stierte betroffen die Wand des Blocks I empor.
    »Dein Schäfchen«, sagte Dr. Röhrig spöttisch und klopfte Dr. Schmidt auf die Schulter. »Genau das wollte ich dir noch sagen, als uns die Ankunft des Wagens unterbrach: Ob in deiner offenen Anstalt oder im normalen Knast … an einem scheitert aller Idealismus und läßt dein pädagogisches Gebäude zusammenbrechen … und das ist die Explosion der Hormone! Daran scheitert jeder Strafvollzug … und wenn man ihnen pfundweise Soda ins Essen streut …«
    Die Beamtin kam wieder aus dem Haus und stieg nach einem Blick auf die acht Mädchen am Misthaufen wieder in den grünen Wagen. Ihre Aufgabe war erfüllt. Monika Busse war

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