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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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begonnen hatte. Schuld war nicht etwa die Aufregung, sondern der Vibrationsalarm meines Handys, das in der Innentasche meiner Jacke steckte. »Willst du nicht rangehen?«, fragte er, ohne dabei den Blick von meinem Busen abzuwenden.
    Von Wollen konnte überhaupt keine Rede sein. Verdammt, welcher Idiot wagte es, mich ausgerechnet jetzt zu stören?! Der Anrufer musste schon einen verdammt guten Grund haben, mir die Tour zu vermasseln. Eine Invasion von Außerirdischen oder eine Tsunamiwarnung für die Kölner Bucht – alles andere würde ich als Entschuldigung nicht gelten lassen. Mittlerweile war der Aufzug in der dritten Etage angekommen, die Tür öffnete sich geräuschlos. Hier trennten sich unsere Wege. Simons Büro befand sich auf der rechten, meins auf der linken Korridorseite. Zum Abschied winkte er mir noch einmal zu. Da ging er hin ...
    Vor Enttäuschung schluckte ich schwer. Um ein Haar hätte ich mit diesem Wahnsinnstyp ein Date gehabt! Nun hieß es wieder warten, warten, warten. Widerwillig zog ich mein Handy hervor.
    »Ja?!«, meldete ich mich, ohne vorher auf das Display gesehen zu haben. Zugegeben, meine Stimme hatte schon mal freundlicher geklungen, aber in Anbetracht der Situation fand ich es beinahe heldenhaft, dass ich den Störenfried nicht gleich zur Schnecke machte.
    »Hallo, ich bin’s.«
    Ich? Welcher Ich? Ichs Stimme war zweifelsfrei weiblich, was den Kreis der Verdächtigen zwar erheblich einschränkte, mich in Bezug auf die genaue Identität der Anruferin jedoch weiter im Dunkeln tappen ließ.
    »Wer ist Ich?«, fragte ich dementsprechend ungehalten. Ich war einfach nicht in Stimmung für heitere Ratespielchen.
    »Iiiich – Nina. Störe ich gerade?«
    »Ja«, gab ich unumwunden zu. »Aber ist schon okay«, fügte ich, um einen versöhnlichen Tonfall bemüht, schnell hinzu.
    Auch wenn der Zeitpunkt alles anderes als günstig war, so freute ich mich dennoch, dass meine Schwester sich endlich mal wieder meldete. Wir hatten seit Wochen – oder waren es bereits Monate? – nichts mehr voneinander gehört. Ich war in letzter Zeit noch mehr mit meiner Arbeit beschäftigt gewesen als sonst, denn ich hatte mich mächtig ins Zeug gelegt, um ein wichtiges Mandat für unsere Kanzlei an Land zu ziehen. Wenn meine Bemühungen Früchte trugen, konnte mich das beruflich einen großen Schritt vorwärtsbringen. Hans-Hermann, mein Boss, hatte mir über kurz oder lang eine Partnerschaft in der Kanzlei in Aussicht gestellt. Da mir »kurz« entschieden lieber wäre als »lang«, tat ich alles, was in meiner Macht stand, um die Sache zu beschleunigen.
    Während ich fleißig an meiner Karriere bastelte, hatte Nina vermutlich ihr privates Glück genossen. Sie hatte erst vor Kurzem geheiratet und war mit einem Schlag dreifache Mutter geworden. Unschöne Schwangerschaftsstreifen, schmerzhafte Wehen und der obligatorische Babyblues waren ihr dabei erspart geblieben, denn die Kinder nebst Haus, Garten und diversen Zeitschriftenabos hatte ihr Mann Daniel mit in die Ehe gebracht. Sicher hatte Nina in den vergangenen Wochen alle Hände voll damit zu tun gehabt, in ihre Rolle als Ehefrau und Mutter hineinzuwachsen. Ich brannte darauf zu erfahren, wie sich das neue Leben meiner Schwester entwickelt hatte.
    Auch wenn wir nicht täglich voneinander hörten oder gelegentlich, aus welchen Gründen auch immer, mal für eine Weile Funkstille herrschte, tat das unserem herzlichen Verhältnis keinen Abbruch. Ich wusste, dass ich jederzeit auf Nina zählen konnte. Wenn wir miteinander telefonierten, war es so, als hätten wir uns gestern erst zum Klönen in unserem Lieblingscafé getroffen. An diesem Tag kam die Unterhaltung jedoch nur sehr schleppend in Gang. Außerdem klang Ninas Stimme eigenartig gepresst. Kein Wunder, dass ich sie nicht sofort erkannt habe, dachte ich besorgt. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Schwesterherz, wir haben uns ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesprochen«, versuchte ich Nina aus der Reserve zu locken.
    »Stimmt«, antwortete sie knapp. Besonders redselig schien sie nicht gerade zu sein.
    Nach ihren Flitterwochen – streng genommen waren es Flittertage gewesen, denn mehr als ein langes Wochenende in Venedig war wegen der Kinder nicht drin gewesen – hatten wir das letzte Mal miteinander telefoniert. Wie eine gut geschüttelte Cola-Flasche war Nina vor Glück geradezu übergesprudelt, sie hatte fröhlich und rundherum zufrieden geklungen, ganz anders als jetzt.
    »Wahnsinn, wie die Zeit verfliegt«,

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