Maenner können auch anders
schützen!
Ich hatte ein total schlechtes Gewissen, dass ich Dich und Arne in meine Stimmung mit hineingezogen habe und Ihr jetzt auch ein Ding drehen wolltet. Ich hatte Angst, dass Du etwas tust, was Du hinterher bereust und wofür Du womöglich Dein Leben lang büßen musst.
Es gibt keine Internetkontrolle der Polizei, alles von mir ausgedacht, um euch zu bremsen. Gerold Tandler war CSU-Politiker und vor vielen Jahren Innenminister in Bayern, behauptet jedenfalls Wikipedia. Nicht sauer sein, aber ich war wirklich vollkommen fertig, als ich Deine Mail gelesen habe. Ja, und zugegeben, ich hatte schon eine Flasche Roten intus.
Das mache ich wieder gut, versprochen. Eine Flasche 1992er Médoc ist schon unterwegs an Dich!
Entschuldigung,
liebe Grüße
Tobias
16. 4.
18:12
Wie konntest du so was nur tun?!! Hast du einen schimmer, was für einen schiss ich hatte?! Arne übrigens auch. Der hat eine ganze packung kohletabletten geschluckt, so einen durchfall hatte der vor angst, in den knast zu kommen.
Mag ja sein, dass du das nur gut gemeint hast. Aber so was kannst du doch nicht bringen, eine getürkte mail schicken! Ich bin ja bei jedem joke dabei, aber so was …
Diese fake-mails, das ist ja ne richtige manie bei dir, ständig lässt du diese dinger los, und ich muss dann sehen, wo ich bleibe. Mit dieser büchersache und den briefen an carola war’s doch genauso.
Eigentlich müsste ich ja richtig sauer sein, aber du hast glück, heute habe ich superlaune.
Ich habe dir doch erzählt, dass ich mich noch mal mit agnes treffen musste. Und was soll ich sagen, surprise, surprise, das war total nett. Zuerst gab es natürlich ärger, wegen dieses buchs. Aber dann habe ich die hosen runtergelassen. Also nicht in echt. Ich habe ihr zwar nicht gesagt, dass diese ganze kinderbuchaktion eine lüge ist, aber ich habe zugegeben, dass ich als buchagent gar keine ahnung habe. Und auch keine kohle, um ihr einen vorschuss zu zahlen.
Natürlich war agnes sauer. Oder eher traurig, richtig geweint hat sie. Das tat mir dann ja doch leid. Ich habe versucht, sie zu trösten. Was soll ich sagen? Als entschuldigung habe ich ihr eine von meinen schmuckkollektionen geschenkt und sie zum essen eingeladen, nichts dolles, nur so ein halbinder im belgischen viertel. Aber agnes fand es super, das essen, das viertel, die ganzen leute.
Schließlich hat sie mir erzählt, dass sie in tübingen kunstgeschichte studiert hat. Anschließend wollte sie irgendwo in einem museum arbeiten. Hat aber nicht geklappt, jetzt jobbt sie im callcenter des südbadischen winzerverbandes und muss leuten in ganz deutschland wein andrehen. Macht ihr aber keinen spaß, deswegen wollte sie schriftstellerin werden. Schließlich, nachdem wir schon die dritte flasche von diesem indienschnaps getrunken hatten, hat sie mir verraten, warum sie das buch
eigentlich
geschrieben hat. Weil sie endlich von ihrer großen, heimlichen liebe bemerkt werden will, einem literaturprofessor in tübingen.
Na, da hatten wir natürlich unser gemeinsames thema. Sie ihren prof und ich meine carola. War ein ganz toller abend. Du hast völlig recht gehabt, das war richtig klasse, endlich mal mit einer frau über carola zu reden. Und du wirst es nicht glauben, genau wie du hat auch agnes gesagt, ich soll carola erst mal aufs wartegleis schieben. Umgekehrt habe ich agnes natürlich auch ein paar tipps gegeben, wie das mit den männern so ist. Keine ahnung, ob sie ihr helfen werden, aber immerhin, sie hat wieder gelacht. Ganzsüß eigentlich, die ist gar nicht so verstockt, wie ich zuerst gedacht habe.
Mehr ist dann nicht gelaufen. Agnes hat mich am ende zwar so angeguckt und gefragt, ob wir bei mir noch einen kaffee trinken wollen, doch ich habe keinen kaffee mehr.
Morgen will agnes zurück nach tübingen. Vielleicht treffen wir uns vorher noch mal.
Bis bald, tobias, bleib sauber und mach bloß nicht wieder so einen scheiß!
Mike
PS: Du hast mir wein geschickt? Da bin ich aber mal gespannt! Bin ja nicht so ein kenner, hauptsache süß und es knallt, sagt arne immer, aber ich mag ihn gerne auch ein bisschen sauer.
16. 4.
22.13
Lieber Mike,
ich entschuldige mich noch einmal und verspreche, dass das nicht wieder vorkommt. Ich bin ein notorischer Spieler, das hat mich eine Zeitlang fast die Existenz gekostet. Vor einigen Jahren bin ich regelmäßig ins Casino gefahren, um zu zocken. Je öfter ich das tat, desto mehr
Weitere Kostenlose Bücher