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Maenner können auch anders

Maenner können auch anders

Titel: Maenner können auch anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Nebe , Ralf Pingel
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einen campingurlaub auf juist, an der nordsee. Wir waren da zu viert, arne, ein gärtnerkumpel von ihm, ich und eine studentin, die ich mal in einem soziologieseminar kennengelernt hatte. Sie hießpia und war ein bisschen still, genau genommen wirkte sie ziemlich depressiv. Trotzdem sind arne und sein kumpel wie die gockel um sie herumgesprungen, gab da ja keine andere frau (war mitten im herbst). Natürlich total albern.
    Jedenfalls haben die beiden sich total lächerlich gemacht. Pia hat das richtig rausgerissen aus ihrer depriphase und hat mit denen ständig rumgeschäkert. Nur mit mir nicht. Mit mir wollte sie bloß reden. Stundenlang haben wir gequatscht, laber, laber, laber, über jeden scheiß, studium, ihren ex, carola, ob die amis selbst schuld an 9/11 sind, das übliche eben. Schließlich, nach vier stunden und drei flaschen rotwein hat sie mir ein küsschen auf die wange gedrückt und ist zu arnes arschlochkumpel in den schlafsack gekrochen.
     
    Na ja, jedenfalls bin ich an dem abend noch an den strand gewankt (der wein!!) und habe mir die glitzernden sterne und das meer angeschaut, genau so wie du deine eisberge. Stundenlang habe ich da gesessen, mitten in der natur. Das sanfte rauschen der brandung, die möwen – super! Musik hatte ich auch dabei. Ein kumpel aus dem copyshop hatte mir ein mp3-mix mit krautrock zusammengestellt. Ein bisschen strange, ich weiß (und mindestens genauso verstaubt wie elton john). Passte in der nacht aber irgendwie ganz gut!
     
    Und du hast recht: so eins mit der natur, da sieht man vieles klarer. Auf einmal war alles nicht so wichtig, pia, mein copyjob in köln, mein studium, alles. Ich kam mir vor wie buddha. Ich habe die augen geschlossen und mir vorgestellt, wie es wäre, wenn mein geist meinen körper verlassen könnte. Und weißt du was? Ich glaube,ein bisschen hat es geklappt! Auf jeden fall konnte ich mich für einen moment von oben sehen, wie ich da im schneidersitz im sand gehockt habe. Dann bin ich wie ein düsenjet nach köln gerast und habe gesehen, wie carola sich mit einer freundin in ihrer wohnung unterhalten hat. Ich weiß, jetzt hältst du mich für crazy, aber ich schwöre, ich stand neben ihr am sofa und habe auf ihren kopf geguckt! Ich habe versucht, sie anzusprechen, doch sie hat mich nicht bemerkt, natürlich nicht.
     
    Später habe ich sie mal darauf angesprochen, ganz diskret natürlich, bin ja nicht bekloppt. Sie hat behauptet, sie wäre an dem tag auf einem attac-workshop in siegen gewesen, aber ich glaube, da hat sie bestimmt geflunkert.
     
    Apropos: Deinen spruch mit carola und dem fernglas habe ich nicht ganz kapiert. Du kannst mir glauben, ich habe sie mir schon oft im fernglas angeschaut. Und wie rum ich es auch gehalten habe, sie sah immer klasse aus.
     
    So, jetzt muss ich aber langsam schluss machen. Kölle spielt gegen gladbach, das gucke ich mir mit ein paar kumpels in der kneipe an.
     
    Ach ja, eins noch: Ich habe mir deinen bewerbungsordner noch mal angeschaut. Wie schön, dass du darüber lachen kannst, aber ich finde, das sieht alles sehr echt aus. Von arge habe ich nichts gefunden, und ich habe wirklich gesucht. Hast du wirklich keine schwierigkeiten? Schön, so gut kennen wir uns ja nicht, aberdu würdest mir doch sagen, wenn du im moment keinen job hast, oder? Muss dir auch überhaupt nicht peinlich sein, wirklich nicht. Ich wäre wirklich der letzte, der darüber lachen würde.
     
    Also dann, viele grüße aus kölle
    Mike

23. 3.
    8:04
    Also, lieber Mike,
     
    ich sage Dir mal klipp und klar, wie ich Carola in, sagen wir, zehn Jahren sehe.
    1. Sie wohnt in einem Eigenheim, vielleicht einer Wohnung – falls sie Kinder hat, etwas außerhalb in einem Haus. Beides muss nicht mal energiesparend sein.
    2. Sie ist verheiratet mit einem gutverdienenden Mann, den sie kirchlich geheiratet hat.
    3. Deswegen hat sie nach eigenem Bekunden nicht ihre Überzeugungen aufgegeben, sie kauft im Biosupermarkt und ernährt sich überwiegend vegetarisch.
    4. Außerdem arbeitet sie noch stundenweise in einem Szeneladen.
     
    Sollte einer dieser Punkte nicht zutreffen, zahle ich Dir in zehn Jahren 5.000 Euro auf Dein Konto. Das meine ich ernst.
    Vor allem will ich Dich aber davor bewahren, Dich zu verrennen und Dein großes Talent zu verschleudern. Du hast eine starke Kraft in Dir, wenn du sogar Deinen Körper verlassen kannst (ich glaube absolut daran!), das kann wahrlich nicht jeder.
    Mir ist das auch einmal während einer Meditationssitzung

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