Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
geradezu als Messmethode für das Markenimage einsetzen. Wie wäre es zum Beispiel mit Aral-Glatt, Siemens-Shave oder MicroSaft? Und was sollten die Manager jener Firmen daraus schließen?
Bei Rasier-Insidern stehen aber auch die anderweitig positiv besetzten Marken-Düfte nicht hoch im Kurs, nicht nur weil es sich um stark marketinggestützte Massenware handelt, sondern auch weil sie in den allermeisten Fällen synthetische Riechstoffe enthalten. Und der Trend bei allen, die Wert auf gute Rasur legen, ist ganz klar, sich auf Naturprodukte zu konzentrieren und zwar auf möglichst bewährte Mischungen, die es schon seit Jahrzehnten gibt und die auch Prince Charles und James Bond benutzen. Das trifft auf viele der Designer-Düfte mit Sicherheit nicht zu, und es ist oft fraglich, ob es den einzelnen Duft in einigen Jahrzehnten noch geben wird.
Davon unabhängig halte ich die Unterscheidung in natürlich und synthetisch im Einzelfall für sehr fragwürdig, weil sie nicht nach wirklich klaren Kriterien erfolgt, sondern eher nach Gefühl. Wenn ein Chemieprodukt nur alt genug ist, dann wirkt es auf einmal "natürlich" (Seife ist ein gutes Beispiel), wogegen die Vorteile neuer Stoffe oft nicht gesehen werden, weil sie eben als synthetisch gelten (und in fünfzig Jahren vielleicht als bewährt).
Entscheide für dich, ob du (und deine Frau) ein Aftershave magst, und prüfe, ob du es verträgst. Und wenn eine – wie auch immer definierte Natürlichkeit – für dich wichtig oder unwichtig ist, dann ist es auch richtig, danach auszuwählen. Bedenke aber bitte, dass viele scheinbar natürliche Duftrichtungen inzwischen nicht auf natürlichen Duftölen aufbauen, sondern auf synthetisierten Riechstoffen. Wie bereits erwähnt, kommen uns heutzutage die natürlichen Stoffe sogar oft zu intensiv, unfein oder sogar falsch vor. Das liegt vielleicht daran, dass wir unser Geruchsempfinden oft gar nicht mehr an den Originalgerüchen schulen, sondern an dem, was uns in gängigen Kosmetik- und Haushaltsprodukten vor die Nase kommt.
Wie auch immer: Die Designer schrecken nicht davor zurück, die Möglichkeiten zu nutzen, die die synthetischen Riechstoffe bieten, was manchmal zu wirklich interessanten Neuerungen führt. Ein Parfüm wie Bulgari Black mit dem technischen Einschlag eines fabrikneuen Autoreifens kann durchaus auch das Zeug zum Klassiker haben.
Pitralon und andere Klassiker
Männer nehmen Pitralon. (Pitralon-Werbung aus den 1960ern)
Pitralon ist die klassische Variante des "Sind sie zu stark, bist du zu schwach". Wegen des hohen Alkoholanteils hat es den Ruf, nur starke Männer nicht in die Knie gehen zu lassen. Zu diesem herb-männlichen Image gehört auch der eher einfache Geruch nach Zedernöl, der sich zwischen der deutschen und schweizerischen Variante deutlich unterscheidet. Die schweizerische soll am ähnlichsten zum klassischen Geruch von früher sein und hat damit nicht nur den größeren Kultfaktor, sondern riecht auch natürlicher als das deutsche. Obwohl Pitralon im deutschsprachigen Raum recht bekannt ist, hat es sich in andere Ländern praktisch nicht verbreitet, wenn man von Nachahmungen wie "Ralon" (ebenfalls auf großem rotem Punkt gedruckt) einmal absieht.
Allerdings ist die legendäre Stärke tatsächlich eher eine Legende: Ich finde es nicht heftiger als andere alkoholbasierte Aftershaves, dafür riecht es wirklich sehr einfach, aber nicht uninteressant. Wenn du Holzdüfte lieber verfeinert hast, dann sieh dich einmal nach Rasierwässern mit Sandel-, Zypressen- oder Zedernholz um, die oft entfernt ähnlich sind und seit einigen Jahren in Mode gekommen sind, zum Beispiel von Taylor of Old Bond Street, Geo F. Trumper oder l'Occitane. Ansonsten kann man Pitralon aber unbesorgt einsetzen; was sich so lange bewährt hat, kann gar nicht schlecht sein. Im Gegenteil, Viele berichten, dass sie es viel besser vertragen als die meisten anderen alkoholbasierten Rasierwässer.
Noch verbreiteter als Pitralon sind die allgegenwärtigen Duftnoten von Tabac Original und Irish Moos . Es sind alles klassische Altherrendüfte, die es in jedem Supermarkt zu kaufen gibt und die Generation für Generation neue Anhänger finden. Das Erstaunliche ist: Obwohl sie einfach riechen, haben sie nichts mit den Gummi-Gerüchen der Produkte gemeinsam, die über die Jahre hinweg kommen und gehen.
Dominica Bay Rum
Gewissermaßen der Gegenpol zu den Designerdüften ist mit
Weitere Kostenlose Bücher