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Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Titel: Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Rieck
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Zusammenstellung zu Duftkompositionen ist übrigens vergleichsweise jung: Diese Vorgehensweise ist erst in den späten 1800er Jahren entstanden, mit Frankreich als Hochburg. Bis heute ist daher die kleine Parfümstadt Grasse   einen eigenen Besuch wert. Sie hat eine eigene Tourismusindustrie daraus entwickelt, dass man an den verschiedensten Stellen Parfümerien besichtigen kann – eine der wenigen Gelegenheiten, einmal eine Duftorgel   (eine gestufte Ablage für hunderte verschiedener Riechstoffe) aus der Nähe zu sehen und mit etwas Glück auch die verschiedensten Duftöle einmal selber riechen zu dürfen.
     
    Was übrigens eine zu gewissem Grad frustrierende Erfahrung ist: Als normalem Menschen gelingt es in der Regel nur, ganz wenige Gerüche sicher zu unterscheiden und wiedererkennen zu können. Wer es auf zweihundert bringt, kann schon Wettbewerbe gewinnen, und wer auf über tausend kommen will, braucht nicht nur eine seltene Begabung, sondern muss auch hart dafür trainieren. Vermutlich wird derjenige dann auch ein hochbezahlter Parfümeur   (der anerkennend "Nase" genannt wird).
     
    Bevor der Berufsstand des Parfümeurs entstanden war, gab es zwar auch schon Wohlgerüche, aber ausschließlich geradlinige Düfte, die von einem oder wenigen Stoffen ausgingen, wie Zedernholz oder Styrax   (die man übrigens bis heute zum Räuchern kaufen kann). Auch heute findet man noch vereinzelt diese einfachen und auf Natürlichkeit bedachten Düfte zum Beispiel in Limes von Trumper oder dem Zypressenduft Eav des Baux von l'Occitane. Später wurden dann Riechstoffe aus Blüten, Blättern, Früchten, Harzen, Hölzern, Tiersekreten usw. extrahiert, die die systematische Komposition auch komplexerer Duftgebilde erlaubten. Es werden etwa 200 dieser natürlichen Essenzen verwendet (die aber jeweils eine Vielzahl dessen enthalten können, was wir heute als "Riechstoffe [16] " bezeichnen, also den Substanzen, denen eine eigene Geruchsempfindung zugeordnet werden kann).
     
    Heutzutage werden diese aber zunehmend durch synthetische Riechstoffe   verdrängt. Anfangs waren das möglichst naturgetreue Abbildungen natürlicher Vorlagen, die den Vorteil haben, billiger zu sein und in konstanter Qualität geliefert werden zu können, ohne mit dem Artenschutz in Konflikt zu geraten. Auch eignen sich synthetische Stoffe in Fällen, in denen die natürlichen häufig Allergien auslösen. Mehr und mehr entstehen aber völlig neuartige synthetische Riechstoffe, die in der Natur kein Vorbild haben. Es geht heutzutage so weit, dass wir gelernt haben, bestimmte Gerüche mit einer Marketing-Aussage zu identifizieren, ohne dass es eine tatsächliche Verbindung gäbe ("Meeresfrische-Haushaltsreiniger", "mit der Kraft von Ozon").
     
    Es gibt etwa zehnmal so viele synthetische Riechstoffe wie natürliche Essenzen, nämlich etwa 2000 synthetische (wohlriechende) Riechstoffe, also Duftstoffe. Wenn man einmal annimmt, dass ein Parfüm aus bis zu 50 solcher Essenzen gebildet wird, dann hat man erst mit synthetischen Riechstoffen knapp das Googol   (das ist eine Eins mit 100 Nullen) an Möglichkeiten voll. Mit rein natürlichen Essenzen kommt man nur auf etwa 10 45 Möglichkeiten, was nicht ganz so sehr nach einer grässlichen Einschränkung aussieht.
     
    Allerdings gibt es dennoch eine Menge Parfümideen, die sich mit traditionellen Duftstoffen nicht verwirklichen lassen, zum Beispiel flüchtige Düfte wie Zitrus in der Basisnote einzusetzen oder haftende Düfte wie Moschus in der Kopfnote. Das liegt daran, dass die Geruchsempfindung verursachenden Moleküle bestimmte physikalische Eigenschaften haben, die den Grad ihrer Flüchtigkeit bestimmen. Erst durch synthetisches Design kann es gelingen, Dinge wie ein kleines, flüchtiges nach Moschus riechendes Molekül zu erzeugen, was dem Parfümeur völlig neue Möglichkeiten geben kann. Ein wenig geht der Trend bei den "modernen" Parfüms allerdings dahin, konstante Düfte zu kreieren, die vom ersten Augenblick an weitgehend so riechen wie im gesamten späteren Verlauf – etwas, das mit natürlichen Essenzen bei komplexeren Zusammenstellungen nicht möglich wäre.
     
    Als Duftklassifizierungen findet man beispielsweise grün, blumig, krautig, würzig, orientalisch, und zwar unabhängig davon, ob es sich um natürliche oder synthetische Riechstoffe handelt. Da es noch keine Internet-Geruchsübertragung gibt, helfen derartige Klassifizierungen ein wenig, wenn man andere Gerüche aus einer dieser

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