Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

ist dieser: Die Produkte sind so konstruiert, dass sie einen durchschnittlichen Anwender zufriedenstellen, selbst dann, wenn er keinerlei Interesse hat, dem Thema größere Aufmerksamkeit zu schenken. Für alle anderen gibt es Besseres.
     
    Kurz und knapp: Die Einweichwirkung des Dosenschaums ist insgesamt geringer, entfaltet sich aber schneller, und er hat keinerlei Fähigkeit rückzufetten (Seite  212 ). Dafür ist er für pH-empfindliche Haut besser verträglich als Rasierseife. Ich halte Dosenschaum zwar für prinzipiell verwendbar, allerdings ist mir die Zeitersparnis zu gering im Vergleich zum Verlust an morgendlichem Genuss. Der Unterschied ist vergleichbar zu Tiefkühlkost versus selbst zubereitetem Essen. Man stirbt voraussichtlich auch nicht an Tiefkühlkost, aber sie schmeckt schlechter, man hat weniger Variationsmöglichkeiten und es geht nur dann deutlich schneller, wenn man von Speisenzubereitung wenig Ahnung hat.
     

Parfümierung  
     
... [da] man im Gegensatz zum Mittelalter und Altertum im stande ist, nicht bloß die Materialien, wie sie die Natur bietet, sondern auch die hieraus gezogenen ätherischen Öle zu verwenden. (Brockhaus Konversations-Lexikon, 1896)
     
    Bei den Rasierseifen und –cremes dient die Parfümierung [15] im Wesentlichen dem Wohlbefinden während des Gebrauchs, weil der Duft meist schnell verfliegt und außerdem von einem Aftershave weitgehend überdeckt wird. Daher kann man bei der Rasierseife oder –creme ruhig beliebig experimentierfreudig sein, sollte sich beim Aftershave aber zurückhalten: Der eigene Geruch ist ein wichtiges Erkennungs-, wenn nicht gar Persönlichkeitsmerkmal.
     
    Wie wichtig der Geruch ist, sagt eine Studie des Psychologen Harald Euler. 80% der von ihm befragten Frauen haben schon einmal an der getragenen Kleidung ihres Partners gerochen, um sich über dessen Abwesenheit zu trösten. Da die meisten Männer das noch nie getan haben, wissen sie gar nicht, wie wichtig Gerüche für Frauen sind. Also: Suche ein Aftershave, das zu dir passt, und bleibe dabei. Daher kann es in diesem Abschnitt nur einen recht allgemeinen Überblick geben, suchen muss jeder selbst.
     
    Wenn du den Duft eines Rasierwassers beurteilen willst, dann versuche es nicht nur auf einem Teststreifen   in der Parfümerie, sondern trage es auf die eigene Haut auf. Angeblich sollen gut durchblutete Stellen, wie die Ader auf der Unterseite des Arms, dafür am besten geeignet sein, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Oberseite des Unterarms am ähnlichsten wie im Gesicht wirkt, möglicherweise, weil dort im Gegensatz zur Unterseite Haare wachsen; im Detail ist das aber bei jeder Person anders. Teststreifen können allenfalls für eine Vorauswahl helfen. Für die Düfte, die in die engere Auswahl kommen, ist es empfehlenswert, statt des üblichen Papierstreifens ein Glasstäbchen zu verwenden, weil dieses keinerlei Eigengeruch hat. Und falls die Nase nach mehreren Duftdurchgängen eine kleine Ruhepause braucht: eine Tasse mit Kaffeebohnen   neutralisiert sehr gut den Geruchssinn, sodass man schneller wieder weitermachen kann.
     
    Damit die Auswahl von Erfolg gekrönt ist, lohnt es sich, ein paar Hintergrundinformationen über die Parfümierung zu kennen:
     
    Nur wenige klassische Parfüms entwickeln ihren endgültigen Duft sofort. Demgegenüber entwickeln die meisten Parfüms einen Geruchsablauf, in dem zunächst die schneller flüchtigen Bestandteile dominieren und dann immer mehr die stärker haftenden an Einfluss gewinnen. Man benennt drei Phasen: Kopfnote   oder Angeruch, Herznote   oder Mittelnote   und Basisnote   oder Nachgeruch. Daher ist es unmöglich, ein solches Parfüm sofort nach dem Auftragen zu beurteilen, weil sich die Herz- und Basisnote erst später entfalten. Schließlich sind es diese, die man im täglichen Gebrauch überwiegend wahrnimmt und die den eigentlichen Charakter des Parfüms bestimmen.
     
    Wenn ein Parfümeur mit natürlichen Essenzen arbeitet, hat er wenig Freiheitsgrade, welche Duftrichtung in der Kopf- und welche in der Basisnote erscheint: Frische Düfte wie Zitrus   sind zum Beispiel generell schnell flüchtig und daher eine typische Kopfnote. Aus dem gleichen Grund gibt es auch kein Parfüm auf natürlicher Basis mit Zitrusduft, das lang anhaltend ist. Extrakte aus Hölzern hingegen oder auch Moschus sind sehr lang anhaltend und daher typische Basisnoten.
     
    Die systematische Trennung einzelner Düfte und deren künstlerische