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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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kleine Mädchen – die Kleider sind weiß wie der Schnee, lange, grüne Seidenbänder flattern von den Hüten – sitzen und schaukeln sich; der Bruder, welcher größer ist, als sie, steht in der Schaukel, er hat den Arm um das Seil geschlagen, um sich zu halten, denn in der einen Hand hält er eine kleine Schale, in der andern eine Thonpfeife, er bläst Seifenblasen. Die Schaukel geht und die Blasen fliegen mit schönen, wechselnden Farben; die letzte hängt noch am Pfeifenstiele, und biegt sich im Winde; die Schaukel geht. Der kleine, schwarze Hund, leicht wie die Blasen, erhebt sich auf den Hinterfüßen, und will mit in die Schaukel; sie fliegt; der Hund fällt, bellt und ist böse; er wird geneckt, die Blasen bersten. – Ein schaukelndes Brett, ein zerspringendes Schaumbild ist mein Gesang!«
    »Es ist wohl möglich, daß es hübsch ist, was Du erzählst, aber Du sagst es so traurig und erwähnst des kleinen Karl gar nicht.«
    Was sagen die Hyacinthen?
    »Es waren drei schöne Schwestern, durchsichtig und fein. Das Kleid der einen war rot, das der andern blau, das der dritten ganz weiß. Hand in Hand tanzten sie beim stillen See im klaren Mondscheine. Es waren keine Elfen, es waren Menschenkinder. Dort duftete es süß, und die Mädchen verschwanden im Walde; der Duft wurde stärker; drei Särge, darin lagen die schönen Mädchen, glitten von des Waldes Dickicht über den See dahin; die Johanniswürmchen flogen leuchtend ringsumher als kleine, schwebende Lichter. Schlafen die tanzenden Mädchen oder sind sie tot? – Der Blumenduft sagt, sie sind Leichen; die Abendglocke läutet den Grabgesang.«
    »Du machst mich ganz betrübt!« sagte das kleine Gretchen. »Du duftest so stark; ich muß an die toten Mädchen denken! Ach, ist denn der kleine Karl wirklich tot? Die Rosen sind unten in der Erde gewesen, und sie sagten: nein!«
    »Kling, klang!« läuteten die Hyacinthenglocken. »Wir läuten nicht für den kleinen Karl, wir kennen ihn nicht! Wir singen nur unser Lied, das einzige, welches wir können!«
    Und Gretchen ging zur Butterblume, die aus den glänzenden, grünen Blättern hervorschien.
    »Du bist eine kleine, klare Sonne!« sagte Gretchen. »Sage mir, ob Du weißt, wo ich meinen Gespielen finden kann?«
    Und die Butterblume glänzte so schön und sah wieder auf Gretchen. Welches Lied konnte die Butterblume wohl singen? Es handelte auch nicht von Karl.
    »In einem kleinen Hofe schien die liebe Gottessonne am ersten Frühlingstage schön warm, ihre Strahlen glitten an des Nachbarhauses weißen Wänden hinab, dicht dabei wuchs die erste gelbe Blume und glänzte golden in den warmen Sonnenstrahlen. Die alte Großmutter saß draußen in ihrem Stuhl, die Enkelin, ein armes, schönes Dienstmädchen, kehrte von einem kurzen Besuche heim; sie küßte die Großmutter. Es war Gold, Herzensgold in dem gesegneten Kusse. Gold im Munde, Gold im Grunde, Gold dort in der Morgenstunde! Sieh, das ist meine kleine Geschichte!« sagte die Butterblume.
    »Meine arme, alte Großmutter!« seufzte Gretchen. »Ja, sie sehnt sich gewiß nach mir, ist betrübt über mich, ebenso, wie sie es über den kleinen Karl war. Aber ich komme bald wieder nach Hause, und dann bringe ich ihn mit. – Es nützt zu nichts, daß ich die Blumen frage, die wissen nur ihr eigenes Lied, sie geben mir keinen Bescheid!« Und dann band sie ihr kleines Kleid auf, damit sie rascher gehen könne; aber die Pfingstlilie schlug ihr über das Bein, indem sie darüber hinsprang. Da blieb sie stehen, betrachtete die lange, gelbe Blume und fragte: »Weißt Du vielleicht etwas?« und sie bog sich ganz zur Pfingstlilie herab; und was sagte die?
    »Ich kann mich selbst erblicken, ich kann mich selbst sehen,« sagte die Pfingstlilie. »O, o, wie ich dufte! – Oben in dem kleinen Erkerzimmer steht, halb bekleidet, eine kleine Tänzerin, sie steht bald auf einem Beine, bald auf beiden, sie tritt die ganze Welt mit Füßen, sie ist nichts als Augenverblendung. Sie gießt Wasser aus dem Theetopf auf ein Stück Zeug aus, welches sie hält, es ist der Schnürleib – Reinlichkeit ist eine schöne Sache! Das weiße Kleid hängt am Haken, das ist auch im Theetopf gewaschen und auf dem Dache getrocknet; sie zieht es an, nimmt das safrangelbe Tuch um den Hals, so scheint das Kleid weißer. Das Bein ausgestreckt! Sieh, wie sie auf einem Stiele prangt! Ich kann mich selbst erblicken! Ich kann mich selbst sehen!«
    »Darum kümmere ich mich gar nicht!« sagte Gretchen. »Das

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