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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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lösen und Dir hinaushelfen, damit Du nach Lappland laufen kannst. Du mußt aber tüchtig springen und dieses kleine Mädchen zum Schloß der Schneekönigin bringen, wo ihr Spielkamerad ist. Du hast wohl gehört, was sie erzählte, denn sie sprach laut genug und Du lauschtest.«
    Das Renntier sprang vor Freude hoch empor. Das Räubermädchen hob das kleine Gretchen hinauf und hatte die Vorsicht, sie fest zu binden, ja sogar ihr ein kleines Kissen zum Sitzen zu geben. »Das ist einerlei,« sagte sie, »da hast Du Deine Pelzschuhe, denn es wird kalt, aber den Muff behalte ich, der ist gar zu niedlich! Darum sollst Du doch nicht frieren. Hier hast Du meiner Mutter große Fausthandschuhe, die reichen Dir gerade bis zum Ellenbogen hinauf; ziehe sie an! – Nun siehst Du an den Händen gerade wie meine häßliche Mutter aus!«
    Gretchen weinte vor Freude.
    »Ich kann nicht leiden, daß Du weinst!« sagte das kleine Räubermädchen. »Nun mußt Du gerade recht froh aussehen; und da hast Du zwei Brote und einen Schinken, dann wirst Du nicht hungern.« Beides wurde hinten auf das Renntier gebunden; das kleine Räubermädchen öffnete die Thür, lockte alle großen Hunde herein, durchschnitt dann den Strick mit ihrem scharfen Messer und sagte zum Renntier: »Laufe, aber gieb recht auf das kleine Mädchen acht!«
    Gretchen streckte die beiden Hände mit den großen Fausthandschuhen gegen das Räubermädchen aus und sagte Lebewohl, und dann flog das Renntier über Stock und Stein davon, durch den großen Wald, über Sümpfe und Steppen, soviel es nur konnte. Die Wölfe heulten und die Raben schrieen. Es war gerade, als sprühte der Himmel Feuer.
    »Das sind meine alten Nordlichter!« sagte das Renntier, »sieh, wie sie leuchten!« Und dann lief es noch schneller davon; Nacht und Tag. Die Brote wurden verzehrt, der Schinken auch, und dann waren sie in Lappland.
     
Sechste Geschichte.
     
    Die Lappin und die Finnin.
     
    Vor einem kleinen Hause hielten sie an, es war sehr ärmlich; das Dach ging bis zur Erde hinunter, und die Thür war so niedrig, daß die Familie auf dem Bauch kriechen mußte, wenn sie heraus oder hinein kommen wollte. Hier war außer einer alten Lappin, welche bei einer Thranlampe Fische kochte, niemand zu Hause. Das Renntier erzählte Gretchens ganze Geschichte, aber zuerst seine eigene, denn diese erschien ihm weit wichtiger, und Gretchen war von der Kälte so mitgenommen, daß sie nicht sprechen konnte.
    »Ach, Ihr Armen,« sagte die Lappin, »da habt Ihr noch weit zu laufen! Ihr müßt über hundert Meilen weit nach Finnmarken hinein, denn dort wohnt die Schneekönigin auf dem Lande und brennt jeden Abend bengalische Flammen. Ich werde ein paar Worte auf einen trockenen Klippfisch schreiben, Papier habe ich nicht, den werde ich Euch für die Finnin dort oben mitgeben; die kann Euch besser Bescheid erteilen als ich.«
    Und als Gretchen nun erwärmt worden war und zu essen und zu trinken erhalten hatte, schrieb die Lappin ein paar Worte auf einen trockenen Klippfisch, bat Gretchen, wohl darauf zu achten, band sie wieder auf das Renntier fest, und dieses sprang davon. Die ganze Nacht brannten die schönsten, blauen Nordlichter; – und dann kamen sie nach Finnland und klopften an den Schornstein der Finnin, denn sie hatte nicht einmal eine Thür.
    Da war eine Hitze drinnen, sodaß die Finnin selbst fast ganz nackt ging; sie war klein und dabei ganz schmutzig. Sie löste gleich die Kleider des kleinen Gretchen auf, zog ihr die Fausthandschuhe und Stiefel aus, denn sonst wäre es ihr zu heiß geworden, legte dem Renntier ein Stück Eis auf den Kopf und las dann, was auf dem Klippfisch geschrieben stand. Sie las es dreimal, und dann wußte sie es auswendig und steckte den Fisch in den Suppenkessel, denn der konnte ja gut gegessen werden, und sie verschwendete nie etwas.
    Nun erzählte das Renntier zuerst seine Geschichte, dann die des kleinen Gretchen, und die Finnin blinzelte mit den klugen Augen, sagte aber gar nichts.
    »Du bist klug!« sagte das Renntier. »Ich weiß, Du kannst alle Winde der Welt in einen Zwirnsfaden zusammenbinden wenn der Schiffer den einen Knoten löst, so erhält er guten Wind, löst er den andern, dann weht es scharf, und löst er den dritten und vierten, dann stürmt es, daß die Wälder umfallen. Willst Du nicht dem kleinen Mädchen einen Trank geben, daß sie Zwölf-Männer-Kraft erhält und die Schneekönigin überwindet?«
    »Zwölf-Männer-Kraft,« sagte die Finnin, »ja, das

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