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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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eines Gartens noch nie im Schlosse des Königs gewesen sind, oder nicht wissen, daß es dort Nachts so munter hergeht. Deshalb will ich Dir etwas sagen! Dann wird er recht erstaunen, der Lehrer, welcher hier nebenan wohnt, Du kennst ihn ja wohl? Wenn Du in seinen Garten kommst, mußt Du einer der Blumen erzählen, daß draußen auf dem Schlosse großer Ball ist, dann sagt diese es allen andern wieder, und sie fliegen fort. Kommt dann der Lehrer in den Garten hinaus, so ist nicht eine einzige Blume da, und er kann gar nicht begreifen, wo sie geblieben sind.«
    »Aber wie kann es die Blume den andern erzählen? Die Blumen können ja nicht sprechen!«
    »Nein, das können sie freilich nicht!« erwiderte der Student, »aber dann geben sie sich Zeichen! Hast Du nicht oft gesehen, daß, wenn es ein wenig weht, die Blumen sich beugen und alle die grünen Blätter bewegen? Das ist eben so deutlich, als ob sie sprächen!«
    »Kann der Lehrer denn die Zeichen verstehen?« fragte Ida.
    »Ja, sicherlich! Er kam eines Morgens in seinen Garten und sah eine große Brennessel stehen und mit ihren Blättern einer schönen, roten Nelke Zeichen geben. ›Du bist niedlich und ich bin Dir gut,‹ sagte sie, aber dergleichen kann der Lehrer nicht leiden, und schlug sogleich der Brennessel auf die Blätter, denn das sind ihre Finger, aber da brannte er sich, und seit der Zeit wagt er es nicht, eine Brennessel anzurühren.«
    »Das ist lustig!« sagte die kleine Ida und lachte.
    »Wie kann man einem Kinde so etwas erzählen!« sagte der alte Herr, welcher zum Besuch gekommen war und im Sopha saß. Dieser konnte den Studenten gar nicht leiden und brummte immer, wenn er ihn die possierlichen, munteren Bilder ausschneiden sah; bald war es ein Mann, der an einem Galgen hing und ein Herz in der Hand hielt, denn er war ein Herzendieb, bald eine alte Hexe, welche auf einem Besen ritt und ihren Mann auf der Nase hatte; das konnte der alte Herr nicht leiden, und dann sagte er, gerade wie jetzt: »Wie kann man einem Kinde so etwas erzählen! Das sind dumme Luftschlösser!«
    Aber der kleinen Ida schien es doch recht drollig zu sein, was der Student von ihren Blumen erzählte, und sie dachte viel daran. Die Blumen ließen die Köpfe hängen, denn sie waren müde, da sie die ganze Nacht getanzt hatten. Da ging sie mit ihnen zu ihrem anderen Spielzeug, welches auf einem niedlichen, kleinen Tische stand, und das ganze Schubfach war voll schöner Sachen. Im Puppenbette lag ihre Puppe Sophie und schlief, aber die kleine Ida sagte ihr: »Du mußt aufstehen, Sophie, und Dich damit begnügen, diese Nacht im Schubkasten zu liegen, die armen Blumen sind krank und da müssen sie in Deinem Bette liegen, vielleicht werden sie dann wieder munter!« Da nahm sie die Puppe heraus, die sehr verdrießlich aussah und nicht ein einziges Wort sagte, denn sie war ärgerlich, weil sie ihr Bett nicht behalten konnte.
    Dann legte Ida die Blumen in das Puppenbett, zog die kleine Decke ganz über sie herauf, und sagte, nun sollen sie hübsch still liegen, so wolle sie ihnen Thee kochen, damit sie wieder munter werden und morgen aufstehen könnten, und sie zog die Vorhänge dicht um das kleine Bett zusammen, damit die Sonne ihnen nicht in die Augen schiene.
    Den ganzen Abend konnte sie nicht unterlassen, an das zu denken, was ihr der Student erzählt hatte, und als sie nun selbst zu Bette gehen sollte, mußte sie erst hinter die Vorhänge sehen, welche vor den Fenstern herabhingen, wo ihrer Mutter herrliche Blumen standen, sowohl Hyacinthen wie Tulpen und da flüsterte sie ganz leise: »Ich weiß wohl, Ihr sollt diese Nacht tanzen!« Aber die Blumen thaten, als ob sie nichts verständen und rührten kein Blatt, allein die kleine Ida wußte doch, was sie wußte.
    Als sie zu Bette gegangen war, dachte sie lange daran, wie hübsch es sein müsse, die schönen Blumen draußen im Schlosse des Königs tanzen zu sehen. »Ob meine Blumen wirklich mit dabei gewesen sein mögen?« Aber dann schlief sie ein. In der Nacht erwachte sie wieder; sie hatte von den Blumen und dem Studenten, den der alte Herr gescholten und gesagt hatte, er wolle ihr etwas einbilden, geträumt. Es war ganz stille in der Schlafstube, wo Ida lag; die Nachtlampe brannte auf dem Tische und Vater und Mutter schliefen.
    »Ob meine Blumen nun wohl in Sophiens Bett liegen?« sagte sie bei sich selbst, »gern möchte ich es wissen!« Sie erhob sich ein wenig und blickte nach der Thür, welche angelehnt stand, drinnen lagen

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