Maerchenhochzeit in Granada
gerade erträglich."
„Wie nett von Ihnen!" ließ sich im nächsten Moment eine Stimme aus dem Dunkeln vernehmen.
Sie wirbelten herum und sahen einen Mann aus dem Sessel am Fenster aufstehen und die Stehlampe anknipsen. Maggie erschauerte, und nicht nur, weil er plötzlich aufgetaucht war. Es lag an ihm. Er hatte etwas Gefährliches an sich, das spürte sie instinktiv.
Bevor sie ihn fragen konnte, wer er war und was er hier machte, hörte sie Catalina flüstern:
„Sebastian!"
Ach du meine Güte! dachte Maggie.
Als sie ihn betrachtete, wurde ihr klar, dass sie ein ganz falsches Bild von ihm gehabt hatte.
Sebastian de Santiago war kein alter Herr, sondern allenfalls Ende dreißig, fast einen Meter neunzig groß und muskulös wie ein Athlet.
Nur sein Gesicht verriet den Stolz und die Arroganz, die sie erwartet hatte und die ihm vermutlich in die Wiege gelegt worden waren. Und seine dunklen Augen ließen noch etwas anderes erkennen - unverhohlenen Zorn.
Sebastian gab sich jedoch höflich-distanziert. „Guten Abend, Catalina", sagte er ruhig.
„Wärst du wohl so nett, mich dieser Lady vorzustellen?"
Catalina riss sich zusammen: „Senora Margarita Cortez, Don Sebastian de Santiago."
Sebastian neigte den Kopf. „Guten Abend, Senora. Freut mich, Sie endlich kennen zu lernen.
Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass Sie so jung sind."
Er musterte sie abschätzend, und Maggie hob trotzig das Kinn.
„Von einem Mindestalter war nicht die Rede, Senor", erwiderte sie forsch. „Verlangt waren sehr gute Spanischkenntnisse und die Fähigkeit, Catalina mit den englischen Sitten und Gebräuchen vertraut zu machen."
„Dann erlauben Sie mir die Bemerkung, dass Sie Ihre Kompetenzen überschritten haben.
Gehört zu Ihrem Aufgabenbereich auch, dass Sie mich kritisieren, oder ist das eine englische Sitte, von der ich noch nicht gehört habe?"
„Sie interpretieren zu viel in unser Gespräch hinein." Es gelang Maggie, amüsiert zu klingen. „Catalina und ich waren im Theater und anschließend essen und haben einfach nur herumgealbert."
„Also", bemerkte er spöttisch. „Es war also nicht ernst ge meint, als Sie ihr geraten haben, sich nicht in eine Ehe mit einem Ungeheuer zwingen zu lassen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich darüber bin."
„Das bin ich auch", konterte sie.
Sebastian zog die Augenbrauen hoch, ging jedoch nicht darauf ein.
„Ich muss jetzt los", fuhr sie fort. „Ich rufe mir nur ein Taxi..."
Schnell versperrte er ihr den Weg zum Telefon. „Vorher würde ich gern hören, wie Ihr Abend war. Hat Ihnen Julius Caesar gefallen?"
„Sehr sogar", platzte Catalina heraus, bevor Maggie sie daran hindern konnte. „Es war eine hervorragende Inszenierung. Wir waren begeistert, stimmt's, Maggie?"
Er wandte sich ihr zu. „Haben Sie die Aufführung genauso genossen wie Catalina?"
Maggie war alarmiert. „Don Sebastian ..."
„Oder geben Sie es wenigstens zu?" unterbrach er sie scharf. „Sie waren heute beide nicht da."
„Doch, das waren wir", widersprach Catalina unklugerweise.
„Das reicht." Maggie legte ihr die Hand auf den Arm. „Wir haben nichts getan, dessen wir uns schämen müssen. Don Sebastian sollte es vielmehr tun, weil er uns nachspioniert hat."
„Das war eine sehr unkluge Bemerkung, Senora", erklärte er schroff. „Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, aber lassen Sie sich eins gesagt sein. Ich bin unerwartet in London eingetroffen und zum Theater gefahren. Als ich gemerkt habe, dass Sie nicht da sind, bin ich hierher gekommen. Jetzt ist es nach eins, und Sie werden mir erzählen, wo Sie gewesen sind und mit wem Sie sich getroffen haben."
„Wie können Sie es wagen?" rief sie empört. „Wir haben uns mit niemandem getroffen.
Catalina und ich waren den ganzen Abend allein."
„In dem Aufzug?" fragte er scharf. „Das glaube ich nicht. Frauen machen sich für Männer schick, nicht für sich selbst."
Nun verlor sie die Beherrschung „Quatsch! Catalina macht sich schick, weil sie Spaß daran hat, und ich habe es ihr zuliebe getan."
„Verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen nicht glaube", sagte er kalt.
„Nein, ich verzeihe Ihnen nicht, denn ich lüge nicht."
„Aber Catalina lügt. Jetzt weiß ich auch, warum. Sie gehen mit ihr wer weiß wohin und ermuntern sie, mich anzulügen."
„Ich habe sie nicht ermuntert - ich konnte sie nicht daran hindern. Ja, es war eine Lüge, aber eine Notlüge, und Catalina
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