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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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an den Techniker. „Mehr Energie.“
    Der Techniker protestierte. „Davon rate ich ab, Erhabener.“
    „Unsinn. Das Weib hier kann das aushalten. Tun Sie, was ich Ihnen sage.“
    Schulterzuckend drehte er den Rheostaten auf und schickte eine zusätzliche Flut von Energie durch die Elektroden.
    Ein helles Läuten erklang, in das Summen der Maschine verwoben. Auf Aleytys’ Kopf wurden Lichtfäden flackernd sichtbar, dann wieder unsichtbar, festigten sich dann teilweise zu einem kleinen Kreis zarter Blüten, die sich um das matte Metall des Helms wanden.
    Das Diadem läutete erneut, die Töne paßten zu dem An-Aus-Flackern der juwelenbesetzten Zentren, die zu den Blumenfäden gehörten.
    Aleytys fühlte, hörte ein Tosen in ihren Ohren. Obwohl ihr das Denken schwerfiel, sammelte sie ihren Zorn und schleuderte ihn in den Kampf, da sie einen zunehmenden Druck von Wut auf der Suche nach einem Ventil wahrnahm.
    So etwas wie schleimige, durchsichtige Würmer wanden sich in mehrfachen Windungen um ihre Arme, ihre Beine. Die Wut in ihr quoll in blutigen Flammen heraus, Flammen, die über ihr Fleisch züngelten und die Würmer zu schwarzem Staub versengten. Sie bewegte die Beine und fühlte sich ein bißchen besser. Sie schüttelte den Körper, warf den Staub ab, stand auf und funkelte den auf sie starrenden Direktor an. Hinter ihr gab die überlastete Sonde kleine, prasselnde Geräusche von sich und beendete ihr Maschinensummen. Kleine Fahnen aus blauem, stinkendem Rauch krochen aus dem polierten Panzer.
    Das Diadem läutete wieder, und alles erstarrte. Aber die Erinnerung kam zu Aleytys zurückgeflutet. Die mörderische Wut toste davon, als die Erkenntnis ihres Entkommens den Lärm und Schmerz in ihrem Schädel durchdrang. Sie riß den Helm und die Elektroden ab und warf sie auf den Boden. Das Diadem ließ sich in den rotgoldenen Strähnen ihres Haars nieder, nachdem es sich wie eine Geisterkrone durch das Metall und die Verdrahtung des Helms gefressen hatte.
    Sie merkte, daß ihre drei Freunde sie mit ihrem eigenen Willen antrieben, den Einfluß des Hemmers zu bekämpfen, und mit diesem Gefühl kam eine Warnung: daß es besser war, sich zu beeilen, eine Warnung, die durch das Zittern in den Knien doppelt dringend gemacht wurde.
    Unter Schwierigkeiten watete sie durch die gelatineartige Dichte der Luft, schwamm sie auf den Direktor zu und sah, wie sich seine Augen weiteten … auf auf auf, bis das Weiß seine starrenden schwarzen Pupillen und die dunkelbraunen Irisse umringte. Sah, wie sein Mund aufklaffte auf auf zu einem lautlosen Schrei. Sah, wie sich seine Hände langsam langsam hoben, hilflos, sich hoben, vergeblich hoben, um sie sie abzuwehren. Sie zwängte ihre Hand in seinen Ärmel.
    Der Stoff war steif, widerstand dem Tasten ihrer Finger. Sie wurde gefährlich schwach. Ohne auf den zunehmenden Druck von Manhanus klammernder Hand zu achten, zwängte sie ihre Finger in die Ärmeltasche und schloß sie um den sechskantigen Stab.
    Er fühlte sich unwahrscheinlich massiv an. Schweiß sickerte über ihr angespanntes Gesicht, als sie die andere Hand in den Ärmel schob, den Stab in die Handflächen bettete und ihn herauszog. Sie stieß sich von dem Direktor zurück, stolperte willkürlich, unbekümmert zurück, bis sie gegen die Wand krachte.
    Langsam nahm sie die Hände hoch, um den gewaltigen Schwung des Stabes abzufangen.
    Das Diadem klimperte, der Klang brach unsicher, rieselte dann durch die fünf einzelnen Töne der Herzsteine. Als die Starrheit aus der Luft herausschmolz, wurde Aleytys’ Atem flach, das Herz in ihrem Brustkorb dröhnte und das Blut in ihren Ohren rauschte. Mit einer letzten, gewaltigen Anstrengung berührte sie die Scheibe auf dem Kragen mit dem weißen Ende des Stabes.
    Sie krachte auf die Knie, die Hände flogen hoch – der momentane Druck in ihrem Schädel explodierte in einem gewaltigen, anschwellenden Brüllen.
     
    Gwynnor glotzte mit offenem Mund, sackte dann zu Boden, seine Augen wurden glasig.
    Tipylexne und Ghastay zuckten kurz auf dem Boden, lagen dann still.
    Der Direktor öffnete seinen Mund weit in einem stummen Schrei, fiel dann – knochenlos wie eine Lumpenpuppe – gegen die Konsole zurück, die Augen starrten ausdruckslos wie Backpflaumen auf die gegenüberliegende Ecke des Raumes.
    Eine Wächtergestalt sackte vor dem offenen Eingang zusammen und blieb quer davor liegen.
    Aleytys rieb sich mit den Händen über die Augen, versuchte, ihre wirbelnden Gedanken

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