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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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los?“
    Ihr angespannter Körper lockerte sich plötzlich. „Sie tun so, als sei ich eine Art Ungeheuer, teils fasziniert, teils abgestoßen. Ofydd ist der schlimmste. Er ist verrückt danach, mich zu haben, gleichzeitig aber haßt er mich schlimmer als …“ Sie schüttelte ihren Kopf.
    „Verschwinden wir von hier.“
    Während sich Ofydds Blicke in seinen Rücken brannten, begleitete Gwynnor Sioned zur Pendeltür und hinaus.
    Draußen türmten sich Wolken auf, wehten in Fetzen über den Himmel. Der Mond ging gerade auf, und sein Licht warf lange, vage Schatten um ihre Füße. Langsam schlenderten sie in Richtung Blodeuyns Gasse.
    „Ofydd ist offenbar der Meinung, du solltest nicht mit mir weggehen.“
    „Was Ofydd will, und was ich will, sind zweierlei Dinge.“ Sie zuckte mit den Schultern. Hier draußen im Mondenschein, fern von den anderen Cerdd, schien sie sanfter. „Du willst mich wirklich haben?“
    „Ja, wirklich. .“ Er ließ seine Finger über ihren Halsansatz streicheln und weiter, über die Schulter, dann schaute er auf das gelbe Leuchten zurück, das aus den Wirtshausfenstern fiel. „Hat er versucht, dich zu beleidigen?“
    „Er hat es versucht. Ich bekam ein Knie dorthin, wo es weh tut, und bin entkommen.“
    „Ich freue mich.“
    „Ich weiß. Er war schon ein Biest, als ihr noch Jungen wart. Er ist noch immer ein Biest. Ich bin froh, daß du zurückgekommen bist, Gwyn.“
    Er drückte sie an sich. „Früher habe ich mich nicht sonderlich gut gehalten. Er hat mich immer total zusammengeschlagen.“
    „Diesmal wird es anders sein, und er weiß es.“
    „Du scheinst dir da sehr sicher zu sein.“
    „Ich bin es. Und er war es auch. Ich glaube nicht, daß dir die Veränderung in vollem Umfang klar ist, die diese Monate bei dir bewirkt haben, Gwyn.“
    „Sieht so aus.“ Am Anfang der Gasse hielt er sie zurück. „Ich möchte noch nicht hineingehen. Ich will mit dir reden. Komm, sieh dir mein Boot an.“
    „Warum nicht? Es ist noch früh.“
    Sie schlenderten in geselligem Schweigen weiter, fühlten eine Wärme zwischen sich entstehen. Gwynnor fand, daß er dieses stille Vergnügen gerner mochte als den körper-erschütternden Feuersturm, den Aleytys in ihm entfacht hatte. Sie sprachen beiläufig über unwichtige Dinge, Erinnerungen an die Zeit vor dem Terror, während sein Arm um ihre Schultern sie dicht an ihn drückte.
    Als sie den Anlegeplatz erreichten, zog er sie mit sich zu Boden; sie setzten sich auf die grobbehauenen, von der Zeit geglätteten Planken, der Schatten der alten Eiche ein dunkler, geheimnisvoller Teich ringsum.
    „Da ist es. Von Cludair gebaut, mit Segel aus Lliain, hier auf der Maes gewoben. Es ist ein gutes Boot. Morgen abend brechen wir darin auf, wenn du noch immer vorhast, mit mir zu kommen.“
    „Ich komme mit. Ich möchte diese Hexe sehen.“ Als sie sein empörtes Knurren hörte, gluckste sie. „Wie lange wird die Fahrt dauern?“
    „Flußaufwärts zu kommen, dauerte es … Was ist das?“
    „Maeve! Die Plünderer!“ Das tiefe Summen der Gleiter trieb vor dem Wind zu ihnen heran, wurde lauter und lauter. „In den Fluß!“ fauchte sie. „Still!“
    Sie packte die Kante des Anlegestegs, und glitt ins Wasser, bis nur noch ihr Kopf zu sehen war. Verwundert, folgte ihr Gwynnor, und gemeinsam kraulten sie dicht am Ufer entlang, bis die steilwandige Anlegestelle sanfteren, schlammigen Böschungen wich, vor denen in vereinzelten Büscheln Schilf wuchs.
    Sioned schob sich in einen Schilfflecken hinein. Gwynnor folgte.
    „Hilf mir“, zischte sie, „und sei still.“ Sie begann, im Schlamm zu graben, schob Schilfbündel beiseite, ohne sie zu zerreißen, so daß sie eine Kuhle für ihren Körper aushöhlte. Sie glitt hinein und zog das Schilf über sich zurück, bis sie beinahe unsichtbar war. Schnell, wenn auch unbeholfener, folgte er ihrem Beispiel und grub sich in den Schlamm ein.
    Minuten später hatte das kalte Wasser die Wärme aus seinem Körper gesogen. Zitternd und unbehaglich brachte er gerade noch ein Lachen zustande. In einem hastigen Flüstern sagte er: „So hab ich mir mein Zusammensein mit dir heute Nacht vorgestellt.“
    „Dummkopf.“ Er konnte Belustigung in ihrer Stimme beben fühlen. Eine kleine, schlammige Hand schlängelte sich durch das Schilf und schloß sich um die seine.
    Hinter sich konnten sie Rufe und Explosionen im Dorf hören. Gwynnor bewegte sich unruhig.
    „Nicht“, flüsterte Sioned. „Du kannst nicht helfen.“
    „Sie

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