Maeve
für ein paar Sekunden aufziehen und hinausschlüpfen. Sie wieder schließen. Leicht. Und keine Sirenen, die Alarm geben.”
„Gut.”
„Mach deinen Freund startbereit. Wir wollen nicht, daß die Posten neugierig werden.”
Aleytys öffnete die Augen und drehte sich um. Als sie Greys neugierigem Blick begegnete, schüttelte sie den Kopf. „Frag nicht.” Sie konnte seine Rätsel-Besessenheit wachsen fühlen.
„Frag nicht, Grey. Es geht dich nichts an. Paß auf. Das Kraftfeld vor dem Bogendurchgang wird für ein paar Sekunden erlöschen.
Halt dich bereit, leg los, wenn ich es dir sage.”
„Telekinese.”
„Richtig.”
„Praktisch.”
Von Shadith geführt, fand sie den Schalter und zog den Hebel herunter. Die beiden huschten durch die geöffnete Iris, dann aktivierte sie das Feld wieder.
Als sie die dunkle, stille Landstraße entlanggingen, klatschten einige kalte Regentropfen herunter.
„Sturm kommt auf.”
Grey sah auf. „Gute Deckung. Du?”
„Nein.” Sie blickte sich um. „Es geschieht eine Menge, mit dem ich nichts zu tun habe. Du glaubst, er ist nicht natürlich?”
„Ein bißchen zu gelegen.”
„Also das Werk der Synwedda. Ein Cerdd hat mir erzählt, daß sie eine gewisse Macht über die Naturkräfte hat.”
Vom strömenden Regen bis auf die Haut durchnäßt, kletterten sie vorsichtig die steilen Zick-Zack-Kurven der wackeligen Holztreppe hinunter, die an dem jäh abfallenden Gestein klebte. Der Regen machte die abgenutzten Bretter schlüpfrig und trügerisch.
Als sie am Fuß der Treppe ankamen, zitterte Aleytys vor Erschöpfung. Das kleine Boot war unter dem Anlegesteg versteckt. Gwynnor half ihnen schweigend hinein. Nachdem sie saßen, stieß er so eilig wie möglich in die Hauptströmung hinaus. Der Sturm donnerte über ihnen, zu laut, als daß ein normales Reden möglich gewesen wäre; so saßen die vier in ungemütlichem Unbehagen beieinander, ohne etwas zu sagen.
Gwynnor zog das Segel hoch, sobald sie das Land weit genug hinter sich gelassen hatten. Ein starker Wind trieb sie an, und so glitt das kleine Boot mit überraschender Geschwindigkeit über das Wasser der Bucht.
Aleytys kauerte sich neben Grey auf den Boden des Bootes, wurde ärgerlich, als sie die starke, feindselige Eifersucht, die von Gwynnor ausstrahlte, und den finsteren Groll des Derc-Mädchens spürte.
Als das Boot an den Landungssteg heranglitt, war Aleytys fast so weit, daß sie schrie. Mit ruckartigen und unnötig kräftigen Bewegungen sprang sie ungeschickt aus dem Boot, fiel beinahe ins Wasser, als es unter ihr wegglitt. Sie zog sich auf die Leiter hinauf und stampfte zur Anlegestelle hoch. Grey kam als nächster herauf, sah im fahlen, wäßrigen Mondlicht ihr wütendes Gesicht, und entfernte sich zu den Stufen hin, wo er stehenblieb und darauf wartete, daß sich der Rest der Gruppe ihm anschloß.
Als nächste kam Sioned. Sie starrte Aleytys von dem Augenblick an, in dem ihr Kopf über der Oberkante der Anlegestelle auftauchte. Mit wachsamer, animalischer Vorsicht umkreiste sie Aleytys; das hauchzarte Fell auf ihren spitzen Ohren kräuselte sich nervös.
Gwynnor schwang sich auf den Stein herauf.
„Womit, zum Teufel, glaubst du, zu spielen?” fuhr ihn Aleytys mit flammenden Augen an. „Welches Recht hast du, dazusitzen und mich düster anzustarren wie ein verprügeltes Baby?”
Erschrocken wich er zurück. „Aleytys …”
„Bernstein”, schnitt Greys ruhige Stimme durch den Streit. „Du bist vernünftiger als die beiden. Komm schon.” Er begann, die Stufen hinaufzusteigen, zuerst erschrocken über das verstärkte Dröhnen seiner Schritte.
Aleytys seufzte; ihr Zorn floß langsam ab und ließ sie müde und deprimiert zurück. Sie folgte Grey und ließ Gwynnor und Sioned hinterherlaufen.
11
Sioned sah auf, als die Tempeldienerin Aleytys und Grey in den Innenhof geleitete. Aleytys nickte dem Cerdd-Mädchen kühl zu, das an diesem Morgen ernüchtert aussah; der obere Teil der spitzen Ohren hing traurig herunter, die üppigen schwarzen Locken waren strähnig. Den schweigenden, wachsamen Grey hinter sich, ging Aleytys zu den Bänken hinüber und setzte sich.
„Eingeborene?” Grey ließ sich neben ihr nieder, und betrachtete den freundlichen, sonnenerhellten Garten anerkennend.
„Eine Cerdd.” Sie klopfte sich mit den Fingern auf die Oberschenkel. „Wie lange müssen wir noch warten, bis …”
Grey ließ kühle, ironische Blicke über die zusammengesackte Gestalt huschen. „Deine
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