Maeve
Freundin da drüben sieht mürrisch aus.”
Dann ergriff er ihre trommelnden Finger. „Beruhige dich, Bernstein.”
„Ich heiße Aleytys.” Sie riß die Hand los. „Sei nicht gönnerhaft zu mir. Ich bin nervös, wenn ich es verdammt nochmal will.”
Er lachte, wurde dann nüchtern und blickte finster zu dem leeren Bogendurchgang. „Du hast recht, fürchte ich. Die Zeit wird knapp.”
„Wie lange noch, bis dieses Ding keimt?”
„Du weißt soviel wie ich.”
„Wie lange noch, bis die Bomben fallen?”
„Nein.”
„Ich sehe nicht… Tipylexne!” Sie sprang auf und lief über das Gras, um den Cludair zu begrüßen. Hinter ihm stand Qilasc und lächelte ihr zu.
Gwynnor kam still hinter den beiden Cludair hervor. Das schnelle Gespräch Aleytys’ mit den Waldleuten beachtete er nicht; er ging zu Sioned hinüber und setzte sich neben ihr auf das Gras. Sie streckte die Hand aus, berührte ihn mit zaghaften Fingern. Er zog sie weg. „Es tut mir leid wegen gestern nacht”, murmelte er.
„Du warst müde.”
„Ich war nutzlos.”
„Nein!”
Er schüttelte den Kopf. „Sie beunruhigt mich noch immer. Es tut mir leid, Sioned, aber das ist die Wahrheit.”
„Du wirst darüber hinwegkommen.” Ihre Finger schlossen sich um die seinen. Und dieses Mal ließ sie sie ihn nicht wegziehen.
„Ich muß, nicht wahr?” Er schaute zu dem Mann hinüber, der entspannt, aber wachsam unter dem Baum saß. „Er ist wie sie”, murmelte er. Ein übler, dunkler Schmerz brannte unter seinem Herzen.
Jäger Grey war ein großer Mann, einen halben Meter größer als Gwynnor. Seine Haut war von kupfrigem Rotbraun, wie poliertes Holz. Sein Haar war schwarz und glatt, buschige Strähnen flatterten um sein hartes Gesicht mit den hoch angesetzten, breiten Wangenknochen, einer schmalen, schnabelartigen Nase und einem breiten, schmallippigen Mund. Er saß entspannt da, trotzdem umgab den großen, drahtigen Körper in der abgenutzten, schwarzen Bordkombination eine Aura von Wachsamkeit. Er sah zäh und tüchtig aus. wenn er ihn beobachtete, fühlte sich Gwynnor schwach und seiner selbst unsicher, überragt bis zur Bedeutungslosigkeit. Er zwang sich, sich an das Gefühl der Reife zu erinnern, das er auf seiner Reise mit Aleytys erworben hatte, und an den Respekt, den ihm sein älterer Bruder gezollt hatte. Aber wenn er seine Augen öffnete, ließ ihn die ungezwungene Stärke des Sternenmannes zu einem Nichts zusammenschrumpfen.
Sioned schlängelte sich dichter an ihn heran. „Er läßt mich frösteln”, flüsterte sie. „Ich mag ihn nicht. Ich wünschte, die Synwedda hätte ihn nicht gebeten hierherzukommen. Oder sie.” Sie starrte Aleytys finster an.
Gwynnor bewegte sich ungeduldig, richtete seinen Zorn auf sie. „Du weißt nicht, wovon du redest.”
Die Synwedda schritt ruhig aus dem Bogen heraus. Sie blieb stehen, bis alle Augen auf sie konzentriert waren. „Aleytys.”
Gwynnor sprang auf die Füße und sah zu, wie die Sternenfrau leise mit der Synwedda sprach. Nach einer kurzen, unhörbaren Unterhaltung drehte sie sich um und ging über das Gras zu dem Jäger zurück. Gwynnor zögerte, ging dann zu der alten Frau hin
über. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und zog ihn in die Mitte der ovalen Grasfläche. „Setz dich hier nieder, Spielmann. In Berührung mit der Erde.”
Sie hieß Sioned, sich neben ihn zu setzen und plazierte rasch die anderen, bis sie einen ungefähren Kreis auf dem Gras bildeten.
Synwedda. Qilasc. Tipylexne. Grey. Aleytys. Gwynnor. Sioned.
Und wieder die Synwedda, um den Kreis zu schließen -eine Runde ungleicher Wesen; ein jedes fühlte sich in Gegenwart des anderen ein wenig unbehaglich. Gwynnor hatte ein kaltes, ungemütliches Zittern um seinen Magen herum.
Aleytys lächelte ihn an, berührte sein Knie. Er ruckte zurück, und sie zuckte mit den Schultern, wandte sich der Synwedda zu, und sagte: „Weißt du, was das Verhalten der Gesellschafts-Männer gegenüber den Cerdd verändert hat?”
„Ich weiß nur, daß es sich geändert hat.”
,,Jäger Grey kennt den Grund.”
Die Synwedda nickte, sagte jedoch nichts. Gwynnor drehte sich halb, um mit Neugier auf den Jäger zu blicken. Jäger. Es paßte zu ihm. Die anderen starrten ihn ebenfalls an, aber das Sperrfeuer der Blicke brachte keine Veränderung seiner kühlen Haltung zustande. Da er weder die Cludair-Sprache noch die Cathl Maes sprechen konnte, saß er still und betrachtete sie als distanzierter Beobachter.
„Der
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