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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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„Jeder Rasse ihre eigene Art von Freude. Der Rat trifft sich heute abend?”
    „Ja.” Sein häßliches, freundliches Gesicht verkantete sich.
    „Nachdem du dein Bad genommen hast.”
    Sie lachte wieder. „Ich sehe dich dann, mein Freund.” Noch immer kichernd, verschwand sie unter den Bäumen.
    9
    Irgendwo im Süden heulte eine Baumkatze voller Enttäuschung; das auf- und abschwellende Kreischen riß Aleytys aus ihrem unruhigen Schlaf. Die Dunkelheit im Innern des Gästehauses war stygisch, erstickend, beschleunigte einen Drang, ins Freie hinauszukommen. Sie zog ein Hemd über den Kopf und stolperte aus dem schwankenden Baumhaus.
    Unten bezeichnete ein vager roter Fleck die Glut des Gemeinschaftsfeuers; das Glühen verdickte die Finsternis unter den Bäumen. Vorsichtig schob sie sich den breiten Ast entlang, schritt über den Drahtbusch und kletterte schnell den Stamm hinunter; die Füße bewegten sich mit den blinden Augen der Gewohnheit auf der Rankenleiter von Schlinge zu Schlinge.
    Ein dünner Strahl Musik durchbrach die Stille. Sie folgte dem Klang und fand Gwynnor auf einer grasbewachsenen Landzunge sitzend, die aus den Wäldern hervorstieß und den Bach zwang, um diese Stelle einen weiten Bogen zu machen. Hier war der Himmel fast frei von Blättern, und eine weite Aussaat von Sternen war zu sehen. Er lag auf seinem Rücken, lauschte dem Lied des Wassers und starrte hungrig zu dem freien Fleck Himmel empor. Die Flöte lag auf seinem Bauch, seine Hände waren hinter seinem Kopf verschränkt.
    Aleytys sank hinter ihm nieder. Seine Blicke zuckten zu ihr her und kehrten dann zum Himmel zurück.
    Die Stille breitete sich aus, erfüllt von der Musik des Wassers und den ursprungslosen, ziellosen Nachtgeräuschen, die aus der Dunkelheit unter den Bäumen kamen.
    Gwynnor setzte sich auf und erwischte die Flöte, bevor sie von seiner Brust rollte. „Ich habe dir zu danken, Aleytys.”
    „Warum?” Sie gähnte und umarmte ihre Beine; den Kopf wandte sie ihm zu.
    „Ich habe seit Stunden hier gesessen. Nachgedacht. Darauf gespielt.” Er berührte die Flöte, „Wirklich gespielt. Ich glaube …
    ich glaube, ich kehre auf die Maes zurück und suche mir hurtig einen anderen Lehrer. Der Schmerz hier …” Er berührte seine Brust. ,,… er ist nicht völlig verschwunden. Aber ich kann jetzt mit den Erinnerungen leben.” Er hob die Flöte an seine Lippen und fing an zu spielen.
    Aleytys legte sich in das Gras zurück und ließ die Melodie über sich spielen, sich mit den Geräuschen der Nacht vermischen und eine Stimmung von sanfter, magischer Glückseligkeit bewirken.
    10
    Gwynnor kam zögernd ins Beratungshaus. Qilasc sah stirnrunzelnd auf. „Der Rat ist zusammengekommen, Tkelix.”
    „Ein Gleiter aus der Stadt. Hat uns überflogen. Ich dachte, Feuerschwester sollte das wissen.”
    Aleytys sprang auf. „Besser, ich gehe nachsehen. Ihr braucht mich nicht mehr.” Sie rümpfte über die benommenen, schlaffmäuligen Wächter die Nase. „Ihr wißt, was ihr sie fragen sollt.”
    Qilasc nickte. „Du meinst, dies ist die Reaktion auf das, was wir an der Maschine gemacht haben?”
    „Ich weiß es nicht.” Sie zuckte mit den Schultern. „Du kannst es auf deine Frageliste setzen.”
    Draußen blickte Aleytys nachdenklich zum Blätterdach hinauf.
    „Wie hast du den Gleiter sehen können?”
    „Der Bach.” Mit Aleytys dicht hinter sich, trottete er den Pfad entlang. Am Rand der Lichtung hielt er an und deutete auf einen Baum. „Ich war dort oben. Habe die Sonne angesehen.”
    Aleytys sah hoch. „Ich nehme an, ich muß hinaufsteigen.” Sie rieb die Hände an den Seiten ab und griff dann nach dem untersten Ast.
    Als sie die Zwillingsgabelungen im Wipfel des Baumes erreichten, wo die Blätter spärlich genug wuchsen, um große Teile des Himmels sichtbar zu machen, flog ein Gleiter über sie hinweg.
    Seitwärts bewegte sich noch einer. Ein dritter kreiste im Süden.
    „Was meinst du?” Gwynnor blickte stirnrunzelnd, besorgt auf die Gleiter. „Sie greifen nicht an, fliegen nur herum.”
    „Das kann ich sehen”, sagte Aleytys abwesend. Sie schloß die Augen. „Shadith”, flüsterte sie.
    Das Elfengesicht mit seinem Heiligenschein aus kupferfarbenen Locken entstand vor ihr. „Probleme, Lee?”
    „Was machen sie?” Aleytys öffnete die Augen und konzentrierte ihre Blicke auf den nahenden Gleiter. „Glaubst du, sie sind gefährlich? Sollte ich versuchen, sie herunterzuholen?”
    Shadith runzelte die Stirn.

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