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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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murmelte er, sobald er seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte. „Die Brut hat gerade erst die Schale durchbrochen — wenn sie so ist wie die auf den Ebenen.”
    Ghastay nickte, sein junges Gesicht wurde grimmig. „Die Leute von der Gesellschaft wollen den Wald fressen; also gut —
    Auge um Auge, das ist gerecht. Soll der Wald sie fressen.”
    Ein zweites Paar Wächter baumelte, drehte und wand sich, da Hunderte von Nadelvögeln im Sturzflug auf sie zuschossen.
    Allein der flitzende Ansturm kleiner, karminroter und blauer Federbündel ließ die Mecho-Körper am Ende der Schlingen in unregelmäßigen, ekelerregenden Kreisen schwingen. Die Vögel konnten nicht an sie herankommen, aber die Gesichter im Innern der Helme hatten eine grünliche Färbung, die sie nicht dem grünen Licht zu verdanken hatten, das durch das Blätterdach hindurchdrang.
    Ghastay und Gwynnor krochen an dem Baum mit der seltsamen Frucht vorbei. Sehr vorsichtig, um zu vermeiden, die Aufmerksamkeit des glitzernden Schwarmes auf sich zu lenken.
    Nachdem sie die Gefahr sicher passiert hatten, blickte Gwynnor durch die Buschblätter; seine Bewegung zerstörte den zarten Flaum auf den Blättern und löste eine stickige Wolke von Öltröpfchen rings um seinen Kopf aus. Ghastay riß ihn ungeduldig weg.
    „Wenn du einen Schwarm Nadelvögel anlockst! — Ich gehe woanders hin.”
    Er riß eine Handvoll purpurner Blätter von einer kleinen Schlingpflanze ab, die in Knöchelhöhe über den Boden kroch.
    „Nimm das. Wisch dir das Öl vom Kopf.” Er blickte sich ängstlich um. „Diese verdammten Vögel machen Striemen, so groß wie dein Daumen. Dieses Öl zieht sie meilenweit an.”
    „Das tut mir leid.” Gwynnor verrieb die Blätter auf seinem Oberkörper und kräuselte die Nase, als der üble Gestank von ihm aufstieg. „Das soll besser sein?”
    Ghastay grinste. „Wärst du schon einmal von Nadelvögeln umschwirrt worden, würdest du lieber hinter einem Waywuks-Bullen mit Durchfall sitzen.”
    Als sie weitertrabten, um das dritte Paar Wächter mitsamt ihren Wegelagerern aufzusuchen, zuckte Gwynnor mit einem Daumen über die Schulter zurück. „Werden die Vögel in die Rüstung hineinkommen?”
    Ghastay zuckte mit den Schultern, ohne das Tempo zu verlangsamen. „Wahrscheinlich nicht, aber diesen Kiminixye wird sau
    übel sein, bevor man sie herunterschneidet.”
    Schlingen schnellten lautlos vor und fielen über nervös schwankende Köpfe. Starke Arme hoben sich kurz, sanken dann entspannt herunter; die verblüfften Wächter waren in die Mitte einer Pflanze mit Blättern, breiter und größer als ein Mensch, geschleudert worden. Tentakel, fest wie Drahtseil, schossen hervor und peitschten um die zappelnden Sternenmänner; immer rundherum.
    Als Gwynnor und Ghastay sich an den Rand der Lichtung heranschlichen, schnitt ein blaugeränderter Strahl Mordlicht kurz durch die Blätter und brannte einen Teil der Pflanze weg.
    Das dickflüssige Serum der fleischigen Blätter löschte kleine Flammen, die zu schwelendem Gestank erstarben, während sich die drahtigen Tentakel enger zusammenzogen und das lange Gewehr aus der sich anstrengenden Hand des Wächters stießen.
    Gwynnor glotzte, als sich die übrigen Blätter mit einer schrecklichen, langsamen Unabwendbarkeit um die Metallgestalten zusammenzufalten begannen. „Was ist das?”
    „Kalskals. Man tut gut daran, sich von ihnen fernzuhalten. Paß auf.” Er zeigte auf die knoten, weißen Fäden, die sich strahlenförmig vom Fuß der Pflanze ausbreiteten. Sie waren über dem kurzen, samtigen Gras nur sichtbar, weil sie wild zuckten, als sich die Pflanze abmühte, mit dem Metallüberzug ihrer Beute fertig zu werden. In Ruhestellung wären sie im Gras gut versteckt gewesen.
    „Immer wenn du diese rotgeäderten Blätter siehst, schau schnell nach unten. Diese falschen Wurzeln haben genug Schlagkraft, um dich so niederzuschlagen, daß du erst wieder halb verdaut in der Kehle des Kalskals aufwachst.”
    Gwynnor schüttelte sich. „Du meinst, sie kann sich durch die Rüstung hindurchfressen?”
    „Auf die eine oder andere Art. Komm, weiter. Und paß auf, wohin du trittst.”
    Das klebrige Netz sauste herunter, verstrickte das letzte Wächterpaar in einen unangenehmen Knoten aus Armen und Beinen. Ein grinsender, halbwüchsiger Jäger stürzte in einem kontrollierten Fall am Seil herunter, bremste mit stolzer Geschicklichkeit ab: öffnete und schloß eine Hand, bis er zu einem glatten Halt kam; dann trat er

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