Mafia Princess
war. Er und Großmutter Dorothy hatten zwei weitere Töchter, Gillian und Sharon. Jack Riley war Obst- und Gemüsehändler, und Dorothy hatte gleich zwei Jobs, in einem Lebensmittelgeschäft und einer Konzerthalle. Die harte Arbeit ermöglichte ihnen, die Sozialwohnung zu verlassen und sich für dreitausend Pfund ihr eigenes Häuschen zu kaufen. Sie lebten ein ruhiges, einfaches Leben, ohne Überraschungen. Klar, dass sich ein intelligenter Teenager wie meine Mum langweilte. In Kunst hatte sie beste Noten, und sie hätte unterrichten können, aber Großvater Jack wollte sie nicht auf die Kunsthochschule lassen. So etwas hielt er für Zeitverschwendung. Mum fühlte sich mehr und mehr gefangen. Sie hatte einen wirklich netten Freund: Alan, hochgewachsen und gut aussehend, jemand, den man zum Abendessen und den üblichen Fischstäbchen mit nach Hause bringen konnte. Glühende Leidenschaft war es bestimmt nicht. Als Alan anfing, von Hochzeit zu reden, schrillten bei Mum die Alarmglocken. Da musste es doch noch etwas anderes geben, oder? Ihre beste Freundin Brenda hatte dieses andere bereits gefunden; sie arbeitete als Aupair in Amerika und schwärmte in ihren Luftpostbriefen von wilden Nächten.
»Amerika? Kommt nicht in Frage!«, protestierte Großmutter Dorothy. »Was stimmt nicht mit dem Leben hier? Für uns ist es auch gut genug.«
Aber für Mum war es das nicht. Sie fühlte sich nicht zugehörig. Sie war auf der Suche nach etwas, von dem sie nicht wusste, was es war. Doch sie hatte genug Respekt vor ihren Eltern, dass sie einen Kompromiss einging. In der Lancashire Evening Post entdeckte sie die Annonce einer italienischen Firma, die englische Aupairmädchen suchte. Nur zögerlich gaben ihre Eltern den Segen – Italien war immerhin nicht so weit weg wie Amerika –, und nach langen Wochen hatte sie das Geld für die Reise nach Mailand beisammen. Mit dreißig Pfund in der Tasche und ohne ein Wort Italienisch zu sprechen, kam sie am Flughafen Malpensa an.
Sie war eine Sensation. Blondinen aus England waren 1967 etwas Neues. Sie fand sofort eine Freundin, Ada Omodie, achtzehn Jahre alt und das älteste von vier Kindern, um die sich Mum kümmern sollte. Sie half Ada beim Englischlernen, und Ada bracht ihr im Gegenzug Italienisch bei.
Es war La Dolce Vita . Die beiden gingen zusammen einkaufen, und Pat fuhr mit ihrer Familie in den Urlaub nach Rimini. Dort besaßen die Omodies eine Villa. Zu den Gästen gehörte Giovanni »Gianni« Rivera, ein Star des AC Mailand und der italienischen Fußballnationalmannschaft. Bei den Pool-Partys zog Pat genauso viel Aufmerksamkeit auf sich wie die Prominenten. Allmählich gewöhnte sie sich daran. Die Omodies wohnten im Stadtzentrum von Mailand, und die Männer pfiffen ihr hinterher, wenn sie die Kinder morgens zur Schule brachte, und sie pfiffen noch mehr, wenn sie allein wieder nach Hause ging. Sie schaute geradeaus, beachtete niemanden.
Bis auf Alessandro.
Er war der Sechser im Lotto, der Mann mit dem gewissen Etwas, groß, dunkelhaarig und attraktiv; er hatte das Gesicht eines Engels, wie ein Renaissance-Gemälde aus ihren Kunstbildbänden. Pat verliebte sich Hals über Kopf, als sie ihn auf der Türschwelle des Friseurgeschäfts stehen sah, in dem er arbeitete. Sie sah ihn, und er beobachtete sie ebenfalls. Doch sprachen sie nicht miteinander, bis Pat eines Tages mit braunen Papiertüten voller Einkäufe kämpfte und Alessandro anbot, sie nach Hause zu begleiten.
Die Romanze begann, ihre erste große Liebe, ihr erster Liebhaber. Jede freie Minute verbrachte sie mit Alessandro, er füllte ihre Tage, ihre Gedanken, ihr Leben. Es war diese erste Liebe, die so intensiv ist, dass sie einem den Atem nimmt, so voller Energie, dass es verwunderlich ist, dass man nicht explodiert.
Die ganze Zeit sprachen sie Italienisch miteinander; Pat hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Freie Tage und ihren Urlaub verbrachten sie mit Fahrten nach Rom, Neapel und zum nahe gelegenen Comer See, wo sie am Ufer picknickten und sich liebten.
Als die Omodies ankündigten, dass sie aus Mailand wegziehen würden, suchte sie verzweifelt eine Stellung in der Nähe ihres Geliebten. Die Kinder an ihrem neuen Arbeitsplatz waren ein Albtraum, doch sie waren nicht der Grund, warum ihr Traum zerplatzte. Das besorgte Alessandro ganz allein.
Es passierte an einem Sonntagnachmittag am Comer See. Sie lagen auf ihren Decken. Alessandro war still und nachdenklich. Pat nahm an, er wolle sie bitten, seine Frau zu
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