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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Gravano
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Lage wäre, ihre Tochter in absehbarer Zeit zu ehelichen, da die bewirtschafteten Säle für die Feier ein Jahr im Voraus reserviert werden mussten. Sie waren sicher, dass die Romanze bis dahin abgekühlt wäre.
    Sammy hatte jedoch gute Kontakte zum Colonial Mansion, einem schicken Gastronomiebetrieb an der Ecke Bath Avenue und 22. Straße mit Marmorfußböden und Kristallleuchtern. Es gelang ihm, den Saal mit weniger als einem Monat Vorlauf zu buchen. Die Hochzeit fand am Freitag, den 16. April 1971 statt, einen Monat vor Debbies achtzehntem Geburtstag. Über dreihundert Gäste kamen, die meisten davon aus der Nachbarschaft sowie ein paar Mafiosi, um der Vermählung beizuwohnen und anschließend im Colonial Mansion zu feiern.
    Alle hofften, dass Sammy, wenn er erst einmal Frau und Kinder hätte, seine kriminellen Machenschaften aufgeben würde. Damit lagen sie nicht einmal so falsch, denn nach meiner Geburt zog unsere Familie von Brooklyn in das Haus meiner Großeltern väterlicherseits in Ronkonkoma, einem Ort auf Long Island, etwa eine Stunde östlich von Bensonhurst gelegen. Als Kind hatte mein Vater die Sommerferien in dem winzigen Haus verbracht, das schließlich zum dauerhaften Wohnsitz meiner Großeltern geworden war. Als meine Familie dort einzog, bauten meine Großeltern mit Freuden den Dachstuhl zu einer Wohnung für uns aus. Mein Vater war fest entschlossen, sauber zu bleiben und eine ehrliche Arbeit zu finden. Sein endgültiges Aha-Erlebnis kam später, in einem Augenblick der Verzweiflung, als er und meine Mutter mein Sparschwein aufbrechen mussten, um genug Lebensmittel fürs Abendessen kaufen zu können.
    Sein Schwager Eddie Garafola, der Ehemann seiner Schwester Fran, bot ihm Arbeit an. Eddie war Teilhaber eines kleinen Bauunternehmens in Ronkonkoma, das sich auf Klempnerarbeiten spezialisiert hatte, und hatte eine Menge für ihn zu tun. Mein Vater begann, bis spätabends zu arbeiten, verdiente aber trotzdem weniger als hundert Dollar die Woche. Als er Eddie um eine Gehaltserhöhung bat, teilten ihm mein Onkel und dessen Partner mit, zehn Cent pro Stunde mehr sei alles, was sie erübrigen könnten. Verärgert trat Sammy eine Stelle bei einer anderen Baufirma an, die von einem Freund des Onkels meiner Mutter geleitet wurde. Dort fing er mit einhundertfünfundsiebzig Dollar wöchentlich an, aber schon nach zehn Monaten verdiente er zweihundertundfünfzig. Langsam fasste er neuen Optimismus, dass er seine Familie mit einer ehrlichen Arbeit im Baugewerbe ernähren könnte.
    Die Familie lebte noch kein Jahr auf Long Island, als mein Vater und ein anderer Typ namens Alley Boy Cuomo des Mordes an zwei Brüdern, Arthur und Joseph Dunn aus Coney Island, beschuldigt wurden. Die beiden hatten eine örtliche Autowerkstatt betrieben, die jedoch nicht besonders gut gelaufen war, bis sie 1969 niedergeschossen worden waren. Aufgrund der Aussage eines Ganoven, der bereits wegen einer anderen Sache im Knast saß, wurden mein Vater und Alley Boy verhaftet. Der Ganove wollte, dass man ihm einen Teil seiner Strafe erließ, und lieferte meinen Vater und Alley Boy ans Messer, um ein paar Jahre weniger sitzen zu müssen. Mein Vater wusste, dass er als Sündenbock missbraucht wurde, denn er hatte noch nie von den Gebrüdern Dunn gehört. An seiner Verhaftung änderte das jedoch nichts.
    Der Boss meines Vaters in der Familie Gambino, Toddo Aurello, lieh ihm zehntausend Dollar, um die Kaution zu bezahlen – unter der Bedingung, dass er sie mit Zinsen zurückzahlte. Weil mein Vater weiteres Geld brauchte, um seine Anwaltsrechnungen zu bezahlen und die Familie zu ernähren, mussten wir zurück nach Bensonhurst ziehen. Wir zogen in die Fünfzimmerwohnung der Eltern meiner Mutter an der 15th Avenue. Meine Tante Diane lebte noch zu Hause. Wir teilten uns ihr kleines Zimmer, während sie auf dem Sofa im Wohnzimmer schlief.
    Zurück im selben alten Viertel tat mein Vater jeden Abend dieselben schlechten Dinge. Er raubte und stahl, um genug Geld zur Finanzierung seiner Verteidigung zusammenzubringen. Er sagte, er habe die Morde zwar nicht begangen und dass es ein an den Haaren herbeigezogener Prozess sei, er jedoch trotzdem eine Verteidigung aufbauen müsse. Um die Anwaltsrechnungen und Gebühren bezahlen zu können, blieb ihm nichts übrig, als das Geld auf diese Weise zu verdienen. Damit machte er aber alles noch schlimmer, weil er dreimal verhaftet wurde, während er auf Kaution war. Die Anwalts- und Gerichtskosten stiegen

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