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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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den Niederungen ansammeln.
    Ich überprüfte das Logbuch und fand eine Eintragung über die Fernsehkamera in der Isolierkabine. Roger hatte heute morgen festgestellt, daß sie nicht mehr zufriedenstellend funktionierte. Jetzt wartete er darauf, daß ich mich an die Reparatur machte.
    Das hatte allerdings noch Zeit bis zum Rückflug. Ich mußte meinen Zeitplan einhalten, der keine Rücksicht auf solche Bagatellen nahm.
    »Druckanstieg in Abschnitt III C«, meldete Roger plötzlich. Ich ließ mir eine Tasse Kaffee aus der Maschine einlaufen und wartete darauf, daß Roger weitere Einzelheiten feststellen würde. Dann schien alles gleichzeitig zu geschehen.
    »Druck an den Außenplatten normal.« Roger machte eine Kunstpause. Ich wartete mit der Tasse in der Hand. »Anstieg an der Innenplatte siebenundvierzig.«
    Ich starrte die Nummer an der Rückwand der Kombüse an. Siebenundvierzig. Das Metall war an dieser Stelle ausgebeult, als drücke jemand von der anderen Seite dagegen. Mein Gehirn kam langsam auf Touren. Ich erinnerte mich daran, daß die Isolierkabine in Abschnitt III C lag und daß die Kabine eine Wand mit der Kombüse gemeinsam hatte. Dann stand ich von meinem Frühstück auf.
    Die Rückwand der Kombüse platzte ohne weitere Warnung von oben bis unten. Ich spürte einen scharfen Luftzug, als der Druckausgleich zwischen beiden Räumen erfolgte. Roger versuchte mir etwas zu sagen, aber der Lärm war zu groß. Ich nahm einen widerlichen Modergeruch wahr und stellte fest, daß die Pflanze durch das Loch in der Trennwand in die Kombüse vordrang.
    Ich warf ihr meine Kaffeetasse entgegen – eine reine Reflexbewegung – und wich zurück. Das Moosgeflecht sog die Feuchtigkeit auf, bevor die Tropfen an der Wand herunterlaufen konnten. In meinen Ohren knackte es, als Roger den Druck wieder erhöhte.
    »Die Pflanze breitet sich aus«, sagte Roger hastig. »Vielleicht kannst du sie mit einem Messer zerschneiden.«
    Ich hatte aber kein Messer griffbereit. Ich hatte nicht angenommen, daß ich eines brauchen würde, um eine Tasse Kaffee zu trinken.
    Das Schott öffnete sich noch weiter und ließ eine formlose braune Masse durch. Die Kombüse war so winzig, daß man normalerweise in ihr nur Kniebeugen und ähnliche Gymnastik betreiben konnte. Jetzt stand ich gegen die andere Wand gepreßt und wußte nicht wohin.
    Ich stocherte mit einer Gabel in dem Geflecht herum, aber die Fasern griffen nach den Zinken wie nach einem alten Freund und ließen einfach nicht wieder los. Ich sah mich um. Unter mir breitete sich bereits ein brauner Teppich aus.
    In diesem Augenblick wurde ich endgültig wach, stieß mich mit beiden Füßen gleichzeitig von der Wand ab und sprang. Wegen der niedrigen Schwerkraft des Mars wurde ein riesiger Satz daraus, der allerdings ein jähes Ende fand, als ich mit dem Kopf voran gegen einen Sicherungskasten prallte und mich auf dem Deck sitzend wiederfand. Ich hatte Sterne vor den Augen und brauchte einige Sekunden, bevor ich mich wieder aufrichten konnte. Dann lehnte ich mich an die Wand und dachte angestrengt nach.
    Die Schwingtür war hinter mir ins Schloß gefallen, bevor das Gewächs in den Gang hinauskonnte. Aber vielleicht ließ es sich dadurch nicht aufhalten. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an Roger.
    »Sofort alle schweren Maschinen rund um die Kombüse aufbauen«, wies ich ihn an. »Außerdem muß die Abdichtung der Luftschächte verstärkt und der Druck in sämtlichen Kabinen unter Kontrolle gehalten werden.«
    Roger murmelte irgend etwas in seinen imaginären Bart. Sekunden später hörte ich ein leises Gerumpel, als die Maschinen anrollten. Ich ließ mich auf die Andruckliege fallen und schaltete die Übertragungsanlage ein. Auf dem Bildschirm war deutlich zu erkennen, daß die Pflanze jetzt die Kombüse völlig ausfüllte.
    Zum erstenmal hatte ich das Gefühl, das einen sonst nur überfällt, wenn man in der Dunkelheit eine Stufe übersieht und nicht genau weiß, ob noch eine zweite zu erwarten ist. Bisher hatte ich die Pflanze nur als interessante Lebensform angesehen, von der man eine Probe mitnahm, um sie später in Ruhe untersuchen zu können. Aber jetzt befand ich mich tatsächlich in Lebensgefahr.
    Ich starrte auf den Bildschirm und beobachtete die Meßinstrumente an dem Kontrollpult. Erst einige Minuten später fiel mir auf, daß meine linke Hand krampfhaft die Armlehne umklammerte. Ich hatte Angst.
    Ich beobachtete die Pflanze, bis sie über das Objektiv der Fernsehkamera kroch.

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