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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ihm durchaus nicht ein, denn schließlich verband ihn nichts mehr mit der Vergangenheit und ihren primitiven Moralbegriffen. Aber er bedeutete eine unwiderrufliche Entscheidung, und diese Überlegung hielt Sturm vorläufig noch zurück. Er hatte keine Eile damit.
    Eines Morgens schrak er plötzlich zusammen, weil ein schrilles Klingeln, das von einem stechenden Schmerz begleitet war, irgendwo in seinem Gehirn ertönte.
    Eine andere Gestalt, ein Techniker im weißen Kittel, erschien auf dem Bildschirm.
    Diesmal handelte es sich jedoch nicht um einen Film.
    »Hast du die Klingel gehört, Nummer fünfundvierzig?« fragte der Mann mürrisch.
    Die Klingel ertönte dreimal rasch hintereinander; jedes Läuten war wieder von dem stechenden Schmerz begleitet.
    Sturm litt förmlich darunter. »Ja«, sagte er, »ich höre sie.«
    »Wenn du die Klingel hörst, paßt du gefälligst auf, verstanden?«
    »Ja.«
    Die Klingel ertönte nochmals.
    »Solltest du gerade schlafen, wenn die Klingel läutet, wachst du auf und stellst dein Auge auf den Bildschirm ein. Wenn du jemand siehst, sagst du: ›Hier ist die Gehirnbank – Sie sprechen mit Nummer fünfundvierzig, Sir.‹ Verstanden?«
    »Ja«, antwortete Sturm wie betäubt.
    »Was sollst du sagen?« brüllte der Mann. Er ließ die Klingel länger als zuvor ertönen. Sturm fühlte den Schmerz wie einen Keulenschlag. »Du sollst ›Jawohl, Sir‹ sagen!« brüllte der Mann. »Merk dir das gefälligst!«
    Die Klingel läutete wieder. Keiner der beiden sprach.
    Nochmals die Klingel. Sturm hatte das Gefühl, sein Gehirn müsse zerspringen.
    »Antworte!« rief der Mann. Sein Gesicht war rot vor Zorn.
    Wieder ein Klingelzeichen.
    »Hier ist die Gehirnbank – Sie sprechen mit Nummer fünfundvierzig, Sir«, murmelte Sturm leise. Er hatte noch immer heftige Schmerzen, obwohl die Klingel längst nicht mehr ertönte. Wenn der Mann nicht bald damit aufhörte, würde Sturm das Bewußtsein verlieren.
    »Schon besser. Noch einmal.«
    Die Klingel schrillte.
    »Hier ist die Gehirnbank – Sie sprechen mit Nummer fünfundvierzig, Sir.«
    »Lauter«, befahl der Mann.
    »Hier ist die Gehirnbank – Sie sprechen mit Nummer fünfundvierzig, Sir«, brüllte Sturm.
    Der Mann lehnte sich in seinen Sessel zurück und betrachtete Sturm nachdenklich. »Du brauchst dir nicht einzubilden, daß du irgendwelche Rechte hast, Nummer fünfundvierzig. Du hast keine, das kannst du mir glauben. Du gehörst jetzt dem Staat und tust gefälligst, was wir dir sagen. Vergiß nie, daß wir dir einen Gefallen tun, indem wir dich am Leben erhalten. Wenn ich es für richtig halte, kann ich dich jederzeit ausschalten. Und wenn ich jemals Klagen darüber höre, daß du unhöflich gewesen bist, erwartet dich eine Strafe, im Vergleich zu der unser voriges Spielchen harmlos war. Wir wissen genau, wie man mit euch Gehirnen umgehen muß, und du brauchst dir nicht einzubilden, daß wir davor zurückschrecken, erbarmungslos durchzugreifen. Wenn es sein muß, wirst du so bestraft, daß du dir wünschst, nie gelebt zu haben. Kapiert?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Sturm.
    Der Bildschirm wurde dunkel.
    Wie ein Hund, überlegte Sturm sich. Wie ein Hund in Pawlows Laboratorium. Der Gedanke an die Klingel erschreckte ihn. Vielleicht war Selbstmord doch die beste Lösung.
    Der Mann in dem weißen Kittel erschien an diesem Tag noch mehrmals, und das Klingelzeichen ertönte so schrill wie zuvor. Sturm erinnerte sich an die erste Lektion und murmelte gehorsam seinen Spruch.
    Nach dem viertenmal sagte der Mann zufrieden: »Ausgezeichnet, Nummer fünfundvierzig. Du hast deine Lektion anscheinend rasch gelernt. Aber bevor du später deinen Dienst aufnimmst, mußt du dir darüber im klaren sein, daß du nur hier bist, um Fragen zu beantworten. Laß dich nie von mir erwischen, daß du mit irgend jemand eine Unterhaltung führst. Ich kontrolliere die gesamte Bank von hier aus und höre euch nacheinander ab. Nimm dich in acht, sonst lernst du mich kennen!«
    »Jawohl, Sir«, sagte Sturm mühsam. Er hätte lieber widersprochen, wußte aber, daß dadurch nichts zu erreichen war. Aber das Bewußtsein, schlechter als der letzte Mensch behandelt zu werden, schmerzte mehr als die Klingel.
    »Morgen setze ich dich während der zweiten Schicht ein«, fuhr der Mann fort. »Der Computer schaltet dich automatisch an und ab. Bevor du abends Fragen beantwortest, wirst du nachmittags zwei Stunden lang an den Neuheitendienst der Mathematischen Bibliothek angeschlossen.

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