Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
gleiche Sache.
    »Träume?« fragte ich.
    »Diesmal sind sie zu weit gegangen«, antwortete Malherbe nervös, und mir fiel auf, daß sie ihre Träume jetzt personifiziert hatten. »Sie haben Alexander angegriffen. Sie haben mich in die Enge getrieben, aber meine Schreie haben sie verjagt.«
    »Sie?« wollte ich wissen.
    »Nun ... ES«, erwiderte Gingos. Sein Arm war dick verbunden, und Amishi bestätigte mir, daß er die Wunde mit elf Stichen hatte schließen müssen.
    »Schön, was ist also passiert?« erkundigte ich mich. Mein Körper war merklich geschwächt, obwohl Amishi täglich Gymnastik mit ihm machte.
    »Ich bin aufgewacht, als ich die Stimme wieder hörte«, berichtete Alexander. »›Nicht zur Sonne, mein Junge. Nicht zur Sonne.‹ Ich habe es angebrüllt, es solle gefälligst verschwinden, aber es kam immer näher. So groß wie ein Robomech, schwerfällig. Die Warnung wurde ständig wiederholt. Dann habe ich das Gesicht gesehen! Zum Glück war es im Schatten nur undeutlich zu erkennen. Es hatte nur zwei leere Krater, wo ich die Augen erwartet hätte, und sonst keine erkennbaren Gesichtszüge. Ich habe laut geschrien, und es hat meine Kabine verlassen, bevor mir jemand zur Hilfe kommen konnte – aber zuerst hat es mich noch gepackt und mich festgehalten, um mir die Warnung ins Gesicht zu sagen.« Er hob seinen verbundenen Arm hoch, als sei er ein Beweis für seine Behauptungen.
    Ich sah zu Malherbe hinüber, der zustimmend nickte.
    »Und deine Story«, fragte ich.
    »Ich bin von Gingos' Schrei aufgewacht. Als ich die Kabinentür erreichte, fiel das Ding im Korridor über mich her. Im Halbdunkel war es nur undeutlich als großer Umriß zu erkennen. Es kam auf mich zu, aber als ich zu schreien begann, verschwand es plötzlich. Wir haben es in dieser Nacht nicht wiedergesehen.«
    Ich seufzte.
    »Nimm die Angelegenheit nicht zu leicht, Jess«, warnte Amishi mich. »Du weißt noch nicht alles. Aus meinem Medizinschrank fehlt zum Beispiel fast alles Kunstgewebe. Falls einer von uns ernstlich verletzt wird, kann ich das zerstörte Gewebe nicht ersetzen.«
    »Wir haben außerdem festgestellt, daß uns ein Schweißbrenner fehlt«, warf Malherbe mit Grabesstimme ein. »Die dazugehörigen Gasflaschen sind ebenfalls verschwunden.«
    »Schon gut«, sagte ich, »nur keine Aufregung.« Die anderen erwarteten einen guten Rat von mir. Schließlich war es meine Aufgabe, die Schiffsfunktionen ständig zu überwachen – ich mußte alles an Bord rechtfertigen, erklären und begründen können. Mein Verstand sagte mir, daß es eine logische Erklärung für diese Phänomene geben mußte, aber dieses Wissen lag vorläufig noch in meinem Unterbewußtsein vergraben. »Am besten durchsuchen wir das Schiff nochmals – unter meiner Anleitung.«
    Wir durchsuchten jedes Deck. Auf dem untersten Deck waren fünfzig Robomechaniker aufgereiht; sie warteten stumm auf das Signal, das sie im Notfall aktivieren würde. Aber hier unten gab es keine Ungeheuer.
    Wir überprüften die Laderäume Zentimeter für Zentimeter, öffneten Kisten und schraubten Kanister auf. Ohne Erfolg. Wir krochen durch den Maschinenraum. Wir nahmen uns die Kabinen einzeln vor. Wir durchsuchten sogar den luftleeren Raum zwischen der äußeren und der inneren Hülle. Nirgends war eine Schreckensgestalt zu finden; nirgendwo entdeckten wir einen Boten, den uns die Sonne geschickt hatte, um uns warnen zu lassen.
    Die anderen waren wieder etwas besserer Stimmung, als ich sie verließ, denn wir hatten einen Plan. Ich sollte Malherbes Kabine beobachten, bis das Ungeheuer wieder auftauchte. Meine Kameraden waren davon überzeugt, daß ich es ebenfalls sehen würde. Und sobald ich es selbst gesehen hatte, sollte ich auf Gegenkurs gehen und zur Erde zurückfliegen. Aber ich wußte schon jetzt, daß ich das nicht tun würde. Ich wollte aus irgendeinem Grund zur Sonne.
    Die Kabine war nur schwach erhellt. Sie glich einer Grabkammer – nur ein Bett, kalte Wände. Malherbe war unruhig. An mehr konnte ich mich später nicht erinnern.
    Am dreizehnten Tag war die Sonne wie ein Gott.
    Die Temperatur der Außenhülle war stark angestiegen, und ich überprüfte die gewaltige Klimaanlage, die unsere Innentemperatur regulierte und auf einem erträglichen Stand hielt. Ich untersuchte auch die Abschirmung zwischen den einzelnen Decks, die bis zu einem gewissen Grad wärmeabweisend war. Alles funktionierte einwandfrei.
    Die Sonne glich einem allesbeherrschenden Gott.
    Am vierzehnten Tag

Weitere Kostenlose Bücher