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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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bekommen einen weichen Ausdruck. Es erstaunt sie immer noch, dass sie sich so lange und ohne jede Verlegenheit in seine Augen fallen lassen kann. In den ersten Wochen hat sie sich um so viel Coolness bemüht, dass er fragte, ob sie krank sei. Ja, sie war krank, krank vor Angst, ihre Hände nicht bei sich behalten zu können, ihn zu nerven, zu langweilen, mit ihrer Liebe zu erdrücken. Ich bin schon recht kräftig, hatte er sie beruhigt, ich halte dich aus. Den ganzen Tag. Und die Nacht dazu, wenn’s sein muss … Es musste sein. Jede Nacht.
    Magdalena atmet tief ein, reißt ihren Blick von ihm los und zeigt auf die Tanzfläche:
    Â»Beinahe wärst du gestürzt, die Jungs sollen ihren Kram wegräumen, wo sind die überhaupt? Ab jetzt werden sie den Fußball draußen lassen müssen und die BMX-Räder auch. Wir eröffnen hier morgen schließlich keine Biker-Bahn!«
    Â»Ach, ich finde dich ganz schön streng in letzter Zeit, kaum machst du dich selbstständig, wirst du zur Tyrannin. Die Jungs brauchen das, und mir macht es Spaß!«
    Matteo flucht zwar manchmal über die beiden, doch er tobt liebend gern mit ihnen durch den Park und schlägt sich stets auf ihre Seite. Selbst als Dario und Leandro neulich kleine Kieselsteinchen in den Ablauf des Brunnens gestopft und damit das Gelände unter Wasser gesetzt haben, hat er sie noch verteidigt. »Ich, eine Tyrannin?! Stimmt ja gar nicht.«
    Â»Hast du nicht gesagt, dass Rudi früher in seiner Schule auch so tyrannisch war? Dass alle nach seiner Hausmeisterpfeife tanzen mussten?«
    Â»Nein, das habe ich nicht gesagt!«, ruft sie hinunter. »Außerdem
mache ich mich nicht selbstständig, sondern wir machen das Ding zusammen, oder? Ich würde niemals allein auf die Idee kommen, für zehn Jahre etwas zu pachten … Aber noch mal zu den Jungs, die könnten doch wirklich mal mit anpacken, anstatt nur den ganzen Tag herumzuspielen.«
    Â»Du hast sie halt zu sehr verwöhnt!« Matteo formt mit den Händen einen Trichter um seinen Mund, damit sie ihn dort oben besser hören kann: »Und bald kommen sie in die Pubertät, dann ist sowieso Schluss mit dem Rumgeschmuse, mit Maddi hier und Maddi da … Und eigentlich gefällt’s dir doch recht gut, dass Tizianos Ex die beiden in den Ferien bei ihm ablädt. Gib’s zu!«
    Â»Meinst du, sie werden bald zu muffeligen Typen, deren Füße nach Schweiß stinken und die unter ihren Sweatshirt-Kapuzen keine Antworten mehr geben? Dario ist noch nicht mal zehn.«
    Â»Vielleicht dauert es auch noch ein, zwei Jahre, bis es so weit ist, gioia ! Und jetzt komm runter, wenn du mit mir sprechen willst, ich bekomme sonst Genickstarre!«
    Magdalena lächelt, sie liebt es, wenn Matteo sie gioia nennt. Sie eilt durch die Küche, hält dann plötzlich inne. Im September kommt Pjotr aus Warschau, vierundzwanzig und begabt, wie sein Professor ihm bescheinigt. Monatelang war sie mit Edmondo auf der Suche nach einem passenden Studenten für den ersten Stipendiumsplatz gewesen. Haben sie den richtigen Kandidaten ausgewählt? Er wird hier bei ihnen in einem der winzigen Zimmer wohnen. Er wird Magdalenas Spaghetti essen müssen, und er darf während der Öffnungszeiten des Cafés nur leise arbeiten, also keine Steinsäge, kein Presslufthammer. Ob er das akzeptieren wird? Magdalena nimmt eine Haarsträhne in den Mund und kaut darauf herum. Bildhauerei ist nun mal laut. Staubig, nass, schmutzig. Sie läuft weiter, springt die Stufen hinunter und kommt vor Matteo zum Stehen. Wortlos
nimmt sie seine Hand, ihre Finger verflechten sich sofort ineinander, schweigend schauen sie durch die geöffneten Fenster der Orangerie. Eine fette Hummel kommt hereingeflogen, nimmt eine Abkürzung durch das nächste Fenster wieder hinaus und rein in den Lavendel. Das Atelier, das Antonello ihr vererbt hat, ist hier oben wieder aufgebaut worden, es sieht fast so aus wie in seinem Haus, nur ist der Raum größer. Vor den Seitenfenstern erstrecken sich die langen, stabilen Tische für die Arbeiten an Modellen aus Gips und Holz, davor drei höhenverstellbare Böcke. An der hinteren Wand, wo ehemals die durchgesessenen Sofas und Tischchen aufgestellt waren, liegen nun die Werkzeuge im Regal. Auf breiten Simsen stehen die kleinen Skulpturen und Modelle der Künstler, die Magdalena damals bei ihrem Besuch so bewundert hat, die

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