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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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geraten, und so hatte es den Anschein, als ob der große Feldherr mit dem Rest seines Körpers in einen Eierbecher gestopft worden wäre. Doch unter das Porträt waren ein paar italienische Worte in unterschiedlich hohen Druckbuchstaben geschrieben worden. QUI NAPOLEONE IL GRANDE NON HA MAI MANGIATO … MAI! Napoleon der Große hatte nie im Mezza Fortuna gegessen, niemals; das skurrile Wandbild und die Buchstaben waren unverwechselbar. Das ›E‹ von GRANDE hatte der Maler nicht mehr in die Umrandung bekommen und ihm eine extra Ausbuchtung gemalt, die sich wie eine Beule nach rechts hervorschob und die zusammen mit dem ›D‹ auf dem Foto zu sehen war, im Hintergrund auf der olivgrünen Wand, direkt neben dem rechten Ohr. Seinem Ohr! Magdalena starrte auf die Schwingtür im hinteren Teil des Restaurants.
Sie waren hier gewesen, sie war ihnen so nahe wie nie zuvor! Einen Moment lang befürchtete sie, die beiden Personen von dem Foto könnten tatsächlich aus der Küche kommen. Sie wollte nur noch laufen, sofort rauslaufen, nur weg, irgendwohin, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte.
    Â»Stell dich doch nicht so an, rück mal ein bisschen weiter nach rechts, Edith, ich habe den Napoleon sonst gar nicht drauf!« Das mürrische Pärchen aus Düsseldorf, Platz 17/18, Mitte links, machte noch schnell ein Bild mit Napoleon und verließ dann das Lokal.
    Magdalena lief ihnen hinterher. »Ich komme gleich«, rief sie Resi zu und schlug die einzige Richtung ein, die nicht durch vorbeifahrende Autos oder ihre Reisegruppe versperrt war. Stefan rief lachend etwas, das wie »unerlaubtes Entfernen von der Truppe« klang. Magdalena drehte sich nicht um, sondern bog in die kleine abschüssige Via del Mare ein und rannte sie im Laufschritt hinunter. Reiß dich zusammen. Das Foto ist tatsächlich dort im Mezza Fortuna aufgenommen worden. Wenn allein schon diese Tatsache dich so durcheinanderbringt, was passiert dann erst, wenn du anfängst, nach ihm zu suchen?
    Â 
    Die Straße endete am Strand, Magdalena stapfte über den Sand, streifte ihre Turnschuhe von den Füßen und ging langsam ins Wasser. Sie atmete tief durch. Die nächste Welle war klein, doch ihre Hosenbeine waren am Saum sofort nass, eine ganze Handbreit. Sie lief am Wasser entlang, es war Ende Mai, die Sonne hatte schon viel Kraft, und die blaue Wollhose war viel zu warm. Schwarze Algen kräuselten sich unter ihren Füßen, sie trat winzige Muscheln in den nassen Sand und ab und zu einen kleinen Stein. Die Endlosschleife in ihrem Kopf ließ ihr keine Pause. Elba. Isola d’Elba . Es ist also auf Elba geschehen. Hier auf der Insel. In ihrem Bauch breitete sich erneut ein angstvolles
Kribbeln aus, viel schlimmer als damals vor den Klassenarbeiten in Französisch, für die sie nie gelernt hatte.
    Vereinzelte Menschen saßen auf ihren Handtüchern im warmen Sand, sie hatten kleine Rucksäcke und Wasserflaschen neben sich, lesende Pärchen schauten auf, als sie vorüberging. Ihr Gang war zu hastig, selbst für einen sportlichen Spaziergang raste sie unangemessen schnell über den Wassersaum am Meer. Mein Gott, sie war am Ziel, seit zwei Jahren hatte sie auf verschiedenen Busfahrten ganz Italien nach ihm abgesucht. »Bunte Frühlingsreise nach Sizilien«, »Schönes Südtirol« und »Gourmet-Tage in der Emilia-Romagna«, auch am Gardasee, in Rom und in Venedig hatte sie Reisegruppen durchgezählt. Und nun war sie am Ziel! Er könnte tatsächlich noch hier sein. War es vielleicht der da? Zu jung. Oder der Grauhaarige dort drüben? Der sah nicht italienisch aus, eher wie ein deutscher Studienrat. Als sie sich umblickte, sah sie, dass sie bereits einige Hundert Meter gegangen war, viel zu weit. Ein Blick auf die Uhr - sie war zu spät. Sie drehte um und rannte los, im Laufen steckte sie das Foto in ihre grüne Ledertasche, die an ihrem Riemen hüpfte. Die Turnschuhe lagen noch da, wo Magdalena sie ausgezogen hatte, schnell lief sie die Via del Mare wieder hinauf, rechts oder links? Sie entschied sich für links, durch die Straße mit den kleinen Cafés. Völlig außer Atem erreichte sie schließlich den Parkplatz. In knapp fünfzig Meter Entfernung sah sie den Doppeldeckerbus sich schwerfällig in Bewegung setzen.
    Â»He! Anhalten, stopp!!« Die konnten doch nicht einfach ohne sie losfahren. Auf den ersten Metern

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