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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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tu ich doch alles!«, und damit ging ich zurück zur
BummBumm-Lounge, wo Hans mittlerweile auf allen möglichen Stühlen und Tischen
und auch auf dem Boden seine Lappen ausgebreitet hatte und Ferdi sich mit den
Händen durch die Haare fuhr und nicht glücklich aussah.
    »Natürlich
Magical Mystery!«, sagte er gerade, als ich dazukam. »Was denn sonst? Ich
meine, das mit dem viermal Bumm ist in Ordnung und die Dynamitstangen sind auch
okay, aber was hat das mit Magical Mystery zu tun?«
    »Hör mal,
ich bin kein Schildermaler«, sagte Hans, »ich dachte, wir machen hier die
BummBumm-Lounge, da hab ich …«
    »Hans!«,
sagte Ferdi streng und hielt dabei einen Lappen hoch, auf dem ein Hund eine
Dynamitstange apportierte. Darüber war das Wort »Bumm« gepinselt. »Du warst
doch mit uns unterwegs! Wir haben doch die ganze Zeit Magical Mystery gemacht!
Da ist doch klar, dass das auch das Motto für unsere Lounge ist! Wir haben doch
darüber gesprochen! Sogar in Köln noch! Du wolltest dir doch was überlegen
wegen Magical Mystery!«
    »Magical
Mystery? Das ist doch von den Beatles«, sagte der Magnetic-Mann, der mir das
Gaffa geliehen hatte und der in diesem Moment dazukam. Er lachte und haute zugleich
Ferdi auf den Rücken. »Wie oft haben die Leute das schon zu dir gesagt, Ferdi?
In den letzten zwei Wochen jetzt? Ich hab über euch ja wilde Dinge gehört.«
    »Nicht so
oft, wie man denken würde«, sagte Ferdi. »Das mit den Beatles haben eigentlich
nur wenige gesagt, man wundert sich. Kennst du Charlie? Das ist Charlie, das
ist Shorty von Magnetic.«
    »Jaja«,
sagte ich. »Vorhin schon gesehen.«
    »Karl
Schmidt«, sagte Shorty. »Jetzt weiß ich wieder! Du bist Karl Schmidt! Ich habe
damals deine Kisten bei Haut der Stadt gesehen, das war neunundsiebzig oder
achtzig oder so. Die waren super. Ohne Scheiß.«
    »Ja,«,
sagte ich. »Fand ich auch!«
    »Aber mal
ehrlich, Ferdi, Magical Mystery, ist das nicht ein bisschen sehr retro?«,
wechselte Shorty wieder das Thema.
    »Euer Motto
ist doch noch viel mehr Retro«, sagte Ferdi. »Was ist das denn für ein
Springtime-Motto, Lasst hundert Blumen blühen?! Ich meine, das ist aus den Fünfzigern,
Shorty! Und von Mao!«
    »Echt?«
Shorty war ehrlich überrascht. »Shit, das war Barbaras Idee, ich dachte, das
ist so ein Frauenscheiß!«
    »Und ich
dachte, du wärst so ein großer Intellektueller, Shorty«, sagte Ferdi. »Seit
wann prüfst du sowas nicht nach?«
    »Hatte
keine Zeit, ich war die ganze Zeit unterwegs«, sagte Shorty. »Um die Springtime
hat sich diesmal Barbara gekümmert. Wieso Mao?«
    »Was weiß
ich, das war halt so«, sagte Ferdi. »So, und nun zu dir«, sagte er und drehte
sich zu Hans um. »Häng du das mal schön auf, während ich mich mit Charlie hier um das Bier
und die Becher kümmere und was weiß ich nicht alles, mein Gott, gleich kommen
die ganzen Leute!«
    »Das mit
dem Bier habe ich schon klargemacht«, sagte ich. »Ich hab einen Gastromann
gesprochen. Du musst dem nachher nur irgendwie bestätigen, dass ich das quittieren
darf, dann kann ich mich für den Rest des Abends darum kümmern, der bringt
gleich schon mal ein paar Fässer vorbei.«
    »Ein paar
Fässer?«, sagte Ferdi. »Letztes Mal hatten wir zehn, und am Ende waren alle
sauer, weil nichts mehr da war, da waren die Gastrotypen plötzlich weg, da mussten
wir zu Magnetic rüber, peinlich!«
    »Und
ob«, sagte Shorty, »Magical Mystery, Ferdi!«
    Hans nahm
die Rolle Gaffa Tape, riss einzelne Stücke davon ab und klebte sie sich lose an
den Arm. Dann ging er mit seinen Lappen herum und heftete sie überall an die
Wand.
    »Ich
glaub’s nicht«, sagte Ferdi. »Ich glaub’s nicht. Ist der die ganze Zeit mit uns
unterwegs und hat nur Bummbumm gemacht und nichts mit Magical Mystery!«
    Ich sagte
nichts. Ich schaute Hans hinterher und war neidisch. Ich hätte Ferdi gerne ein
Magical-Mystery-Kunstding gemacht, wenn es das war, was er wollte. Alles, was
ich gebraucht hätte, wären ein kaputter Stuhl, ein abgebrochenes Stuhlbein, ein
Einkaufskorb voller Glühbirnen und ein Klosauger gewesen. Und ein paar Pylone
und Flatterband. Aber ich war nicht der Künstler, Hans war der Künstler. Und
der hängte jetzt gerade vier Lappen nebeneinander, auf denen »Bumm« stand.

70. Werner in the house
    Bald
darauf kam das
Bier, Martin, so hieß mein neuer Kumpel von Event Gastro Essen, brachte es mit
einem dieser Gabelstapler-Hubwagen, die man wohl Ameise nennt, er tat das
jedenfalls, Ameise hier, Ameise

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