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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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sie und lachte.
    »Bis
gleich, Sigi!«
    Unten an
der Bühne stand Rosa.
    »Weißt du,
wo Ferdi und Raimund sind?!«
    »Da
hinten!« Sie zeigte auf eine Tür in der Nähe. »Da sind die drin!«
    »Wir fahren
dann bald!«, sagte ich.
    »Ist mir
recht«, sagte sie. »Aber nicht drängeln.« Ihre Haare kitzelten mich im Gesicht.
    »Ich
drängel nicht, ich nehm euch einfach mit«, sagte ich.
    Sie nickte.
Ich ging auf die kleine Bühne oder Erhöhung oder was immer das war, auf dem
das DJ-Pult stand, und stellte mich zwischen Holger und Basti. Die ließen sich
davon nicht stören und warfen weiter die Arme in die Luft und drehten sich um
sich selbst, das war lustig anzusehen. Ich nahm beide in den Arm, drückte ihre
Köpfe zusammen und sagte: »In fünf Minuten ist Schluss für euch. Fünf Minuten.
Ab jetzt.« Sie guckten mich mit großen Augen an.
    »Fünf
Minuten.«
    Das hatte
ich von Hartmut, dem Erzieher, gelernt. »Du musst ihnen immer eine Vorwarnung
geben«, hatte er mir mal bei einem Kaffee aus Rüdigers Kaffeemaschine gesagt.
Er hatte eine neue Glühbirne gebraucht und sie selber abgeholt und bei der
Gelegenheit einen Kaffee mitgetrunken und als ich jetzt über ihn nachdachte,
so da oben stehend und mit Bastis und Holgers Köpfen in den Händen, war ich von
einem Gefühl der Liebe und Dankbarkeit für
ihn erfüllt, aber auch das war nur ein weiteres Symptom dafür, dass ich
kontaktstoned war, »Du musst ihnen immer ein paar Minuten vorher Bescheid
sagen, damit sie sich drauf einstellen können, am besten fünf Minuten«, hatte
Hartmut gesagt, »fünf Minuten, aber dann auch einhalten, sonst schlecht!«
    »Nur noch
dieser Track«, sagte Holger.
    »Fünf
Minuten, Holger. Wieviele Tracks das auch immer sind.«
    »Der geht
nur noch eine Minute.«
    »Fünf
Minuten, Holger.«
    »Der geht
aber nur noch eine Minute. Das ist unser letzter!«
    »Dann spiel
halt noch einen. Ich bin in fünf Minuten wieder da!«
    Dann ging
ich auf der anderen Seite der Bühne runter und durch die Tür, die Rosa mir
gezeigt hatte. Dahinter war ein kleines Büro mit einem kleinen Tisch, an dem
saßen Ferdi und Raimund und einer, den ich nicht kannte. Auf dem Tisch waren
Geldscheine und etwas Koks, das der, den ich nicht kannte, gerade wegrüsselte.
Als ich durch die Tür kam, zuckten Raimund und Ferdi zusammen und drehten sich
nach mir um. »Mensch Charlie, jetzt hast du mich aber erschrocken«, sagte
Raimund.
    »Erschreckt«,
sagte Ferdi. »Ich hab mich erschrocken, aber du hast mich
erschreckt. Mal Tüte Deutsch kaufen, Raimund! Außerdem hatte ich doch gesagt,
du sollst abschließen!«
    »Wir
rechnen gerade ab«, sagte Raimund zu mir. »Soll ich dir das Geld mal gleich
geben?«
    »Was soll
ich denn damit machen?«
    »Auf die
Bank bringen. Auf das Konto einzahlen, wo da die Karte von ist, die du hast«,
sagte Ferdi.
    »Selber
Tüte Deutsch kaufen!«, sagte Raimund.
    »Ja, gib
mal her«, sagte ich.
    »Ja, nimm
das bloß weg, sonst baut Raimund da nur Scheiße mit. Bin froh, dass du da bist,
Charlie!«
    »Ja, her
mit dem Geld. Passt auf, Leute, wir gehen jetzt. Ihr auch. Auto steht draußen.«
    Ferdi schob
die Geldscheine auf dem Tisch zusammen machte ein Bündel draus und gab sie mir
rüber. »Wir sind eigentlich gerade wieder frisch«, sagte er.
    Ich zählte
das Geld nach und steckte es ein. »Selber schuld«, sagte ich, »jetzt ist es
acht Uhr und wir gehen. Aus die Maus!«
    »Ich bin
übrigens Heino«, sagte der Dritte am Tisch und winkte mir zu. »Hab schon
gehört, dass du Charlie bist und die alle wegholst, die reden schon seit einer
Stunde über nichts anderes, bald kommt Charlie hier, bald kommt Charlie da,
irgendwie crazy.« Er lächelte schief. »Wenn ich dich jetzt so sehe, verstehe
ich das.«
    »Ja«, sagte
ich, »vielen Dank. Ist das dein Laden?«
    »Wir machen das zu dritt!«, sagte er.
    »Hast du
jemanden, der die Hosti-Bros-Jungs am Pult ablösen kann?«
    »Weiß ich
nicht, muss ich erstmal gucken.«
    »Ja. In
vier Minuten hole ich die da weg. Dann sollte jemand anderes da sein, sonst
wird’s langweilig.«
    »Kein
Ding«, sagte Heino. »ich mach das gleich selbst, hab ich jetzt eh Bock drauf,
ich bin eh dran, glaube ich, wie spät ist es jetzt?«
    »Acht.«
    »Dann bin
ich eh dran, warte mal, ich hab hier irgendwo den Zettel, das hat sich alles
verschoben, eigentlich war ich um sechs dran, aber …«
    »Super. Und
kannst du mir einen Schlüssel geben? Für die
Eingangstür? Nur bis ich alle draußen habe? Kriegst du

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