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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Saxofon-Koffer, den Anja am Abend zuvor
dabeigehabt hatte, aber um sicherzugehen, machte ich ihn auf und tatsächlich,
es war ein Altsaxofon drin. Ich machte ihn wieder zu und ging durch die Leute,
aber Anja konnte ich nirgends finden.
    Ich ging
wieder zurück zum Auto. Sigi schlief, Rosa rauchte und die vier Jungs
streichelten die Meerschweinchen.
    »Weiß
einer, wo Anja sein könnte? Hat sie einer zuletzt gesehen?«
    »O nee,
können wir mal fahren?!«, sagte Raimund. »Wir können doch nicht auf jemanden
warten, der nicht da ist!«
    »Wann habt
ihr sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Nun lass
sie doch, sie ist doch über achtzehn.«
    »Ich hab
sie zum letzten Mal vor ein paar Stunden gesehen«, sagte Rosa, »da war sie in
der Backstage und hat geheult, wegen Dubi.«
    »Ach du
Scheiße, stell dir mal vor, da heult eine wegen Dubi.«
    »Halt doch
die Schnauze, Raimund Schulte, du blöder Sack.«
    »Easy!«,
rief Ferdi. »Immer schön nur die Liebe reinlassen, Leute. Magical Mystery! Ich
finde aber, wir sollten jetzt fahren, das nervt hier draußen, das ist kalt und
hässlich und ich hab Hunger, schön Fluxi-Hotelfrühstück jetzt!«
    »Dann würde
ich aber vorsichtshalber das Saxofon mitnehmen. Das steht da noch in der
Backstage.«
    »Und wenn
sie wiederkommt und das ist nicht mehr da? Dann kriegt sie doch voll den
Schreck«, sagte Rosa.
    »Ich mach
einen Zettel hin. Bin gleich wieder da!«
    Als ich die
zweite Tür zum Club öffnete, stand Schöpfi dort am Tresen und schrieb einer
Frau mit Kugelschreiber etwas auf ihren Unterarm.
    »Schöpfi,
was machst du denn hier?«
    »Der Typ
vom Hotel hat mir diese Adresse gegeben. Konnte ja nicht ahnen, dass das
derselbe Club ist. Konnte ja nicht ahnen, dass hier noch was abgeht, bis vorhin
war hier doch total tote Hose. So!« Er strahlte die Frau an, die Frau strahlte
ihren Unterarm an. »Das muss reichen.«
    »Danke«,
sagte die Frau und ging weg.
    »Hast du
vielleicht Anja gesehen, Schöpfi?«
    »Ist alles
nicht mehr wie früher«, sagte Schöpfi und sah der Frau hinterher.
    »Wir fahren
gleich, kommst du mit?«
    »Ja, das
bringt doch alles nichts!«
    »Dann bleib
mal hier stehen und warte auf mich, ich nehm dich mit!«
    Ich ging in
die Backstage und nahm den Saxofonkoffer. Ein Plattenkoffer war nirgends zu
sehen.
    Ich hatte
einige Zettel und einen Kugelschreiber in der Tasche. Ich nahm einen der
Zettel, es war ein Reparaturschein aus dem Kinderheim, schrieb eine Nachricht
an Anja auf die Rückseite und legte ihn da hin, wo der Saxofonkoffer gestanden
hatte. Dann ging ich raus, nahm Schöpfi, der melancholisch an der Theke lehnte
und in die Menge guckte, bei der Hand und verließ mit ihm den Club.

36. Zeit
    Im Fluxi wollten alle erstmal zum Frühstück,
außer Schöpfi, der wollte ins Bett, er habe schon gefrühstückt, sagte er, und
er wollte, dass ich mitkomme und ihm sein Bett zeige, nicht dass es später
Probleme gebe, er wolle sich auf keinen Fall in das falsche Bett legen, und es
brachte gar nichts, dass ich ihm mehrmals versicherte, dass es da keine
Probleme geben könne, weil mein Bett das Zustellbett war und in einem anderen
Bett Dubi lag und schnarchte, er also sein Bett, das dann ganz klar kein
Zustellbett und ohne Dubi sein müsse, gar nicht verfehlen könne, ihm war das
alles, wie er mehrfach sagte, »nicht geheuer, so mit drei Mann in einem
Zimmer«, da wollte er auf Nummer sicher gehen, und weil ich nun schon mal
mitkam, trug ich ihm auch gleich seinen Plattenkoffer hinterher, bei dem die
Räder auf seinem Heimweg mit Dubi irgendwie kaputtgegangen waren, was ihn
extrem nervte, wie er mehrmals wiederholte, wie er überhaupt jetzt, im fahlen
Licht des Morgens, einen abgeschabten und gereizten Eindruck machte und auf
alles schimpfte, was nicht rechtzeitig in Deckung ging, der Elch am Fahrstuhl
war schlecht, das Fluxi sowieso, Bremen auch, die ganze Technosache im Grunde
total abgefuckt, alles Idioten überall, so ging das die ganze Zeit. Als wir im
Fahrstuhl waren
und er damit anfing, dass der Fahrstuhlfirmenname Flohr Otis ja nun wohl der
letzte Scheiß sei, sagte ich zu ihm: »Wenn du nicht gleich die Klappe hältst,
Frank Specht, dann knall ich dir eine.«
    Er schaute
mich überrascht an. »Echt mal?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Stark!«
    Im ersten
Stock öffnete ich das Zimmer, drückte ihm seinen Koffer in die Hand und wollte
gerade wieder gehen, als er sagte: »Siehst du, hab ich ja gesagt.«
    Ich schaute
ins Zimmer. Im einen Bett lag Dubi und schnarchte, im

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