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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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offensichtlich gut und stand da und blieb da und wenn er ein reales
Vorbild gehabt haben sollte, einen wirklichen Jungen in Worpswede, dann war
der mittlerweile tot, aber der hier nicht, der blieb da und schaute auf den
Apfel, und ich spürte, dass ich labil wurde und kurz vorm Heulen war. Ich riss
mich gerade noch rechtzeitig zusammen und stand auf und ging.
    Als ich
draußen war, hatte
es aufgehört zu regnen und es war viertel nach drei. Zeit für eine Rückkehr ins
Fluxi. Zeit für die Fahrt nach Köln.

37. Nazischeiße
    »Vielleicht sollten wir zu den Externsteinen
fahren«, sagte Schöpfi, als wir an Osnabrück vorbeikamen. Er schaute dabei oben
aus dem Dachraum, für den Raimund irgendwo hinter Oldenburg den Namen
»Komabrett« gefunden hatte, während er die Koffer und Taschen, die wir in
Bremen oben in eben dieses Komabrett hineingestopft hatten, weil Lolek und
Bolek mit ihrem neuen Riesenkäfig den Kofferraum jetzt ganz für sich
brauchten, alle wieder herausgeräumt hatte, weil er »auch mal aufs Komabrett«
wolle, »und nicht immer nur Schöpfi«, wie er hinzugefügt hatte, Schöpfi war
schon vor Erreichen der Autobahn in Bremen dort oben verschwunden und jetzt,
anderthalb Stunden später, auf der Höhe von Osnabrück, war Schöpfi wach und
schaute aus dem Komabrett heraus in meinen Nacken, ich konnte sein Gesicht groß
und rosig im Rückspiegel sehen.
    »Hat
Raimund gerade gesagt! Externsteine! Die sollen ja das deutsche Stonehenge
sein. Raimund meint, so magicalmysterymäßig würde das voll reinhauen, kleine
Exkursion zu den Externsteinen.«
    Rosa saß
zusammen mit Sigi, die an ihrer Schulter schlief, neben mir.
    »Das ist
Nazischeiße«, sagte sie.
    »Ach so«,
sagte Schöpfi. Und ins Innere des Komabretts hinein wiederholte er: »Das ist
Nazischeiße, Raimund.«
    »Dann
lieber nicht«, sagte Raimund.

38. Der kleine Samstag
    Als wir
in Köln am Club
hielten, war es zehn Uhr abends und ich war sehr müde. Im Club war schon
ordentlich was los, weil, wie der Typ sagte, der uns alle begrüßte und Sigi und
Raimund und Schöpfi sogar umarmte und uns in den Club und im Club durch die
Leute hindurch im Gänsemarsch in eine Art Büro führte, »Mittwoch bei uns in
Köln der kleine Samstag« sei und darum »auch die Leute, die morgen früh
rausmüssen, jetzt schon mal Party« machen wollten, weshalb er uns schon
sehnsüchtig erwartet habe, die große BummBummKratzbombenspezialnacht, als die
er uns angekündigt hatte, sei ein großer Hit, da sei er selber überrascht, wie
er sagte, alle wollten Kratzbombe und BummBumm, das mache ihn selber ganz froh
und auch stolz und ob nicht irgendwer gleich mal auflegen könne, bald müssten
wahrscheinlich viele nach Hause, weil die richtigen Raver zwar sicher später
noch kämen, aber der Mittwoch eben auch der kleine Samstag sei und viele
deshalb zwar abends ausgingen, nur eben nur so bis elf oder zwölf, und
wenigstens Odo und Rama Noise, also Anja und Dubi, auf die er sich schon die
ganze Zeit gefreut habe, wegen dem Hit mit der Flöte, ob die dann nicht
wenigstens eben gleich mal spielen könnten, also wenigstens den Hit mit der Flöte,
das sei sicher auch für den
Merch-Umsatz gut, und die Merch-Leute von uns seien auch schon hier, sagte er,
die seien schon vor einer Stunde gekommen und würden sich nur noch eben in der
DJ-Wohnung frischmachen, ihr Merchandising hätten sie hiergelassen, hier im
Büro, da hinten stehe es, und der Typ zeigte auf einen großen Haufen Kartons,
die in einer Ecke des Büros aufgestapelt waren, ein Exemplar von »Ballon,
Ballon – der Hit mit der Flöte« habe er sich gleich mal schenken lassen, das
sei ja wohl der Hammer, und zehn Exemplare von den Magical-Mystery-Shirts habe
er sich auch schon reserviert, obwohl er ein Shirt mit »BummBummKratzbombenspezialnacht
Köln« noch besser gefunden hätte, und dann könne ja auch Schöpfi gleich danach
mal auflegen, auf den warteten ja auch alle und Anja rief irgendwann: »Moment
mal!«, um den Redefluss des Typen vom Club, der Alex hieß, zu stoppen, denn sie
war mittlerweile an die Kartons gegangen und hatte sie durchwühlt und stand
nun mit einer CD-Maxi in der Hand uns allen, die wir, noch eingeschüchtert von
Alex’ Redeschwall, schweigend mit unseren Plattentaschen und -koffern
herumstanden, gegenüber und hatte ein zornesrotes Gesicht, »Moment mal! Jetzt
reicht’s, Raimund Schulte!«
    »Wieso denn
immer ich?«
    »Wieso habt
ihr das mit ›Der Hit mit der Flöte‹ bestickert? Ich

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