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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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meine, wie blöd kann
man eigentlich sein??!« Anja hielt ihren Saxofonkoffer hoch. »Sieht so eine
Flöte aus?«
    »Ja, das
ist blöd mit dem Sticker«, gab Raimund zu. »Wir hätten natürlich ›Der Hit mit
dem Saxofon‹ draufschreiben können. Aber das Problem war, dass alle schon
›Der Hit mit der Flöte‹ gesagt haben, da haben wir das einfach mal so
übernommen.«
    »Wer soll
das denn gesagt haben?«
    »Na alle,
wir und so, ich dachte immer Flöte, was weiß ich denn, das hat sich so
eingebürgert, ich meine, du hast uns den doch nicht live vorgespielt, den
Track, ich dachte immer, das wär ‘ne Flöte.«
    »Das war
nie ‘ne Flöte, das war im Leben keine Flöte, das war immer Saxofon!«
    »Nun mach
dich mal locker, Anja«, sagte Ferdi. »Das ist doch egal. Alle sagen jetzt
›Ballon, Ballon – der Hit mit der Flöte‹, dann ist es doch auch besser,
wenn das so auf dem Sticker steht!«
    »Das klingt
auch besser«, warf Raimund ein.
    »Niemand
sagt ›Ballon Ballon – der Hit mit der Flöte‹ außer euch, das ist doch
totaler Quatsch …«
    »Also, ich
dachte immer Flöte«, unterbrach Alex, der Mann vom Club. »Wollt ihr nicht
einfach schon mal was trinken, eben ein Bier, ein Kölsch vielleicht, wir haben
jetzt auch Kölsch hier, die Leute trinken das gern, wenn die so afterworkmäßig
hier reinkommen, dann wollen die immer Kölsch, gerade am Mittwoch, das ist ja
bei uns in Köln der kleine Samstag, jedenfalls muss jetzt mal einer spielen.«
    »Ihr seid
doch alle totale Banausen!«
    »Jetzt
entspann dich mal, Anja«, sagte Ferdi. »Tut uns ja auch leid. Dann müssen wir
die eben neu bestickern, bei der nächsten Auslieferung bestickern wir die
einfach alle neu, da lassen wir einfach von einem Praktikanten neue Sticker
draufmachen, Specki oder was weiß ich, wer dann gerade da ist, jetzt sind die
erstmal mit Flöte ausgeliefert, das ist jetzt eben so.«
    »Wenn die
wenigstens nicht auch noch hier beim Merchandising so bestickert wären«,
mischte sich Dubi ein. »Das ist doch total peinlich, wenn wir hier mit Saxofon
spielen und dann verkaufen wir das mit ›Der Hit mit der Flöte‹!«
    »Quatsch«,
sagte Ferdi, »jetzt hört doch mal auf, ihr beiden, wir sind hier doch nicht auf
der Musikschule, das merkt doch keiner, und wenn schon, das interessiert doch
keine Sau!«
    »Irgendjemand
von euch muss jetzt mal auflegen, ich geh dann mit hoch und kündige das an«,
sagte Alex.
    »Nein!«,
rief Raimund. »Nein, Alex, nicht ankündigen. Ich geh selber und leg auf, aber
nicht ankündigen, nicht so Gummistiefelscheiß, mal ein bisschen Niveau jetzt.«
    »Wo ist
denn die DJ-Wohnung?«, sagte ich. »Ich muss da hin, ich muss mich mal
hinlegen.«
    »Hinlegen?«,
sagte Alex, der Mann vom Club. »Hinlegen? Jetzt? Am Mittwochabend?!« Darüber
musste er erst nachdenken, bevor er weiterredete: »Ich brauch übrigens auch
einen von euch, der bei der Tür mitmacht, ich hab heute nicht viele Leute da,
also zum Arbeiten, und eigentlich ist vereinbart, dass ihr die Tür macht.«
    »Das können
doch Holger und Basti machen«, schlug Ferdi vor. »Holger und Basti, geht ihr mal
mit Alex zur Kasse, dann soll der euch gleich alles zeigen. Und ich geh mit
Charlie hier mal eben nach oben und schau nach Dave und Hans, wenn die da oben
sind, und Raimund legt mal auf und der Rest kann ja was essen gehen oder was
weiß ich.«
    »Ich brauch
mal ein bisschen Geld«, sagte Rosa.
    »Geld kriegst du von Charlie, der hat das Geld.«
    »Dann komm ich erstmal mit in die Wohnung.«
    Ferdi
kannte den Weg, er ging mit mir und Rosa über einen Hof und hinten herum wieder
ins Gebäude hinein und eine Treppe hoch und in die DJ-Wohnung, die direkt über
dem Club lag. Durch den Fußboden drang das fröhliche Bummbumm des kleinen
Samstags. In der Küche standen Dave und ein Typ, den ich nicht kannte, das musste wohl
Hans sein. Er hatte einen Karton auf den Küchentisch gestellt und hielt einen
bemalten Leinwandfetzen ins Licht, als wir hereinkamen.
    »Hans, alte
Socke«, sagte Ferdi fröhlich. »Hast du ordentlich was zusammengeschmiert?«
    »Ja klar«,
sagte Hans.
    »Für die
Lounge«, sagte Ferdi triumphierend. »Für die Lounge! Da werden die anderen aber
Augen machen!«
    Wir
stellten uns dazu und besahen den Leinwandlappen, den er hochhielt. Er war
vielleicht dreißig mal zwanzig Zentimeter groß, und Hans hatte mit Öl das Wort
»Bumm« draufgemalt. »Davon habe ich vier«, sagte er, »die kann man kombinieren.
So hintereinanderhängen. Dann

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