Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
erwischen lassen!
Ich ging
also zurück ins Einkaufszentrum
und in die dortige Sparkassenfiliale. Dort zählte ich noch einmal das Geld
nach, das Raimund mir am Morgen gegeben hatte, und zahlte es aufs Konto ein.
Dann fuhr ich ins Studentenviertel und ging dort in eine Eisdiele, die mir am
Morgen auf dem Weg zum Club aufgefallen war. Ich ließ mir einen Kaffee geben,
holte meine ganzen Quittungen und Belege und einen Reparaturzettel vom
Kinderheim aus der Jacke und machte auf dessen Rückseite eine vorläufige Buchführung
mit Kontobuch und Kassenbuch und was weiß ich nicht noch allem, alles sehr
rüdigerhaft mit krakeligen Buchstaben und freihändigen Tabellenlinien und so
weiter, ich nahm mir vor, später ein Heft dafür zu kaufen. Als ich damit
fertig war, war es 12.15 Uhr. Ich trank noch einen Kaffee und blätterte in
einer Zeitung namens »Weser Kurier«, aber ich merkte schon bald, wie sich beim
Lesen dieser dann doch sehr für Bremen und die Bremer gemachten Zeitung das
dunkle Gefühl anschlich, mit jedem Artikel über die Renovierung eines
Einkaufszentrums oder die Pläne für eine Umgestaltung der Fahrradwege kam es
näher, bis es direkt hinter dem Zeitungspapier lauerte, ich spürte, wie es mir
den Atem abschnürte und die Panik kalt den Nacken hochkroch, ich musste da
raus, Eisdiele mit »Weser
Kurier« war definitiv das falsche Ding, also ging ich um die Ecke in eine
Pizzeria und aß eine »Pizza Lupara« mit Knoblauch und Tintenfischringen, und
dazu trank ich eine große Cola, um wachzubleiben, denn das war mir schon
klargeworden, dass ich mein übliches kleines Nickerchen, das ich in der Regel
im Sitzen in Rüdigers altem Schaukelstuhl im Kinderzoo durchzog, seit Herr
Munte bei den Gänseblümchen lag, jedenfalls am heutigen Tag würde abschreiben
können, und als ich damit durch war, war es noch keine dreizehn Uhr und mir
fiel absolut nichts mehr ein, was ich hätte machen können, außer mir ein
kleines Heft und einen neuen Kugelschreiber für die Buchführung zu kaufen, was
ich dann auch gleich tat, in einem Schreibwarenladen, an dem ich auf dem Weg
zum Auto vorbeikam, das dauerte natürlich, ich trödelte am Regal mit den
Schulheften herum, bis eine misstrauische Verkäuferin mich fragte, was ich denn
um Himmels willen bloß so lange suchen würde, was ihnen denn in ihrem
Sortiment bloß fehlen würde, dass ich so ratlos vor den Schulheften stehen
könnte, eine Unverschämtheit eigentlich, die ich mit den Worten
»DIN-A6-Heftchen mit Karos, aber ohne abgerundete Ecken« parierte, was die Sache
nur unwesentlich hinauszögerte, schließlich ging auch dieser Arbeitsschritt
seinem Ende entgegen und nach der anschließenden Übertragung meiner vorläufigen
Reparaturzettelbuchführung in das gekaufte Heft inklusive dem zusätzlichen
Verbuchen der Kosten für ebendieses Heft, zwei Handlungen, die ich in einem
kleinen Omacafé in der Nähe vornahm, wozu ich auch noch zwei Tassen Filterkaffee,
den sie dort noch kannten, zu mir nahm, war ich fix und fertig mit allem, gab
es absolut nichts mehr zu tun, nicht einmal mehr vorgeschobene Ersatzhandlungen
zu verrichten, dabei waren es noch zwei und eine dreiviertel Stunde bis
zur Abfahrt nach Köln und ich war dann doch, während ich mir im Omacafé am
zweiten Kaffee, der definitiv nicht mehr funktionierte, der mich nicht mehr dafür
entschuldigen konnte, dort noch immer zu sitzen, bei dem es mir schon, während
er gerade erst gebracht wurde, die Kehle zuschnürte, weil ich eigentlich nur
noch raus und weiter und irgendwie weg von dem wollte, was mich von innen
heraus zu zerreißen drohte, sodass ich mir die Zunge verbrannte, als ich ihn
hastig austrank, denn hier machten sie nicht nur Filterkaffee, sie wussten
sogar, wie man ihn heiß in eine Tasse kriegte, immerhin, jedenfalls war ich
dann doch, während mir die Schmerzen im Mund für kurze Zeit Erleichterung
brachten, weil sie mich ablenkten von dem dunklen Ding, jedenfalls war ich
dann doch nicht mehr ganz so überzeugt, dass es richtig gewesen war, St.
Magnus auszulassen, jetzt, wo ich merkte, wie sehr ich mich nach Bewegung
sehnte, um mit ihr das dunkle Gefühl zu verscheuchen, das nun nicht mehr hinter
der Zeitung oder in einer Ecke des Raumes saß, sondern ganz klar in den
Knochen, in den Beinen vor allem, die ich, während ich an dem kochendheißen
Kaffee schlürfte und mir den Mund dabei verletzte, um die Stuhlbeine geschlungen
hatte, so fest, dass ich merkte, wie diese Stuhlbeine langsam nachgaben
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