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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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scheiß
Ratten, ich hau euch tot!«
    »Nicht
hauen.«
    Nun kam er
doch raus, ein kleiner, dünner Junge, vielleicht sieben Jahre alt. Er hielt
die Hände über den Kopf. »Nicht hauen.«
    »Keine
Angst.« Ich atmete auf und stellte die Schaufel weg. Ich merkte, dass ich
schwitzte. Ich holte den Tabak raus und
drehte mit zitternden Händen erst einmal eine Zigarette. Der Kleine stand
zwischen den herumgeräumten Säcken und schaute mir dabei zu.
    »Ich
dachte, du sollst mich festhalten und dann Hartmut anrufen!«, sagte er nach
einer Weile.
    »Das
hättest du wohl gerne!«
    »Nee …«
Er kam näher und beschaute sich den Babybrei, den ich für Jimmy und Johnny
gemischt hatte. »Kann ich davon was haben?«
    »Bist du
schon vor dem Frühstück abgehauen, oder was?«
    »Ich? Wieso
abgehauen? Ich bin doch nicht abgehauen!« Er war kurz davor zu heulen, das
konnte man sehen, die Augen kniff er zusammen und die Stimme kippte ins
Weinerliche.
    »Meinetwegen«,
sagte ich. »Sei froh, dass noch keine Würmer drin sind!« Ich suchte ihm einen
Löffel raus und wusch ihn ab. »Wo wolltest du denn hin?«
    »Nach
Hause«, sagte er und löffelte hastig den Babybrei weg. »Da sind ja Bananen
drin.«
    »Ja, der
ist für die Affen. Alle glauben immer, dass die gerne Bananen essen.«
    »Stimmt das
denn nicht?«
    »Mehlwürmer
mögen sie lieber. Und Käfer. Fleisch überhaupt.«
    »Und wieso
gebt ihr ihnen dann Bananen?«
    »Ist halt
so«, sagte ich. »Weil’s Affen sind. Und du? Warum bist du hier?«
    »Ich bin
auf Erholung hier. Und ich soll auch mehr essen. Dicker werden!«
    Die Kinder
waren gerade erst angekommen. Dreimal im Jahr kamen neue Kinder und blieben für
hundert Tage, alle Probleme durcheinander, Legastheniker, Choleriker, Verweigerer,
Stotterer, die Hamburger Schulbehörde schickte sie dreimal im Jahr, immer
hundert auf einmal, dazwischen wurde alles gründlich saubergemacht und
desinfiziert.
    »Erholung?
Du hast doch bestimmt auch Scheiße in der Schule gebaut!«
    »Ich doch
nicht. Ich bin zur Erholung hier.«
    »Und wieso willst du dann gleich wieder weg?«
    »Ist doch scheiße hier. Total langweilig.«
    »Ja, aber
das Essen ist gut«, sagte ich. »Ich an deiner Stelle wäre erst nach dem
Frühstück abgehauen.«
    »Dann geht
das schlecht, dann ist ja Hartmut immer da.«
    Ich mischte
neuen Babybrei an und tat gleich ein paar Mehlwürmer rein, damit er den nicht
auch noch wollte. Er schaute interessiert zu.
    »Fütterst
du die Affen jetzt?«
    »Ja. Du
kannst zugucken. Du kennst das hier noch gar nicht, oder?«
    »Nein, wir
sind ja gerade erst angekommen.«
    Jimmy und Johnny waren schon ganz außer
sich, als wir zu ihnen kamen. Der Zoo hatte einen Innen- und einen
Außenbereich, im Innenbereich waren die beiden Affen, die Alligatoren, die
Kaninchen, die Schildkröten und ein großer Papageienvogel, der Geräusche machte
wie ein altes Transistorradio. Ich öffnete eine kleine Tür in Jimmys und
Johnnys Gehege und stellte ihnen den Brei mit den Mehlwürmern hin. Die beiden
kleinen Dunkelmänner waren nur ungefähr zwanzig Zentimeter groß, aber sie konnten
den Jungen nicht lange fesseln, die Alligatoren fand er besser.
    »Sind die
Krokodile echt?«, fragte er.
    »Ja klar.«
    »Aber die
bewegen sich gar nicht.«
    »Das sind
wechselwarme Tiere. Die würden sich mehr bewegen, wenn’s wärmer wäre.«
    »Dann mach
doch mal wärmer.«
    »Geht
nicht, dann drehen die auf und dafür ist nicht genügend Platz. Die kommen bald
weg, weil sie so groß geworden sind. Die haben ja kaum noch Platz da drin.«
    »Ach so.«
    Die
Alligatoren waren in einem mit dickem Glas eingefassten Reptilienbecken
untergebracht. Innen am Glas war zusätzlich ein Gitter. Vorne konnte man das
Glas öffnen und dann das Gitter hochheben, um sie zu füttern oder rauszuholen.
Ich hatte eine Heidenangst vor den Viechern und die Tage, an denen man sie
füttern musste, waren schlechte Tage.
    »Und wie
klein waren die früher?«
    »Wenn die
ankommen, sind die noch so klein …«, ich zeigte ihm mit den Händen, wie
klein, »… und dann werden die hochgepäppelt.«
    »Und wo
kommen die dann hin?«
    »Alligatorenfarm.«
    »Und dann?«
    »Keine
Ahnung. Wahrscheinlich Handtaschen.«
    »Hm …« Er
schaute die Alligatoren weiter an und die Alligatoren blieben weiter regungslos
sitzen. »Mach doch mal warm, damit die sich bewegen.«
    »Das ist
nicht gesagt, dass die sich dann bewegen. Die lauern doch auf Beute.«
    »Was denn
für Beute?«
    »Sowas wie
dich.«
    Er

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