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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Quatschkram
ist, aber irgendwie muss man ja durchs Leben kommen, und ganz ohne Esoterik
geht es nicht, der Mensch lebt nicht vom Brot allein, und wenn man schon keine
Drogen mehr nehmen darf und auch sonst ein paar Schrauben lo cker hat, dann
kann ein bisschen Esoterik nicht schaden.
    »Clean Cut
1, Schmidt.«
    Niemand
antwortete, aber man hörte im Hintergrund die Bassdrum, nicht so laut, wie wenn
das Telefon direkt im Club gewesen wäre, was sollte es da auch, wie sollte man
in einem Club, in dem die gute alte Bummbumm-Musik lief, telefonieren wollen,
nein, es klang eher so, als ob das Bummbumm durch eine Wand kam, es dringen ja
nur die tieferen Töne durch die Wände, das hatte mir Ferdi, der alte
House-Guru, mal erzählt, der hatte dauernd solche Sachen auf Lager gehabt, es
hatte etwas mit der Wellenlänge zu tun, »wenn die Longitudinalwelle länger ist
als die Wand dick«, hatte er behauptet, »dann dringt die Welle durch, wenn
nicht, wird sie reflektiert«, so hatte er das Phänomen erklärt, wieso man durch
die Wände immer nur noch den Bass und die Bassdrum hört und das ganze Gefiepe
und Gedudel eben schon nicht mehr, und sowas merkt man sich über ganze Jahre
hinweg, während man zugleich drei Tage hintereinander im Baumarkt vergisst,
die 50-mm-Spaxschrauben einzukaufen, obwohl sie ganz oben auf dem Zettel
stehen, so ist das nun mal, wenn zu viele Synapsen verschmort sind, dachte ich,
während ich dem Bummbumm und dem Gemurmel zuhörte, das sich in das Bummbumm
hineinmischte, und dann nahm wohl jemand die Hand von der Sprechmuschel und
rief zugleich: »Was soll ich ihn nochmal fragen?«, und das Bummbumm war schon
erheblich lauter und auch fiepsiger jetzt, war es wohl die Hand und nicht die
Wand gewesen, die da alles gedämpft hatte, falsch geraten, die ganze schöne
Gedankenarbeit für nichts, und ich rief »Hallo« in die Muschel, aber gedämpft,
im Zimmer neben dem Tischchen, auf dem das Telefon stand, schlief Astrid, die
wollte ich auf keinen Fall wecken.
    »Charlie?«
Es war Raimund, keine Frage. Er klang zwar etwas
heiser, aber das war er im Club immer, er schrie ja so viel herum, wenn er sich
amüsierte.
    »Ja.«
    »Charlie,
bist du das?«
    »Ja.«
    »Kann dich
nicht hören?«
    »Dann mach
doch mal die Musik leiser!«
    »Haha, der
war gut, immer der gute alte Charlie.«
    »Ja, ich fand ihn auch gut.«
    »Was?«
    »Egal.«
    »Hör mal,
ich kann dich kaum verstehen, Charlie, ich hab nur eine Frage eben …«
    Wieder
wurde die Musik gedämpft und dann wurde sie wieder lauter, da hatte jemand
seine Hand oder die Sprechmuschel oder beides nicht richtig im Griff, und
Raimund sagte in eine andere Richtung »Ach so«, und dann hörte ich einige Zeit
nur Musik und ich verspürte ein seltsames Ziehen und der ganze Körper wollte
durch die Telefonleitung kriechen und am anderen Ende im BummBumm Club, der alten
Unsinnsbasis von Raimund und Ferdi, den Space-Kadetten des deutschen
Clubwesens, aus der Sprechmuschel wieder rauskommen und gleich mitmachen,
irgendwas trinken, Mineralwasser meinetwegen, und einfach nur dabei sein, nicht
mal tanzen, tanzen war eh nicht so mein Ding, aber einfach dabei sein,
abhängen, Unsinn reden.
    »Charlie?«
    »Ja.«
    »Charlie,
bist du da?«
    »Ja klar.«
    »Was ich
fragen wollte, sagt Ferdi: Hast du einen Führerschein?«
    »Ja.«
    »Klasse 3?«
    »Natürlich
Klasse 3, was denn sonst?«
    »Hör mal,
alles klar, ich kann mich jetzt nicht mit dir unterhalten, ist zu laut hier,
hast du also, ja?«
    »Ja, hab
ich.«
    »Führerschein?«
    »Ja.«
    »Klasse 3?«
    »Ja.«
    »Alles
klar.«
    Und dann
legte Raimund auf. Die Uhr auf dem Telefontischchen zeigte 6:18, und Raimund
und Ferdi waren noch voll dabei. Und ich schon wieder. Das verwirrte mich:
Hieß das nun, dass wir irgendwie eine Verbindung hatten, dass da sowas wie ein
Wurmloch war zwischen dieser und der anderen Welt und 6:18 Uhr am Morgen die
Zeit, an der das Wurmloch geöffnet wurde, so wie es sich immer in den
Science-Fiction-Heftchen von Klaus-Dieter öffnete, er hatte mir mal ein paar
davon geliehen, er las die Dinger tagaus, tagein, und immer taten sich
irgendwelche Wurmlöcher auf, ein bisschen zu oft für meinen Geschmack, das
müffelte nach verschwitzter Sublimierung, wenn man mich fragte, aber mich
fragte ja keiner, außer Klaus-Dieter, und dem konnte man mit sowas nicht kommen,
»prima Geschichte« war das Einzige, was Klaus-Dieter bei seinen Heftchen als
Literaturkritik verkraften konnte.
    Nun ja,
jedenfalls war ich

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