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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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verwirrt, hatte aber keine Zeit, groß darüber nachzudenken,
denn nun war Werner über mir, und das ist wörtlich zu verstehen, er kam die
Treppe von oben herunter und auf mich nieder und zeterte dabei herum: »Wer ruft
denn da jetzt an?«, und: »Karl
Schmidt, was ist los mit dir, irgendwas stimmt hier nicht!«, und ich: »Was soll
denn jetzt nicht stimmen, Werner, da hat sich einer verwählt, ich meine, wer
ruft denn schon so früh am Morgen bei uns an?«
    »Das klang
für mich aber gar nicht nach verwählt«, sagte Werner.
    »Wieso, du hast doch gar nicht mit denen gesprochen!«
    »Soso, waren das gleich mehrere? Was ist da los, Karl Schmidt?«
    In diesem
Moment öffnete sich Astrids Tür und sie stand im Türrahmen in einem gestreiften
Pyjama und sagte: »Könnt ihr mal ruhig sein, ich glaub, ich spinne«, und Werner
ging die Treppe wieder hoch, nicht aber ohne noch »Heute Abend Plenum, Karl
Schmidt, und kein Bullshit!« über die Schulter zu rufen, der alte Sozpäd-Titan.
    Mit dieser
Ansage und aller gebotenen Verwirrung ging ich dann zur Arbeit.

4. Alligatorenfütterung
    Zur
Arbeit musste ich
nach Othmarschen in das Kinderkurheim Elbauen, und obwohl ich einen
Führerschein Klasse 3 hatte, wie nun auch Raimund wusste, hatte ich natürlich
kein Auto, ein Hilfshausmeister in einem Kinderkurheim verdient das Geld nicht
gerade säckeweise, und ich wusste auch nicht, ob Autobesitzen bei Clean Cut 1
überhaupt erlaubt war, Clean Cut 1 war kein Autofahrerding, das war mal klar,
so wie Altona kein U-Bahn-Ding war, sie hatten ja überhaupt nur drei U-Bahnen
in Hamburg und Altona war da nicht angeschlossen, und Othmarschen dann
natürlich schon gleich dreimal nicht, Othmarschen war viel zu
ländlich-sittlich für eine U-Bahn, aber genau richtig für ein Kinderkurheim,
und wenn eine von den kleinen Knalltüten ausbüxen wollte, dann musste sie halt
die S-Bahn nehmen, aus Othmarschen führte nur die S-Bahn raus und die nahm ich
auch jeden Werktagmorgen, um reinzukommen, und oft auch noch an den
Wochenenden, denn ich war nicht nur der Hilfshausmeister, ich war auch der
Ersatztierpfleger, seit der alte Tierpfleger tot war, weil Rüdiger, der
Hausmeister, als Vollalkoholiker für sowas weder Bock noch Nerven hatte, deshalb
hatte ich das übernommen, so wie überhaupt alles von Rüdiger außer der
Schlüsselgewalt und dem BAT-Vertrag,
die lagen bei ihm, aber das machte mir nichts, solange er mich in Ruhe
arbeiten ließ. Und der Tierpfleger, auch der Ersatztierpfleger, genoss Respekt,
das war mal sicher, jedenfalls bei den Affen und Kaninchen und den Nasenbären
und den Schildkröten und dem ganzen anderen Gekreuch, das sich zu
Tiertherapiezwecken dort versammelt hatte, aber zum Ausgleich hatte ein
Ersatztierpfleger im Kinderkurheim Elbauen nie wirklich frei, auch an den
Wochenenden nicht, eigentlich alles genau wie bei Werner und Clean Cut 1.
    Und so,
wie ich meine
Halbdunkelkaffeemorgen mit Henning irgendwie mochte, so mochte ich auch die
Tierfütterung, denn eins ist mal klar: Wer Tiere gefüttert hat, der hat schon
mal etwas Gutes getan, und wenn man das jeden Tag als Erstes macht, dann ist
kein Tag mehr umsonst, und so hatte ich das auch Werner erklärt, als der sich
darüber beschweren wollte, dass man mir die Extraarbeit aufgedrückt hatte, er
war kaum zu beruhigen gewesen, manchmal übertrieb er die Fürsorglichkeit, wir
nannten das das Lady-Di-Syndrom, jedenfalls Klaus-Dieter und ich, daran war Astrid
schuld, die machte sich schon lange immer Sorgen um Lady Di, weil die sich
immer um alles kümmerte und nachts noch die Leute in den Krankenhäusern
aufweckte, damit die auch wussten, dass Lady Di sich um sie kümmerte, das
beeindruckte und bedrückte Astrid schwer, mehr jedenfalls als das gleiche
Verhalten bei Werner, und deshalb sagten Klaus-Dieter und ich immer
Lady-Di-Syndrom, wenn Werner die Sache übertrieb, nämlich um Astrid zu ärgern,
die es hasste, wenn wir Werner und Lady Di auf eine Stufe stellten, für sie
stand Lady Di weit über Werner, bei Klaus-Dieter war es genau umgekehrt, ich
war da neutral, mir waren Werner und Lady Di genau gleich lieb.
    Ich ging
beim Kinderkurheim Elbauen hintenrum rein, weil ich dann niemandem begegnete,
den Erziehern nicht, die um diese Zeit eintrudelten und die Kinder weckten, und
auch nicht den frühen Vögeln unter den Lehrern, denn im Kinderkurheim wurde
nicht nur therapiert, sondern auch gelehrt, die Schule ging hier schön weiter,
weil die hundert jeweils schlimmsten

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