Magie, Liebe Und Desaster
Überraschung hätte ich fast meinen Text vergessen.
„ Ja, ähm, guten Abend. Mein Name ist Stefanie Wagner“, log ich. Obwohl ich es mit der Wahrheit versuchen wollte, hatte ich beschlossen die Nachforschungen unter falschem Namen durchzuführen.
„ Guten Abend.“ Tiefe sonore Stimme. Hörte sich gut an.
„ Ich arbeite für die Kanzlei Renber & Partner und wir suchen Herrn Thorsten Hermes in einer Erbschaftssache. Herr Schmitt, sein Onkel, nannte Sie als einen seiner Freunde und so wollte ich fragen, ob Sie wissen, wo er sich zurzeit aufhält.“ Hatte ich das nicht gut gemacht? Ohne zu stottern, den ganzen Text in aller Logik vorgetragen.
„ Wollen Sie mich verarschen? Die Nummer mit der Erbschaft ist ja wohl der älteste Hut der Welt. Haben ihm wohl ein Balg angehängt, was?“ Mit diesen charmanten Worten legte er auf. Idiot!
Meine restlichen Anrufe waren ebenso erfolglos. Anscheinend hatte dieser Matthias die übrigen Freunde vorgewarnt, denn kaum hatte ich meinen falschen Namen genannt, legten sie auf - wenn sie freundlich waren. Ein oder zwei beschimpften mich.
Die einzige Telefonnummer, die mir noch blieb, war die seiner Ex-Freundin.
„ Ja, hier Poscherau?“ Was für ein Name. Aber sie konnte ja nichts dafür.
„ Hallo, hier ist Stefanie Weisig. Ich suche Thorsten Hermes.“
„ So? Wer tut das nicht? Und warum denken Sie, dass ich Ihnen da weiterhelfen kann?“
„ Sie sind seine Ex-Freundin.“
„ Genau. Ex, wie ex und vorbei. Ich habe keine Ahnung, wo sich dieser Mistkerl aufhält und ich will es auch nicht wissen.“
Hm. Die Sache mit der Erbschaft brauchte ich ihr wohl nicht zu erzählen, sie klang nicht so, als ob sie daran interessiert war, Thorsten zu Geld zu verhelfen. Vielleicht war es an der Zeit für einen Appell daran, dass Frauen alle Schwestern waren, Männer alle Mistkerle, und wir im gleichen Boot saßen.
„ Thorsten hat mir ein Kind angedreht und sich aus dem Staub gemacht.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Vielleicht war es doch nicht die richtige Taktik gewesen.
„ Oh. Na dann sind wir schon zwei. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie ihn finden. Ich drehe ihm den Hals um!“
„ Wie wär’s, wollen wir uns auf einen Kaffee treffen? Vielleicht können wir unser Wissen austauschen und finden ihn gemeinsam.“ Mist. Kaum hatte ich das gesagt, fiel mir ein, dass ich noch nicht einmal wusste, ob ich im Anfangsstadium der Schwangerschaft war oder das Kind schon auf die Welt gebracht hatte.
„ Ok, warum nicht? Morgen Abend bin ich im Recepturkeller“, antwortete sie.
3
Am nächsten Morgen suchte ich meinen Lieblingsladen auf. Ein Geheimtipp unter den Hexen des Rhein-Main Gebietes. Das kleine Geschäft bot alles, was eine Großstadthexe zur Ausübung ihrer Künste benötigte. Um den Erfolg meiner Mission sicherzustellen, hatte ich beschlossen, mir ein besonderes Pendel zuzulegen. Eines, mit dem man vermisste Personen aufspüren konnte.
Nachdem ich dem Verkehr auf der Miquelallee glücklich entkommen war, schlängelte ich mich durch die kleinen, verwinkelten Einbahnstraßen von Bornheim. Hier, in einem der Hinterhöfe im Kellergeschoss, war „Magic and More“ zu finden.
Wie immer parkte ich im Halteverbot und stieg die Treppen in das Kellergeschoss hinunter. Wohltuende Kühle umfing mich. In der Luft waberte der Duft von Räucherwerk. Es dauerte einen Moment bis sich meine Augen, nach dem grellen Sonnenschein von draußen, an das Halbdunkel gewöhnten.
„ Hallo Margrit“, begrüßte ich die Hexe, die, in einen langen, dunklen Kaftan gehüllt, hinter dem Tisch saß, auf dem sich neben der Kasse etliche Bücher, Halbedelsteine, Amulette und Kristallkugeln türmten. Ich kannte Margrit noch aus meinen Tagen, als ich Wirtschaftswissenschaften an der Frankfurter Universität studierte. Das Studium hatte ich nie zu Ende geführt, dafür aber meine Fähigkeiten als Kartenlegerin und Hexe ausgebildet.
Mit einem: „Jana, wie schön dich zu sehen“, sprang Margrit von ihrem Stuhl, kam um den Tisch herum und umarmte mich. „Du warst viel zu lange nicht mehr hier. Wie geht es dir?“
„ Gut. Ich habe einen Auftrag, bei dem ich zum ersten Mal anständig verdiene und nicht die ewige Frage beantworten muss, ob der Ex-Freund zurückkommt.“
Margrit hüpfte auf und ab wie ein kleines Kind. „Das ist ja toll“, rief sie.
Ich musste lachen. Trotz der schwarzen Robe und der geheimnisvollen Aura, die diesen Laden umgab, benahm sich Margrit noch immer wie
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