Magie, Liebe Und Desaster
Autoren abgeschrieben. Die Detektive dieser Bücher oder Filme verfügten immer über wundersame Kontakte zu den richtigen Behörden, wo ihnen alte Freunde sämtliche Daten, von der Geburt bis zur Eheschließung, des Gesuchten lieferten.
Ich kannte niemanden, der in irgendeiner Behörde arbeitete. Irene wusste das, sie hatte mich nicht für diesen Job angeheuert, damit ich die Aufgaben eines Privatdetektives wahrnahm, sondern damit ich meine Fähigkeiten einsetzte. Mein wahres Talent war das Kartenlegen, aber ich hatte wenig Hoffnung, dass mir eine Tarotbefragung in diesem Fall helfen würde.
Außer dem Kartenlegen verstand ich mich auch noch auf die anderen Bereiche, in denen eine Hexe normalerweise tätig war, als da wären: Magie, Kristallkugelsehen, Pendeln, Auralesen und Kräuterkunde. Manche Hexen hatten noch mehr Talente, wobei ich gestehen musste, dass meine Künste im Kristallkugelsehen und Pendeln mehr als mittelmäßig waren. Leider waren das genau die Fähigkeiten, die ich brauchte, um eine vermisste Person zu finden. Diese Kleinigkeit hatte ich Irene vorenthalten. Ich brauchte das Geld. Außerdem konnte ich andere für die Tätigkeiten bezahlen, in denen ich selbst nicht gut war. Zuerst aber wollte ich es auf eigene Faust versuchen, es wäre doch zu demütigend, gleich zu einem befreundeten Magier oder einer Hexe zu rennen, bevor ich es nicht selbst versucht hatte.
Ich hatte weder eine Kristallkugel noch ein Pendel dabei, aber im Notfall konnte man sich beides recht einfach selbst herstellen. Statt einer Kristallkugel konnte man ebenso gut eine mit Wasser gefüllte Schüssel nehmen. Also begab ich mich in die Küche und schnappte mir eine Salatschüssel aus Plexiglas, die für meine Zwecke genau richtig war. Eine ziemlich heruntergebrannte Kerze trieb ich auch noch auf und so setzte ich mich an den runden Tisch, zündete die Kerze an und stellte die mit Wasser gefüllte Schüssel vor mich hin. Jetzt musste ich nur noch versuchen, innerlich ganz ruhig zu werden, meinen Geist zu leeren und mich auf Thorsten Hermes zu konzentrieren, während ich auf die ruhige, unbewegte Wasserfläche starrte ... und starrte ... und starrte.
Jeder, der schon einmal so etwas probiert hatte, wusste, wie anstrengend das war. Aber ich hielt durch, holte mir immer wieder das Gesicht von Thorsten Hermes im Geiste vor Augen und endlich sah ich etwas. Ein Gesicht spiegelte sich verschwommen im Wasser, ein Lächeln, Augen, die mich schon einmal verführt hatten.
Verdammt! Das war mein Ex-Freund Harald. Wie üblich hatte er mir alles vermasselt. Die paar Sekunden, die ich ihn im Wasser gesehen hatte, reichten mir für die nächsten Jahre. Ich hatte Kopfschmerzen und meine Laune war etwa genauso gut wie damals, als er mich verließ.
Vielleicht sollte ich es auf dem konventionellen Weg versuchen, etwas über diesen Thorsten herauszufinden. Dazu brauchte ich die Unterlagen, die Irene mir gegeben hatte. Erstaunlicherweise fand ich die sogar in dem Gewühl, das bereits in meiner Reisetasche herrschte. Ich öffnete den Umschlag, aus dem mir als Erstes seine Fotos entgegen fielen und so studierte ich sie noch einmal eingehend. Auf diesen Bildern sah er wie mein Ex aus, nur gut, dass er es nicht war.
Auf einem Blatt war ein kurzer Lebenslauf dieses Thorsten Hermes notiert. Mit einem leisen Pfiff überflog ich die Stationen seines Lebens. Sehr eindrucksvoll. Nachdem er sein Abitur an einem Nobelinternat in Bayern absolviert hatte, war er nach England gegangen um in Oxford zu studieren. Das hätte ich gar nicht gedacht. Den Bildern nach, hatte ich ihn als nichtsnutzigen Playboy eingestuft, der sich mit dem Geld seiner Eltern ein schönes Leben machte, schnelle Autos fuhr und mindestens drei Freundinnen gleichzeitig hatte. Oxford?! Was machte ein Mann wie er an dieser renommierten Universität? Doch nicht etwa studieren? Anscheinend lag ich nicht ganz falsch, denn er hatte sein Studium der englischen Literatur nicht beendet. Danach führte er das Leben, das ich ihm unterstellt hatte, woraus der Streit mit seinem Großvater resultierte. Zu den schnellen Autos und den vielen Freundinnen hatten sich letztendlich Drogen gesellt.
Als Nächstes nahm ich mir die Liste seiner Freunde vor. Hier wollte ich mit den Nachforschungen beginnen. Vielleicht wusste einer von ihnen, wo sich Thorsten aufhielt. Wenn nicht, konnte ich es immer noch mit Pendeln versuchen. Ich warf einen zweiten Blick auf die Liste von Thorstens Freunden. Bei einigen stand
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