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talon016

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Titel: talon016 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Spiele beginnen
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Talon Nummer 16

    „Die Spiele beginnen“

    von
    Thomas Knip

    „Ich hoffe, du lieferst mir einen interessanten Kampf, mein Freund. Deinetwegen unterbreche ich meine Geschäfte. Hoffentlich weißt du das zu würdigen.“
    Ibn Said strich sich mit den Fingern durch den dünnen Bart an seinem Kinn und bedachte den Mann, der mit nicht mehr als einem Lendentuch bekleidet war, mit einem süffisanten Lächeln. Talon konnte den Wunsch, den Sklavenhändler anzufallen, nur mit Mühe unterdrücken. Er blickte in die Mündungen zweier Schnellfeuergewehre, die auf ihn angelegt waren und ihn in Schach hielten. Der Mann arabischer Herkunft war nicht bereit, irgendein Risiko einzugehen und ließ den Weißen von zwei seiner Männer bewachen.
    Der schmale Tunnel, in dem sie sich befanden, mündete in einen kreisrunden Innenhof, der offensichtlich direkt in den Boden gegraben worden war. Seine Wände bestanden aus fest geklopfter Erde und mochten mehr als vier Meter in die Höhe reichen. Talon hatte den oberen Rand von seinem Standort aus nicht erkennen können. Das niedrig gebaute Tor aus grob zusammen gezimmerten Holzpflöcken, das den Tunnel vom Hof trennte, erlaubte nur eine eingeschränkte Sicht.
    Ibn Said blickte sich um und klopfte sich den imaginären Staub von seinem hellen Kaftan.
    „Ich habe dich in der Savanne kämpfen sehen. Vielleicht überstehst du sogar die ersten beiden Minuten.“
    Er schenkte Talon ein kurzes Nicken und drehte sich dann um. Hinter ihm schlossen die Wächter das Tor auf der anderen Seite des Durchgangs, ohne den Weißen einen Moment lang aus den Augen zu lassen. Doch Talon beachtete die Männer bereits nicht mehr. Er konzentrierte sich auf das, was nun geschehen würde und untersuchte den Hof, der allem Anschein nach den Zweck einer Arena erfüllte. Und sein erster Eindruck wurde schnell bestätigt. Der Sand, der den Boden bedeckte, war aufgewühlt und an vielen Stellen von tiefen Furchen durchzogen. Seine helle Farbe war längst durch zahlreiche Flecken getrockneten Bluts dunkel verfärbt. Vereinzelt ragten gesplitterte Holzbohlen aus dem Boden, umwickelt von zerrissenen Seilenden. Niemand schien sich die Mühe zu machen, die Spuren der Kämpfe beseitigen zu wollen.
    Talon ließ sich an einer Mauer des Durchgangs nieder, die wie die des Innenhofs nur aus fest geklopfter Erde bestand, und harrte aus. Wie viele Minuten vergingen, mochte er nicht zu sagen. Doch plötzlich knirschte das Tor, das in den Hof führte, leise auf. Es ruckte in seiner Verankerung und wurde langsam nach oben gezogen.
    Der Mann mit den rotbraunen Haaren wartete nicht ab, bis das Holzgatter endgültig verschwunden war, sondern duckte sich unter dem Tor hinweg und betrat den Hof. Das gleißende Licht der Sonne blendete ihn einen Augenblick lang. Selbst jetzt, am späten Nachmittag, brannte sie unbarmherzig auf den Boden herab. Ibn Saids Anwesen türmte sich direkt neben der Mulde auf und warf einen harten Schatten in die Arena. Talon schützte seine Augen mit der flachen Hand vor der Sonne und trat auf die schattige Hälfte des Hofs zu. Jetzt erst sah er das Tor, das am gegenüberliegenden Ende des Platzes in die Mauer eingelassen worden war. Es befand sich direkt unter dem Haupthaus Ibn Saids und wirkte schwerer befestigt als das, durch das Talon den Hof betreten hatte.
    Dumpfe Stimmen empfingen ihn von oben. Er hob seinen Kopf an und sah, wie sich am Rand der Mauer mehrere Männer einfanden, die neugierig nach unten sahen. In ihren Augen konnte er Spannung erkennen, auch wenn sie nicht übermäßig aufgeregt schienen. Offenbar waren solche Veranstaltungen nichts Ungewohntes für sie.
    Die Zuschauer waren allesamt einfach gekleidet, manche von ihnen in Tarnuniform. Auch wenn sich sowohl Araber wie dunkelhäutige Sudanesen um den Rand versammelten, blieben sie unter sich und hielten von der jeweils anderen Gruppe einen deutlichen Abstand. Offenbar waren die Kämpfe vor allem dafür gedacht, für etwas Abwechslung unter den Männern des Sklavenhändlers zu sorgen.
    Mit einem Mal verstummten die Stimmen. Kurz darauf erkannte Talon den Grund. Masud Ibn Said selbst betrat in Begleitung seiner beiden Wachen den Schauplatz und ließ sich in einem Bereich nieder, der trotz seiner Einfachheit an eine Loge erinnerte. Talon schüttelte innerlich den Kopf und verzog die Lippen zu einem schmalen Grinsen.
    Das Fingerschnippen des Arabers schnalzte laut durch die Luft. Augenblicke später öffnete sich das Tor am anderen Ende der Arena.

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