Magie, Liebe Und Desaster
Vornamen, war noch nicht da. Ich setzte mich an den Tisch, den ich für uns reserviert hatte und begann ein nervöses Stakkato mit den Fingern zu trommeln. Es war ein seltsames Gefühl, als Detektivin unterwegs zu sein. Was, wenn sie mich durchschaute? Oder ich mich, wie so oft, in meinen Lügen verhedderte? Und dann war da noch mein Aussehen. Dieser Thorsten war bestimmt nur mit Models ausgegangen. Nina würde einen Blick auf mich werfen und sofort wissen, dass meine Geschichte erlogen war.
Wäre ich nur nicht zum Friseur gegangen! Mit einer Hand fuhr ich mir durch die Haare. Statt meiner üblichen langen, glatten Mähne hatte ich jetzt einen Stufenschnitt. Ich fühlte mich, als hätte ich überhaupt nichts mehr auf dem Kopf. Dazu war ich auch noch auf den Vorschlag meine Haarfarbe aufzufrischen, hereingefallen. Die Aussicht die Ex-Freundin eines jungen, reichen, gutaussehenden Mannes zu treffen, hatte meine Urteilsfähigkeit getrübt und so stimmte ich zu. Jetzt war ich froh über die schummrige Beleuchtung in der Receptur. Ehemals mit dunklen Haaren gesegnet, die einige kastanienbraune Strähnen aufwiesen, sah ich jetzt aus, wie meine Oma, wenn sie vom Friseur kam! Ich hatte lilafarbene Strähnen. Und davon jede Menge!
Ich straffte die Schultern. Als moderne, selbstbewusste, emanzipierte Hexe unterwarf man sich nicht der Diktatur des Schönheitswahns. Es kam auf die inneren Werte an, nicht auf das Aussehen!
Meine inneren Werte wussten offensichtlich nichts davon, denn eine Träne stahl sich aus meinem Auge. Zum Glück kam ich nicht dazu, weiter über das Haardesaster nachzudenken, denn Nina rauschte in die Receptur.
Mir war auf den ersten Blick klar, dass sie die Ex war. Lange, blonde Locken, eine Traumfigur und das Gesicht eines Engels. Ihr Weg zu unserem Tisch war von Männern gesäumt, die ihr hinterherstarrten. Ich wünschte mir zum ersten Mal, ich könnte die drei „Bs“ aufweisen. Im Vergleich mit ihr fühlte ich mich klein und hässlich. Thorsten Hermes war eindeutig kein Mann, der auf die inneren Werte einer Frau achtete, zumindest nicht bei seiner Ex-Freundin. Selbst an dem besten meiner Tage würde ich nie so aussehen.
„ Bist du Stefanie?“, fragte sie und blieb vor mir stehen.
„ Ja, und du musst Nina sein.“
„ Stimmt. Hallo!“ Nina setzte sich und schüttelte ihre lange Mähne, die weder Stufen noch lila Strähnen hatte, und lächelte mich an. Reihum fielen die Männer fast von den Stühlen. Einer hatte sogar auf halbem Wege mit dem Bierglas zum Mund innegehalten. Für einen Moment vergaß ich, wie ich gerade hieß und schaute sie irritiert an. Dann fiel es mir wieder ein. Richtig. Stefanie war der Name, den ich ihr genannt hatte. An den Nachnamen konnte ich mich nicht mehr erinnern, aber glücklicherweise hatte sie gerade gefragt, ob wir uns nicht duzen wollten.
„ Coole Haarfarbe“, bemerkte sie. Ich unterdrückte den Drang, ihr mehrere Strähnen auszureißen.
„ Ja? Findest du? Hat mein Friseur auch gesagt, ist gerade total in“, murmelte ich und wünschte, wir würden über das Wetter reden.
„ Du hast es gut. Ich kann nie was Neues ausprobieren. Alle fahren auf blonde Haare ab, besonders wenn es echte sind.“ Sie warf ihre Haare mit geübtem Schwung über die Schulter. Wieder sah sie mich prüfend an.
„ Du solltest nicht so viel Make-Up benutzen, ist schlecht für die Haut. Ich benutze gar keins“, sagte sie und strahlte mich mit einem Zahnpastalächeln an. Die Richtung, die unsere Unterhaltung nahm, gefiel mir nicht. Ich war nicht hergekommen, um von einer blonden Barbiepuppe Schönheitstipps zu bekommen.
„ Ähm, ja genau. Werde ich mir merken. Könnten wir jetzt über Thorsten reden? Ich habe nicht viel Zeit.“
„ Klar, lass uns über Thorsten, Arschloch, Hermes reden.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen, lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück.
„ Hast Du eine Ahnung wo er sich gerade aufhält?“
„ Wenn ich es wüsste, wäre ich nicht hier. Seit Elias auf der Welt ist, habe ich von Thorsten weder etwas gesehen, noch etwas gehört und noch viel weniger Unterhaltungszahlungen bekommen. Seit zwei Jahren versuche ich den Mistkerl zu finden.“
Ich nickte, ging es mir doch genauso. Fast steigerte ich mich in eine gerechte Wut über den Vater meines unehelichen Kindes hinein.
„ Dann geht es dir so wie mir. Tim ist jetzt 3 Monate alt und seit dem Tag, an dem ich Thorsten erzählte, dass ich schwanger bin, habe ich nichts mehr von ihm gehört.“
„
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