Magier unter Verdacht
nachdenklich mit ihren Haaren. „Doch, schon.“
„Nun dann ist doch wohl klar, dass wir den Sessel zurückholen müssen“, sagte Ağan bestimmt.
„Du hast ja recht“, meinte Jenny. „Aber dieser Sperrmüll-Jochen ist trotzdem auch ein armer Schlucker.“
„Das werden wir ja sehen!“ Addi klopfte Jenny auf die Schulter.
Die drei bogen in die nächste Querstraße ein und suchten den Eingang zu dem Hof, in dem das Trödlergeschäft liegen sollte. Das war nicht weiter schwer. Als sie die Köpfe in den zweiten Torbogen steckten, wiesen ihnen laute Hammerschläge den Weg. Eine schmale Treppe führte zu einer Holztür. Darüber stand auf einem Schild: Alte Möbel und Reparaturen . Dicht daneben war ein kleines vergittertes Fenster in die Mauer eingelassen.
Schnell schlich sich Addi heran und sah ins Innere. Seine Augen leuchteten auf.
„Da ist unser Sessel!“, zischte er. „Und Sperrmüll-Jochen repariert ihn gerade. Er hat ein Bein neu gemacht. Sieht gar nicht schlecht aus!“
Ağan und Jenny drängten sich an Addis Seite. Durch das kleine Fenster konnten sie den Mann sehen, der ihnen den Sessel weggenommen hatte. Er stand vor einer Werkbank, auf der der Sessel lag. Die Löcher im Stoff waren genäht und Sperrmüll-Jochen schlug gerade vorsichtig ein Holzbein fest.
„Das Geheimversteck hat er jedenfalls nicht entdeckt“, murmelte Jenny. „Sonst würde er den Sessel nicht in aller Ruhe reparieren.“
„Okay, dann nichts wie rein da!“, flüsterte Addi. „Wir haben ihn!“
„Halt!“ Jenny zog ihre Freunde vom Fenster weg. „Er kennt uns doch. Wir können ja schlecht da reingehen und rufen: ‚Her mit dem Sessel – sonst knallt’s!‘“
Addi blieb stehen. „Stimmt. Wer hat einen besseren Vorschlag?“
Jenny überlegte. Plötzlich leuchteten ihre elfenblauen Augen auf. „Wir könnten es mit einem Trick versuchen. Wie wäre es, wenn wir ihm sagen, wir wissen, wo die dazugehörigen Möbel zu dem Sessel stehen?“
„Und dann?“, fragte Ağan. „Soll er etwa bei Oma Osti einbrechen und ihr auch noch den zweiten Sessel und das Sofa stehlen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Jenny schüttelte den Kopf. „Aber wir könnten Oma Osti und ihre Familie einweihen und ihnen sagen, wo ihr Sessel ist. Natürlich können sie ihn nicht einfach hier wegholen, weil sie ja nicht beweisen können, dass Sperrmüll-Jochen ihn geklaut hat. Hat er ja auch nicht. Sie haben den Sessel ja wirklich zum Müll gebracht.“
„Aber wie soll es dann funktionieren?“ Addi runzelte skeptisch die Stirn.
„Wir könnten Oma Osti doch sagen, sie soll die Polizei mitbringen. Vorher müsste sie den Polizisten natürlich erzählen, dass sie den Sessel hier zur Reparatur gegeben hat, und …“ Jenny dachte fieberhaft nach. „Na ja, dass ihre Enkel den reparierten Sessel abholen wollten und der Handwerker wollte ihn nicht rausrücken oder so …“
Ağan schüttelte den Kopf. „Das klappt nie im Leben. Und wenn in der Zwischenzeit dieser Sammler-Professor herkommt, ist der Sessel sowieso weg. Nein, das ist ein zu wackeliges Lügengebäude, meine Freunde.“
Addi sah unruhig zum Kellereingang. „Wir brauchen eine Idee, und zwar schnell. Sollen wir uns den Sessel einfach schnappen und abhauen?“
„Quatsch!“, sagte Jenny. „Das schaffen wir erstens nicht und außerdem ist es gegen die Ehre.“
„Stimmt“, pflichtete Ağan ihr bei. „Aber ich habe eine Idee. Der Sessel soll doch weiter Glück bringen … Wenn wir also Sperrmüll-Jochen sagen: ‚Danke, dass Sie den Sessel repariert haben, das war wirklich fein von Ihnen‘, und ihn dann …“
Jenny unterbrach ihn genervt. „Schon vergessen? Er will den Sessel zusammen mit diesem Lauscher für viel Geld an den Professor verkaufen …“
„Ja, schon.“ Ağan nickte. „Aber wenn wir ihn für seine Arbeit bezahlen?“
„Wir? Wovon denn?“ Jenny machte große Augen.
„Na, ich dachte da an Addi“, sagte Ağan. „Du hast doch immer Geld dabei?“
Addi griff in seine Hosentasche. „Ich habe fünfzig Euro. Dafür verkauft der den Sessel nie im Leben.“
„Nein“, meinte Ağan. „Aber vielleicht repariert er ihn dafür. Und das wäre dann ehrliche Arbeit. So wie er das früher auch gemacht hat. Sperrmüll-Jochen war schließlich nicht immer ein Dieb. Und wenn wir ihm sagen, dass die Reparatur alter Möbel eine ehrenvolle Arbeit ist, dann …“
„Du willst an sein Gewissen appellieren?“ Jenny starrte Ağan fassungslos an. „Das klappt doch nie!
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