Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
Wilhelm von Stein, der Kommandant der Gladius Dei . Die blaue Uniform mit dem roten Kragen und den goldenen Knöpfen wirkte so steif, als würde sie auch ohne den Mann, der in ihr steckte, aufrecht stehen. Von Steins Rechte lag auf dem Knauf seines Offizierssäbels, mit der Linken zwirbelte er seinen prachtvollen Schnauzbart. Flankiert wurde er von zwei deutschen Soldaten, deren Hände in der Nähe ihrer Revolver schwebten, wenngleich sie sie noch nicht gezogen hatten. Ein Stück hinter ihnen stand Emilio Scarcatore, Lionidas Begleiter. Der Wissenschaftler zwinkerte nervös.
    Den Männern gegenüber befand sich ein höchst ungewöhnliches Trio: ein kultiviert, wenn auch heruntergekommen wirkender Gentleman in braunem Tweed, der einen schmutzigen Invernessmantel übergeworfen hatte, ein grimmig dreinschauender Bursche in einem langen Kutschermantel und mit Schiebermütze auf dem Kopf, dessen behaarte Unterschenkel in klobigen Hufen endeten, sowie eine kleine, silbergrau getigerte Katze, deren durchscheinender, schimmernder Körper etwas eindeutig Geisterhaftes an sich hatte.
    Während die Männer von Stein wachsam anstarrten, saß die Katze seelenruhig auf dem Boden des Salons und sah sich um. Man konnte das Gefühl bekommen, das ganze Geschehen kümmere sie überhaupt nicht. Doch als der Blick ihrer grünen Augen Lionida beiläufig streifte, spürte die Magieragentin, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten. Dieses Tier wusste durchaus, was um es herum vorging, und beobachtete sie alle sehr genau!
    »Meine Herren, ich denke, Sie schulden uns eine Erklärung dafür, warum Sie hier draußen mitten auf dem Meer in einem Ruderboot treiben«, beendete der deutsche Offizier das angespannte Schweigen. Er sprach Englisch, denn ihre Gäste stammten – zumindest ihrer Kleidung nach – von den Britischen Inseln. Sein Akzent allerdings war ebenso wenig zu überhören wie der befehlende Unterton in seiner Stimme.
    Vielleicht hätte ich das Gespräch führen sollen , dachte Lionida. Diplomatie scheint nicht von Steins Stärke zu sein. Andererseits blieb ihr immer noch die Möglichkeit, als beschwichtigendes Element einzugreifen, sollte sich die Lage weiter verschärfen.
    Der satyrartige Mann im Kutschermantel runzelte die Stirn. »Warum erklären Sie uns nicht erst mal, was Sie hier draußen mit diesem Ungetüm von einem Flugapparat treiben?«, knurrte er feindselig.
    Von Stein holte scharf Luft und drückte die Brust heraus. »Sie könnten ein wenig mehr Dankbarkeit zeigen. Wären wir nicht gewesen, wären Sie so weit draußen auf dem Ozean sicher verdurstet!«
    Es schien, als wolle der Satyr eine weitere grimmige Antwort geben, doch sein Begleiter legte ihm eine Hand auf die Schulter. »So sehr es mich schmerzt, es zugeben zu müssen, aber ganz unrecht hat er nicht, Randolph. Lassen Sie mich mal.« Der Träger des Invernessmantels setzte ein Lächeln auf, das ein wenig so aussah, als habe er in eine Zitrone gebissen. Dann wandte er sich Lionida zu, entweder aus Höflichkeit oder weil er den Verdacht hegte, dass der bellende Deutsche nur der Kampfhund an der Leine irgendeiner Kraft im Hintergrund war.
    »Mein Name ist Moriarty, Arthur Moriarty, freischaffender Magier und Helfer in allen Lebenslagen«, stellte er sich vor und deutete eine Verbeugung an. »Ich würde Ihnen meine Karte reichen, aber ich fürchte, ich habe im Augenblick keine bei mir. Und Sie sind … ?« Er blickte Lionida erwartungsvoll an.
    Also schön , dachte sie. Er hat einen Teil seines Blattes gezeigt, erweisen wir ihm den gleichen Gefallen. »Ich bin Francesca Buitoni und … « Sie verspürte ein kaum merkliches Zupfen in ihrem Geist. Ihre Miene blieb freundlich, aber ihr Tonfall wurde etwas kühler. »… ich rate Ihnen, aus meinem Kopf zu verschwinden, wenn Sie nicht möchten, dass ich Sie und Ihre Begleiter aus der Ausstiegsluke der Gladius Dei werfen lasse.«
    »Ich bitte um Vergebung.« Moriarty senkte leicht den Kopf. Er machte einen angemessen schuldbewussten Eindruck, aber Lionida war das kurze Aufblitzen in seinen Augen nicht entgangen. Es war ein Test , durchfuhr es sie. Er wollte wissen, ob ich sein Eindringen bemerke, um meine Kräfte besser einschätzen zu können. Dieser Mister Moriarty ist ein schlauer Fuchs. Innerlich lächelte sie. Diese Begegnung versprach noch interessant zu werden.
    »Sie sind also ein Magier«, drängte sich von Stein wieder ins Gespräch zurück. Dem Hauptmann gefiel es offensichtlich gar nicht, derart übergangen

Weitere Kostenlose Bücher