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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zwischenspiel:
    die kraft der schöpfung
    »Vor allem aber ist die Magie eine schöpferische Kraft. Daher ist jeder Aussage, dass sie für den Tod von Lebewesen verantwortlich sein könnte, entschieden zu widersprechen. Die Magie belebt die Materie, sie verändert sie und bringt sie in neue Form. Im Grunde ist sie das Gegenteil des Todes. Natürlich mag der Tod infolge magischer Unfälle eintreten. Dieser ist aber unmittelbar irdischen Einflüssen zuzuschreiben, etwa einem Fall aus großer Höhe. Die Magie in ihrer reinen, rohen Form tötet nie.«
    – Petas Marazor
ATLANTIS – MYTHOS UND WAHRHEIT , S. 42
    Keine Zeit.
    Irgendwo.
    Das Erste, was ihre wiederkehrenden Sinne wahrnahmen, war fernes Donnern – ein dumpfer, grollender Laut, der wie ein Echo in den Bergen hin und her geworfen zu werden schien. Zunächst war ihr gar nicht richtig bewusst, dass es sich um Donner handelte, was sie da hörte. Es dauerte einen Augenblick, bis sie dem Geräusch einen Namen zu geben vermochte. Und schon im nächsten Moment hatte dieser Name für sie bereits wieder jedwede Bedeutung verloren.
    Ihr Körper fühlte sich eigentümlich leicht an, beinahe schwerelos. Aber sie hatte weder den Eindruck zu fallen noch von starken Winden getragen zu werden. Vielmehr schien es, als treibe sie durch etwas, das die Dichte von Wasser hatte, zugleich aber trocken und stofflos wie Luft war. Eigentlich hätte diese seltsame Erkenntnis sie zutiefst verunsichern müssen, doch stattdessen empfand sie gar nichts.
    Das Donnern wiederholte sich, wurde begleitet von einem metallischen Klirren. Sie erschauerte, und auf einmal tauchte ein Bildfragment in ihrem Geist auf: Ein junges Mädchen mit kastanienbraunem Haar, das in ein weißes Nachthemd gekleidet in der offenen Tür eines Landhauses steht und hinaus auf eine verwilderte Parklandschaft blickt. Schwere, dunkle Wolken hängen am schwülen Spätsommerhimmel. Donner grollt, Blitze wetterleuchten am Himmel, ein heftiger Wind fährt durch die Bäume und lässt ihre Kronen rauschen. Gebannt starrt das Mädchen auf das nahende Unwetter, auf die Kraft der Elemente. Die Neugierde ist stärker als jede Furcht. Auf einmal schlägt krachend ein Blitz in einen nahen Baum ein und spaltet den alten Stamm fast bis zur Hälfte. Ein Schauer durchläuft das Mädchen, ein Kribbeln, das vom Boden her in die Sohlen seiner bloßen Füße hineinjagt und die schlanken Beine hinaufschießt bis in den Rücken.
    Befinde ich mich in einem Unwetter? , fragte sich die Treibende. Das Bild verblasste vor ihrem geistigen Auge, und es wurde wieder dunkel. Erst jetzt fiel ihr überhaupt auf, dass sie nichts sehen konnte, und gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie etwas dagegen zu tun vermochte. Sie musste nur … musste nur …
    Der Gedanke entglitt ihr. Irgendwie hatte sie das Gefühl, ihr Geist sei in Watte eingeschlagen. Worte und Bilder kamen und gingen, erlangten einen Moment lang Bedeutung, nur um im nächsten so rasch wieder zu versickern wie Wasser, das man auf trockenen Sand gießt. Sie sah ein Gesicht vor sich, halb im Schatten verborgen. Kreisrunde, lidlose Augen mit Augäpfeln so schwarz wie polierter Onyx starrten sie an. Die Erinnerung an einen süßlichen Geruch drang ihr in die Nase. Dann plötzlich ein Gefühl von Beklemmung. Ich möchte mich bewegen, aber ich kann es nicht! Meine Beine, meine Arme, mein Körper gehorchen mir nicht.
    Erneut blickten die dunkel glänzenden Augen sie an, tot und Tod bringend zugleich. Eine Reflexion, wie von abrupt aufflackerndem Licht, das sich auf Metall widerspiegelt, huschte über sie hinweg. Im nächsten Moment verkrampfte sich etwas in ihrer Brust in Erinnerung an einen unvermittelten, furchtbaren Schmerz. Panik überfiel sie, und obwohl auch diese – wie alles andere – wieder nachließ, einer Welle gleich zurückwich, die über einen flachen Strand leckt, blieb ein winziger, heiß glühender Kern dieser Todesangst in ihrer Brust bestehen, ein Fremdkörper, an dessen Brennen sich ihr flüchtiger Verstand festzuhalten vermochte.
    Wo bin ich? Was ist passiert?
    Zum ersten Mal überhaupt stellte sie sich diese Fragen. Und eine weitere Frage drängte sich, eigenartig verspätet, in ihren Geist: Müsste ich nicht tot sein? Wieso sollte sie tot sein? Wie kam sie auf diesen Gedanken? Sie versuchte, sich zu konzentrieren, versuchte, die Worte und Bilder in ihrem Kopf festzuhalten und zu etwas zusammenzusetzen, dem sie eine Bedeutung zumessen konnte, das ihr zu erklären vermochte,

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