Magierkrieg - Mithgar 07
oben heulte und ihnen Eis und Schnee ins Gesicht peitschte.
»Sag«, schrie Tipperton Bekki zu, aber seine Worte gingen in dem Tosen des Windes unter. Wäre es nicht besser, wir würden uns anleinen?, hatte Tipperton sagen wollen. Aber niemand konnte ihn hören oder seine Gedanken lesen. Also folgte er Bekki unangeleint, und ihm wiederum folgte Beau, hinter dem Phais ritt, und Loric, der die Nachhut bildete. Rechts ragten irgendwelche Schatten empor. Bäume? Er wusste es nicht. Gerade wollte er Bekki noch einmal etwas zurufen, als das Tosen schlagartig aufhörte, während er in eine riesige Höhle ritt. Er sah in der Dämmerung, wie Bekki unbeirrt auf seinem Pony weiterritt, tiefer in die riesige Höhle hinein.
Tipperton trieb sein Pony hinter ihm her und drehte sich um. Beau folgte ihm, und dahinter sah er Phais, die ein Packtier an der Leine führte, und schließlich tauchte auch Loric auf, mit zwei Hengsten im Schlepp.
Bekki deutete mit einem Nicken auf das Feuer. »Bevor wir gehen, sollten wir Holz sammeln, um das zu ersetzen, was wir verbrannt haben.«
Beau sah sich in der Höhle um. Es war eine Art Felsendom, dessen Decke und Wände sich bis zum Boden wölbten, und der zwar von Geröll übersät, aber beinahe eben war. Sie saßen recht gemütlich am rückwärtigen Ende der Höhle, während der heulende Wind den Schnee dreißig Meter weiter an dem gewölbten Eingang der Höhle entlangpeitschte.
Beau drehte sich zu Bekki herum. »Meiner Treu, Bekki, wie habt Ihr diesen Platz überhaupt finden können?«
»Es ist eine Schutzhöhle für Wanderer der Châkka. Ich war schon einmal hier.«
Beau betrachtete die Holzstapel an der hinteren Wand der Höhle. »Ja, aber ich meine, wie konntet Ihr sie bei diesem dichten Schneetreiben sehen?«
»Das konnte ich gar nicht, aber wie gesagt, ich war schon einmal hier.«
Beau hob verständnislos die Hände.
Bekki warf Tipperton einen kurzen Blick zu. »Châkka können sich nicht verirren. Wenn wir einmal irgendwo gewesen sind, erinnern wir uns immer genau an den Weg. Das ist ein Geschenk von Elwydd.«
Beau sah in den tosenden Schneesturm hinaus. »Meiner Seel, ein wunderbares Geschenk, würde ich sagen.« Er drehte sich zu Tipperton um. »Ich frage mich, ob wir nicht auch so eine Gabe besitzen. Ich meine uns Wurrlinge.«
Tipperton seufzte und tippte sich auf die Brust, wo die Münze ruhte. »Ausdauer, das würde mich jedenfalls nicht verwundern.«
Phais betrachtete die beiden Wurrlinge und schüttelte den Kopf. »Nein, Tipperton, sondern Mut.«
Sie verbrachten die Nacht und den gesamten nächsten Tag in der Schutzhöhle, während draußen der Sturm tobte. In der zweiten Nacht flaute er während Bekkis Wache allmählich ab, und am nächsten Morgen hatte er sich vollkommen gelegt – es schwebten nur noch vereinzelte Schneeflocken vom Himmel. Die fünf sammelten unter den Bäumen vor der Höhle abgestorbenes Holz und ersetzten damit die Vorräte, die sie verbraucht hatten. Dann ritten sie weiter nach Osten. Ihre Pferde und Ponys bahnten tiefe Spuren durch den hohen Schnee, manchmal jedoch kamen sie auch über Terrain, auf dem der Schnee von dem Sturm weggefegt worden war.
Langsam klärte es sich auf, und am Nachmittag ritten sie unter den Strahlen einer fahlen Wintersonne. Die Luft war eisig kalt, ihr Atem bildete dicke Wolken, die sich als Eis auf den Schals niederschlugen. Diese hatten sie um ihre Gesichter gewickelt. In Bekkis Bart bildete sein Atem sogar Eisklumpen.
Durch die Schlitze der Schneebrille musterte Beau seinen Freund Tipperton, der in seinen Mantel vermummt war. »Himmel, Tip, ich kann mir nicht mal vorstellen, dass mir je wieder warm wird. Das hier ist noch schlimmer als unsere Reise durch den Ödwald.«
»Gehen wir ein Stück zu Fuß, Beau.« Tipperton schwang ein Bein über den Rist des Pferdes und sprang aus dem Sattel. »Dann wird uns wärmer.«
»Mit Vergnügen.« Beau stieg ebenfalls ab. »Ich würde sogar bis nach Dendor zu Fuß gehen, wenn es mich warm hielte.«
»In Dael wird es eine geheizte Herberge geben«, erklärte Tipperton. »Mit warmem Essen und einem heißen Getränk.«
»Meiner Treu, Glühwein mit Gewürzen«, stöhnte Beau. »Ich kann ihn schon schmecken.«
»Ein warmes Bad würde Euch besser tun«, erklärte Phais, die mit zwei Pferden an der Leine hinter ihnen ging.
»Allerdings«, stimmte Beau ihr zu. »Ein heißes Bad mit Glühwein, den ich schlürfen kann, während ich mich so richtig aufweichen
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