Magierlicht (Mithgar 08)
ein Wachposten der Brut auf einem Grat saß, kaum eine Viertelmeile entfernt.
»Wir können nur hoffen, dass er uns nicht sieht«, meinte Tipperton und warf einen skeptischen Blick zum Februarmond hinauf, der als leuchtende Scheibe am Himmel stand.
Der Troll kletterte zwischen den Felsbrocken langsam den Hang hinauf.
»Los!«, keuchte Tipperton. Sie krochen den rückwärtigen Hang des Hügels hinab, bis zu ihren Ponys, die unten im Schatten der Bäume warteten.
Dann schmetterte ein Horn.
»Himmel, sie haben uns gesehen!«, stöhnte Beau.
»Renn!«, schrie Tipperton. Sie flüchteten durch den Schnee und wirbelten weiße Wolken hinter sich auf.
Wieder schmetterte das Horn, doch das Signal wurde mitten im Ruf erstickt.
»Tynvyr«, knurrte Beau und taumelte weiter. »Oder Picyn. Sollen wir ihnen helfen?«
»Nein!«, rief Tipperton, der versuchte, auf dem Schnee das Gleichgewicht zu bewahren. »Füchse sind schneller als ein Troll, wir aber nicht. Jedenfalls nicht zu Fuß.«
Sie flohen weiter durch den Schnee und erreichten endlich ihre Ponys. Sie sprangen hinauf, feuerten sie an – »Hai!« – und stoben davon, galoppierten durch das verschneite Tal und auf den Großwald zu. Als sie über die Ebene ritten, tauchte zwischen den Klippen hinter ihnen der Troll auf, brüllte wütend und verzweifelt hinter ihnen her und schüttelte seine mächtigen Pranken wütend gegen den Himmel.
Der März kam, und mit ihm der Frühlingstag. Endlich zog sich der Winter zurück, so wie er sich in den letzten Jahren immer verkrochen hatte. Die Menschen hielten ihre Gesichter in den warmen Wind und blickten staunend zum Himmel empor, denn seit der Explosion des Karak und der Vernichtung von Atala war über alle Jahreszeiten ein kühler Windhauch gezogen … Doch jetzt schien es, als würden sich diese Folgeerscheinungen endlich lockern.
»Vielleicht ist es ja ein Omen«, sagte Beau.
»Ein Omen?«, erkundigte sich Linnet.
»Dass sich irgendwo das Blatt gewendet hat«, antwortete der Bokker.
»Ach, das hoffe ich wirklich«, meinte Linnet, nahm Beaus Hand und drückte sie an ihre Wange.
»Es wird zu gefährlich, die Brut vom Ausläufer des Rimmen-Gebirges aus zu beobachten«, sagte Rynna. Sie musterte die anderen, die an diesem feuchten Apriltag auf der nebelverhangenen Lichtung neben ihr standen. »Die Brut hat ihre Patrouillen verdoppelt und vervierfacht … ebenso wie ihre Wachposten.«
»Ganz zu schweigen von den Trollen«, warf Beau ein.
»Sie haben etwas vor«, erklärte Nix.
Farly runzelte die Stirn. »Aber was kann das sein?«
»Keine Ahnung«, gab Nix zu. »Aber irgendwas planen sie … ich kann es fast riechen.«
Beau lachte, und als ihn die anderen ansahen, schlug er vor: »Vielleicht riechst du nur den Gestank des Gezüchts.«
Tipperton grinste, wurde jedoch rasch wieder ernst. »Nix hat recht, irgendetwas steht hier bevor … Was sonst würde all diese Tätigkeit erklären? Es ist jetzt schon Monate her, dass sie ihre Patrouillen verstärkt haben. Sie fingen am Wintertag an, und jetzt haben wir Frühling. Also wovon genau fühlt sich Modru so bedroht?«
»Vielleicht will er uns auf diese Weise nur unter Kontrolle halten«, vermutete Rynna.
Linnet nickte. »Uns sozusagen im Wald einschließen«, meinte sie.
Tipperton schüttelte langsam den Kopf. »Das glaube ich nicht. Als wir vor drei Jahren von der Horde östlich des Darda Erynian hörten, dachten wir, dass sie die Verborgenen in Schach halten wollten, um sie daran zu hindern, in den Kampf gegen die Brut einzugreifen. Aber jetzt glaube ich, diese Horde war nur deshalb dort, weil Modru von dem Silbernen Schwert wusste und nicht wollte, dass Galarun es bekäme.«
Beau runzelte verwirrt die Stirn. »Aber das Schwert wurde doch trotz der Horde beschafft, auch wenn es jetzt verschwunden ist. Warum also sollte er die Brut an dieser Grenze lassen, wenn nicht, um zu verhindern, dass sich die Verborgenen dem Hochkönig anschließen, wenn die Zeit gekommen ist?«
»Wie bitte?«, hakte Farly nach. »Ich muss irgendwo den Faden verloren haben.«
Beau seufzte. »Wenn die Brut hier wäre, um zu verhindern, dass das Schwert geholt wurde, und dabei kläglich versagt hat, dann stellt sich doch eine Frage: Was will sie noch hier?« Farly zuckte die Achseln, doch Beau sprach weiter. »Der einzige Grund, den ich mir denken kann, ist: die Verborgenen in Schach zu halten.«
Rynna schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich glaube, das können sie gar nicht, Beau. Denn
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